Vergessenes Meisterwerk erstmals auf CD
Das Leverkusener Ensemble l’arte del mondo hat drei Sinfonien des Komponisten Anton Zimmermann eingespielt. Die Musiker waren begeistert.
LEVERKUSEN Vergessene Schätze aus Musikarchiven zu heben, darum bemüht sich der Leverkusener Musiker Werner Ehrhardt seit Jahren. Seine neueste musikalische Entdeckung hat der Geiger und Dirigent mit seinem Ensemble l’arte del mondo gerade auf CD eingespielt. Drei Sinfonien von Anton Zimmermann (1741-1781), einem Kollegen und Freund von Joseph Haydn, sind als Weltersteinspielung bei Deutsche Harmonia Mundi erschienen.
Zimmermann baute in Pressburg/Bratislava, Residenz der ungarischen Krone, eine Kapelle für Bälle und Konzerte auf, für die er auch komponierte. „Insbesondere die Sinfonie in c-Moll, in manchen Abschriften mit dem Beinamen Lamentazione versehen, übertraf alle Vorstellungen an Besonderheit und Inventionskraft, die wir uns bei der Bestellung ausmalten“, schwärmt Ehrhardt. „Dieses Werk fällt allein schon durch seinen Umfang auf. Ich kenne keine Sinfonie aus dieser Zeit mit solchen Ausmaßen.“
Starke Bläserpartien zeichnen auch die beiden anderen Sinfonien in e-Moll und B-Dur aus. Über die in c-Moll sagt Werner Ehrhardt: „Posaunen in einer Sinfonie dieser Zeit – einmalig, melodisch außergewöhnlich geführt, die Mischung von Kontemplation und Dramatik wunderbar, klanglich und formal sehr anspruchsvoll und ein absolutes Unikat. Ein Meisterwerk.“So das Urteil des künstlerischen Leiters, der seine Kollegen von l’arte del mondo ganz offensichtlich mit seiner Begeisterung anstecken konnte, als man den Wert der Musik im Zusammenspiel entdeckte.
Denn eine Partitur existierte nicht, nur Abschriften von Einzelstimmen waren in anderen Bibliotheken auffindbar, während das Noten-Archiv in Pressburg durch Kriege verschollen ist. Technisch wie musikalisch wundervoll gespielt wird diese Musik eine weitere Hörerschaft überzeugen. Für l’arte del mondo begann die Spielzeit mit
zwei Auftritten beim Beethovenfest in Bonn und Konzerten beim Mosel Festival, im Zürcher Schiffbau, in der Frauenkirche Dresden, Konzerthaus Dortmund, Liederhalle Stuttgart und Tonhalle Düsseldorf. Das Orchester arbeitete dabei mit ausgezeichneten Solisten wie dem Geiger Daniel Hope, dem Cellisten Daniel Müller-Schott, dem Harfenisten Xavier de Maistre oder der Blockflötistin Dorothee Oberlinger. Aktuell stehen zwei Opernproduktionen an. Neben Mozarts „Entführung aus dem Serail“im Goethe-Theater Bad Lauchstädt und im Theater Winterthur wird sich das Orchester am 3. November auch wieder am Heimatstandort Leverkusen präsentieren. Bei Bayer Kultur, wo das Ensemble als „Orchestra in Residence“geführt wird, steht die Oper „La Fierra di Venezia“von Antonio Salieri auf dem Programm (19.30 Uhr im Erholungshaus). Zwei weitere Leverkusen-Termine folgen im zweiten Teil der Spielzeit: Am 12. April findet bei KulturStadtLev ein Kammerkonzert mit Werken von Händel, Purcell u.a. im Spiegelsaal von Schloss Morsbroich statt. Am 19. Mai führt l’arte del mondo im Erholungshaus Werke von dall’Abacco, Vivaldi und Richter auf. Als Solist ist Daniel Hope dabei.
Tickets für die Konzerte von Bayer Kultur im Erholungshaus, Nobelstraße 37, Tel. 0214-3041283, Kammerkonzert von KulturStadtLev im Forum, Tel. 0214-4113. www.lartedelmondo.de