Bei der Digitalisierung ist Leverkusen vorn
In NRW liegt die Stadt auf Platz neun von 65 Städten und Kreisen.
LEVERKUSEN Was die Digitalisierung angeht, kann sich die Chemiestadt sehen lassen: Im aktuellen „Digitalisierungsatlas“, den das Forschungsinstitut Prognos für die Rheinische Post erstellt hat, belegt Leverkusen einen achtbaren neunten Rang unter 65 gelisteten Städten und Kreisen in NRW. Damit liegt die Stadt zwar hinter den rheinischen Metropolen Köln (1), Düsseldorf (2) und Bonn (3), aber vor Städten wie Bochum (11), Wuppertal (15), Krefeld (12) und Mönchengladbach (17) und auch vor dem Rheinisch-Bergischen Kreis (20).
Für Frank Obermaier kommt diese Nachricht nicht unerwartet. Der Chef der städtischen Wirtschaftsförderung kennt die digitalen Stärken des Standorts. In Leverkusen hätten sich viele junge Ingenieurbüros der sogenannten Industrial IT niedergelassen, die digitale Anlagentechnik und Prozessleittechnik entwickeln und Softwarelösungen für Unternehmen anbieten. „Da haben wir Kompetenz und Expertise“, sagt Obermaier. Als Beispiele nennt er die Gesellschaft für Industrielle Automatisierung (GIA), die sich vor 28 Jahren als Spin-Off von Siemens gründete. „Die haben damals in einer Garage angefangen“, sagt Obermaier. Solche innovativen Start-Ups versucht der Wirtschaftsförderer an den Standort zu binden und zugleich ihr Knowhow für andere mittelständische Wirtschaftssegmente nutzbar zu machen. Dazu dient das „Probierwerk“, das am 6. Dezember von Landeswirtschaftsminister Andreas Pinkwart eröffnet wird. Dort sollen innovative Unternehmen aus der Digitalbranche etwa mit Handwerksbetrieben kooperieren und gemeinsam nach Lösungen suchen. Auch soll es Schulungsangebote geben.
Was die Digitalisierung angeht, sieht Obermaier aber auch Verbesserungsbedarf, so etwa bei der Breitbandausstattung von Gewerbegebieten. Wegen der größeren Dichte an Nutzern würden zunächst die Wohngebiete bevorzugt. „Da sind die Netzbetreiber gefragt.“Fördermittel der öffentlichen Hand könnten helfen. Solche seien für das Gewerbegebiet Friedenstal zugesagt, Aufträge für einen Breitbandausbau ausgeschrieben. Nach Angaben der Stadtverwaltung steht Leverkusen ein Fördervolumen von 3,7 Millionen Euro für den Breitbandausbau zur Verfügung. Die Ausbauplanungen umfassen mehr als 500 Gewerbeund Privatanschlüsse. Hinzu kommen weitere 3,5 Millionen Euro für Baumaßnahmen zur Digitalisierung an Schulen sowie 1,5 Millionen Euro für Hard- und Software. Alle Schulen sollen mit Wlan ausgestattet und ans Glasfasernetz angeschlossen werden.
Auch den lokalen Einzelhandel ermuntert Wirtschaftsförderer Obermaier, die Digitalisierung als Chance zu begreifen. Dabei gehe es nicht darum, Geschäftsmodelle aus dem Internethandel zu kopieren, sondern bewusst alternative „Kundenbindungsprogramme“zu kreieren. Stichworte könnten sein: „Nähe, Qualität, Serviceorientierung“. Das setze jedoch ein funktionierendes lokales Umfeld voraus. Als positives Beispiel nennt Obermaier den nun fast abgeschlossenen Umbau der Opladener Fußgängerzone an der Kölner Straße.