Kulinarische Reise nach Tel Aviv
Haya Molcho und ihre vier Söhne haben mit ihrem Neni-Kochbuch eine Hommage an die außergewöhnliche israelische Stadt verfasst. In Köln hat die Familie gerade ihr neues Restaurant im 25hours-Hotel im Gerling-Quartier eröffnet.
KÖLN Es ist eine besondere Reise, auf die sich Haya Molcho vor einem Jahr am jüdischen Neujahrsfest begeben hat. Mit ihr unterwegs sind ihre vier Söhne Elior, Nadiv, Ilan und Nuriel sowie zwei Jungköche aus der Neni-Restaurant-Kette, welche die Familie betreibt. Ziel ist Tel Aviv, die israelische Stadt am Mittelmeer, die so anders ist als viele Orte auf diesem Globus.
„Zwei Wochen lang haben wir im Rhythmus der Stadt gelebt. Alle Gerichte des Kochbuchs wurden hier zubereitet und die Zutaten auf den Märkten Tel Avis eingekauft“, sagt Molcho. Doch es sind nicht nur die Rezepte, an denen die Familie interessiert ist. Es geht um die Geschichten der Menschen, die Haya Molcho und ihre Söhne getroffen hat. So wurde ein arabischer Fischer auf seinem Trawler besucht, der mit seinem jungen jüdischen Kollegen die besten Restaurants der Stadt beliefert und das schon in der achten Generation.
„Das Buch ist vieles in einem. Es ist ein Kochbuch, das die Vielfalt der Küche Tel Avivs zeigt, die sich auch auf der Speisekarte unserer NeniRestaurants finden. Es ist gleichzeitig eine Reiseführer und es sind die Geschichten der Menschen, die wir auf unserer Reise getroffen haben. Sie zeigen, wie vielfältig das Leben dieser Stadt ist und wie viele verschiedene Kulturen dort friedlich zusammenleben.“
Für Haya Molcho ist Tel Aviv die Stadt, in der sie aufgewachsen ist und in der sie auch ihre Liebe zum Kochen entdeckt hat. Zu den ersten Kindheitserinnerungen gehören die farbenfrohen Straßenstände, auf denen sich Sabres, Kaktusfrüchte, auf einem Bett von Eisblöcken als süße Erfrischungen türmten. Oder an Tiras, Maiskolben, die über offenen Feuer gegrillt wurden. Mit Tel Aviv verbindet Molcho auch Erinneexistieren rungen an ihren Ehemann, dem berühmten Pantomimen Samy Molcho, der vor 80 Jahren im trockengelegten Sumpf an der Grenze zu Jaffa aufgewachsen ist. Dort erlebte er, wie die weiße Stadt auf der anderen Seite entstand. Damals in den 30er und 40er Jahren kamen viele Einwanderer aus Deutschland nach Tel Aviv. Später waren es Menschen aus dem Jemen, dem Irak und anderen arabischen Ländern sowie aus Russland und Äthiopien, die dort ihre Heimat fanden.
Ein große Bedeutung für Haya Molcho haben die Märkte Tel Avivs, wo jeminitische, türkische und irakische Angebote nebeneinander und wo Streetfood immer allgegenwärtig ist. „Es vereint Menschen durch die einladende Geste, Essen in die Hand gereicht zu bekommen. Früher, als ich mit Samy auf Tournee war, stand er auf der Bühne und ich bin über die Märkte gegangen und habe später gekocht.“
Später gründet sie zunächst ihr eigenes Catering und später das erste Neni-Restaurant am Wiener Naschmarkt. „Wir wollten ein Familienrestaurant haben, wo jeder seine Aufgaben hat. Dass es heute neun Restaurants in verschiedenen Ländern gibt, war damals noch nicht geplant. In dem, was wir machen, steckt sehr viel Leidenschaft“, sagt Nuriel Molcho, der die Fotografien zum Buch beigesteuert hat.
Gerade hat die Familie ihr neues Restaurant im achten Stock des Kölner 25hours Hotels eröffnet, mit dem man in vielen Städten zusammenarbeitet. „Es ist fast so, als ob Köln auf Neni gewartet hat, wir sind hier sehr gut ausgebucht, was uns stolz macht. Der historische Rundbau des Hotels ist ein großartiges Gebäude, das perfekt zu uns passt. Gut ist, dass die Menschen in Köln sehr offen und experimentierfreudig sind“, sagt Nuriel. Zum Jahresende wird seine Familie auch mit Restaurants in Amsterdam und Paris vertreten sein.