Rheinische Post Opladen

Russisch lernen am Landrat-Lucas-Gymnasium

- VON ANJA WOLLSCHLAE­GER

LEVERKUSEN An der Landrat-Lucas-Schule können Schüler traditione­ll aus einem breiten Fächerkano­n ihre Kurse wählen. Ein Beispiel dafür sind die Russisch-Grundkurse, die Lehrerin Aljona Fomin (30) in der Oberstufe betreut. Keine andere Schule in Leverkusen bietet diese Sprache an.

Die Schüler haben jetzt am Wettbewerb „spielend Russisch lernen“teilgenomm­en. Mehr als 4500 Schüler aus drei Ländern haben bei dem Sprachentu­rnier, das vom Energie-Konzert Gazprom Germania ausgericht­et wird, teilgenomm­en. Aufs Siegertrep­pchen schafften sie es nicht, eine Klasse aus Düren holte den Titel. Für die Lehrerin ist das kein Beinbruch: „Mir geht es darum, dass unsere Schüler merken, dass sie nicht die einzigen sind, die diese Sprache lernen.“Im kommenden Jahr will sie wieder ein Team für einen Wettbewerb aufstellen. Doch zunächst steht der Austausch mit einer Schule aus Sankt Petersburg auf dem Programm. Alle zwei Jahre kommen zunächst russische Schüler nach Deutschlan­d, dann folgt der Gegenbesuc­h. Bis Februar müssen die Schüler der zehnten Klasse fit in ihrer dritten Fremdsprac­he werden, denn dann kommt der Besuch.

Die Sprache des größten Landes der Erde mag auf den ersten Blick abschrecke­nd wirken. Fomin räumt aber schnell mit Vorurteile­n auf: „In der kyrillisch­en Schrift sehen die Vokale genauso aus wie in der lateinisch­en.“Die sechs grammatika­lischen Fälle sollten auch kein Hindernis für die Verständig­ung sein. Die Lehrerin macht Mut: „Stellen Sie sich vor, Sie würden alles im Nominativ und im Infinitiv sagen, das würde sich ungewohnt anhören, aber man könnte Sie verstehen.“ Was gibt es noch über die Sprache zu wissen? „Sie enthält viele Internatio­nalismen. Im Russischen begegnen den Schülern Wörter, die sie aus dem Französisc­hem oder Englischen kennen.“Bis zum Abitur sind die Schüler dann auf dem Niveau B1 entspreche­nd dem gemeinsame­n europäisch­en Referenzra­hmen. Sie können damit die meisten Situatione­n bewältigen, denen sie auf Reisen im Sprachgebi­et begegnen.

Johanna ist eine von Fomins Schülerinn­en. Die 16-Jährige suchte in der Oberstufe die Herausford­erung: „Mich interessie­ren Sprachen, die nicht romanisch sind“, sagt sie. Ein bisschen anspruchsv­oll darf es schon sein, und dass der Kurs an russischen Feiertagen Tee trinkt, gefällt ihr auch. Ihre Freundin Annabelle, 18, sagt: „Ich interessie­re mich sehr für russische Kultur und russische klassische Musik.“

Ein Drittel bis zur Hälfte eines jeden Kurses besteht nach den Erfahrunge­n der Lehrerin aus Schülern, deren Mutterspra­che Russisch ist. Langweilig werde es ihnen aber auch nicht: „Sie wissen oft wie etwas gesagt wird, aber die Grammatik können sie nicht erklären.“In der Regel seien sie in Deutschlan­d geboren und kennen somit Russisch nur als Alltagsspr­ache in der Familie. Die Strategie der Lehrerin, um sowohl Anfänger als auch Mutterspra­chler im Kurs anzusprech­en: „Wir bilden Tandems aus Mutterspra­chlern und Neulernern.“So ist einer Experte für die Aussprache und einer für die Grammatik. Die Lehrerin selbst stammt aus Kasachstan und ist im Alter von 16 Jahren nach Deutschlan­d gekommen. Auch ihre Schüler denken darüber nach, Russisch für ihren Beruf zu nutzen: „Wir haben eine Umfrage gemacht; sechs von 16 Schülern wollten Lehrer werden.“

 ?? FOTO: RALPH MATZERATH ?? Aljona Fomin stammt aus Kasachstan und unterricht­et Russisch. Eine ihrer Schülerinn­en ist Annabel Duda (r.)
FOTO: RALPH MATZERATH Aljona Fomin stammt aus Kasachstan und unterricht­et Russisch. Eine ihrer Schülerinn­en ist Annabel Duda (r.)

Newspapers in German

Newspapers from Germany