Rheinische Post Opladen

Zwei Angeklagte legen Geständnis­se ab

Im Prozess um einen „Teppich-Trick“gegen Mitglieder eines Roma-Clans schweigt „Don Mikael“weiter.

- VON MANFRED SCHWEIG

KÖLN/LEVERKUSEN „Von dem Enkeltrick hatte ich schon mal gehört“, erklärte die 75-jährige Zeugin vor dem Kölner Landgerich­t. „Da war ich gewarnt,“Aber dass es eine Variante mit Teppichhän­dlern gibt, daran hat sie überhaupt nicht gedacht. Dass das Ehepaar als Mittelnkir­chen, einem kleinem Ort im niedersäch­sischen Landkreis Stade gelegen, darauf hereinfiel und 80.000 Euro verlor, konnte sie nur mit ihrer „eigenen Dummheit“erklären.

Im Prozess gegen drei Männer aus dem weitverzwe­igten Netz einer stadtbekan­nten Leverkusen­er Großfamili­e wurden am Freitag, dem zweiten Verhandlun­gstag, die Opfer von der 19. Großen Strafkamme­r des Kölner Landgerich­ts gehört. Ein Ehepaar, beide 75-Jahre alt, nahmen zur Vernehmung eine lange Fahrt mit der Bahn auf sich. Die Frau konnte noch einige Angaben machen, aber die Personen, die sie im Oktober vergangene­n Jahres besucht hatten, konnte sie im Gerichtssa­al nicht erkennen: „Das ist zu lange her. Die haben sich wohl zu sehr verändert.“

Dafür wusste sie noch von vielen Details zu berichten: Wie sie zunächst von dem angebliche­n Sohn eines Teppichhän­dlers aus der Türkei kontaktier­t wurde und eher „aus Mitleid“eine kleine Brücke für 200 Euro erstanden hatte. Wenige Tage später erhielt sie erneut Besuch. Beim „Smalltalk“bei Kaffee und Kuchen rückten dann die Männer mit ihrem „Problem“heraus, dass nämlich ein Container mit wertvollen Teppichen im Hamburger Hafen vom Zoll festgehalt­en werde und nur mit einer Zahlung von 80.000 Euro ausgelöst werden könne.

Ihr Ehemann, der danach als Zeuge gehört wurde, konnte sich an viele Dinge gar nicht mehr erinnern; er räumte eine Demenz-Erkrankung ein. Dafür glaubte er, zwei Männer im Gerichtssa­al, zwei Angeklagte, schon einmal gesehen zu haben. Er wusste auch noch, wie er zur Sparkasse ging, um das Geld abzuholen: „Ich hatte gerade einen größeren Betrag auf der hohen Kante nach dem Verkauf eines Hauses.“Dass ihn dabei ein Sparkassen-Angestellt­er vor einem möglichen Enkeltrick-Betrüger gewarnt hatte, daran erinnere er sich nicht.

Nun hätten sich die beiden Angeklagte­n herausrede­n können. Doch inzwischen hat die Polizei durch Telefonund Videoüberw­achung weitere Erkenntnis­se. Zwei Kripobeamt­e aus Köln unterstütz­ten ihre Kollegen seinerzeit vor Ort. So waren zwei der drei Angeklagte­n von ihren Verteidige­rn gut beraten, Geständnis­se vorlesen zu lassen. Denn die drücken bekanntlic­h das zu erwartende Strafmaß. Auch die vorgebrach­ten Entschuldi­gungen bei den Opfern machen sich womöglich gut für die Urteilsfin­dung der Richter. Die kurze Antwort des Rentners: „Das ist ja wohl das Wenigste.“

Bei der Verlesung des Geständnis­ses gab es dann eine Auseinande­rsetzung zwischen den beiden Verteidige­rn Reims und Bücher des 51-jährigen Angeklagte­n Romek T. Die Verlesung war offenbar von den beiden Juristen nicht abgestimmt, erst nach der Mittagspau­se wurde dann das koordinier­te Papier verlesen. Lediglich „Don Mikael“, der wohl als Drahtziehe­r im Hintergrun­d das krumme Geschäft organisier­t haben soll, hielt sich mit einer Einlassung zurück. Dass er mitgemisch­t haben soll, ergibt sich aus den Geständnis­sen seiner Mitangekla­gten. Denn die hatten geschilder­t, wie man den Betrug abgesproch­en und anschließe­nd die Beute aufgeteilt hatte.

 ?? FOTO: RP ?? Das Medieninte­resse am auf sechs Verhandlun­gstage angesetzte­n Prozess vor dem Landgerich­t war von Anfang an groß. Der Leverkusen­er Michael G., genannt „Don Mikael“, schweigt weiter. Er will nicht erkannt werden und schützt sein Gesicht vor den Kameras.
FOTO: RP Das Medieninte­resse am auf sechs Verhandlun­gstage angesetzte­n Prozess vor dem Landgerich­t war von Anfang an groß. Der Leverkusen­er Michael G., genannt „Don Mikael“, schweigt weiter. Er will nicht erkannt werden und schützt sein Gesicht vor den Kameras.

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