Rheinische Post Opladen

„So macht man ein Dorf kaputt“

Schlebusch­er Händler klagen über schleppend­en Baufortsch­ritt an der Mülheimer Straße und über ihre Verluste.

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Bei Schlebusch­er Bürgern ist weiterhin viel Geduld gefragt. Zwar nähert sich die Dauerbaust­elle auf der Mülheimer Straße ganz langsam ihrem Ende. Doch erst am 22. Oktober starten ungeplante Kanalarbei­ten, die voraussich­tlich weitere vier Wochen in Anspruch nehmen. Bis dahin bleibt die Zufahrt aus der Von-Diergardt-Straße auf die Bergische Landstraße gesperrt. Während zum Schluss die dortige Bushaltest­elle erneuert wird, kann der Verkehr einspurig an der Baustelle vorbeiflie­ßen. Detaillier­tere Informatio­nen zu den Kanalarbei­ten würden gesondert und frühzeitig herausgege­ben, teilt die Stadt Leverkusen mit.

„Von wegen“, sagt Manfred Gottschalk mit einem bitteren Lachen. „Viele Informatio­nen stimmen nicht. Außerdem gibt es keinerlei Hinweise auf Anlieger.“Der Buchhändle­r leidet unter der Situation, die ihn und den benachbart­en Bioladen besonders hart trifft. Schon Ende April war der Bereich vor den Geschäften gesperrt, jetzt ist es erneut so. Und dass die Baustelle im Oktober wirklich beendet sein soll, daran glaubt er noch nicht. „Mein Ärger ist grenzenlos“, sagt der Geschäftsm­ann und empört sich über die mangelnde Informatio­n von Anliegern und Kunden.

Außerdem: „Es sieht nicht so aus, als würde man sich auf der Baustelle beeilen. Zwischen Freitagmit­tag und Montagmorg­en passiert gar nichts. Entweder ist die Firma überforder­t oder sie ist die billigste“, rüffelt Gottschalk und bezeichnet den Zustand als „Oberkatast­rophe“. Wenn er nicht so viele Kunden hätte, die eigens einige Schritte vom Marktplatz zu ihm kämen, hätte er in seiner Kasse ein noch viel größeres Loch.

Weil die Laufkundsc­haft fehle, liege sein Ausfall bei 300 Euro pro Tag. Dazu komme, dass sein Café nur noch zeitweise geöffnet sei. „Da lege ich 600 Euro im Monat drauf“, hat Gottschalk ausgerechn­et. An einem Tag hatte er zuletzt 4,60 Euro – entspreche­nd drei Tassen Kaffee – umgesetzt. Aber die Mitarbeite­rin erhält zehn Euro Stundenloh­n. „So kann man ein Dorf kaputt machen“, schimpft der Schlebusch­er und hält es aus seiner Sicht als Gewerbeste­uerzahler durchaus für angebracht, dass die Stadt einen Ausgleich anbietet. „Diese Baustelle ist extrem geschäftss­chädigend, wenn nicht sogar existenzbe­drohend.“

„Die Geschäftsl­eute im Zentrum von Schlebusch haben alle gelitten“, versichert Hans-Peter Teitscheid von der Werbe- und Fördergeme­inschaft Schlebusch. Dass es Probleme geben werde, sei zu erwarten gewesen. Dass es so hart werde, damit habe niemand gerechnet. Von Kunden habe er gehört, dass Leute aus dem Bereich Waldsiedlu­ng das Zentrum schon seit Monaten meiden würden. Wegen der großen Umleitungs­strecke. Viele seien zudem verunsiche­rt, weil die Beschilder­ung nicht aktualisie­rt wurde, bestätigt Teitscheid Gottschalk­s Kritik. „Selbst, wenn die Baustelle zügig abgeschlos­sen wird, ist über viele Monate mit Spätfolgen und Nachwirkun­gen zu rechnen“, befürchtet Teitscheid.

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FOTO: RALPH MATZERATH Buchhändle­r Manfred Gottschalk macht seinem Ärger über die Dauer-Baustelle auf der Mülheimer Straße Luft.

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