Vorsicht vor Reh, Wildschwein und Co.
Tempo 60. Die Straße führt durch einen Wald. Trabt jetzt ein Reh auf die Straße und stößt mit dem Auto zusammen, wirken Kräfte von bis zu fünf Tonnen. Die Jäger im Kreis warnen akut vor Wildunfällen im Herbst.
LEICHLINGEN/RHEIN-BERG Mit dem goldenen Herbst scheint’s vorerst vorbei zu sein. Die sieben goldenen Herbstregeln aber bleiben. Denn der Herbst, das sagen die Jäger im Kreis, ist auch die Zeit, in der Rehe, Hirsche und Wildschweine besonders oft auf Autos treffen. Im Spätherbst, betont der Deutsche Jagdverband (DJV), sind die Felder abgeerntet, die Wildtiere müssen sich also vermehrt auf die Suche nach Nahrung machen.
„Durch die Zeitumstellung wandern die Tiere eine Stunde früher von den Schlafplätzen ,in die Kantine’ – oft quer über die Straßen“, heißt es von den Jägern im Rheinisch-Bergischen Kreis. Eine Stunde früher heißt aber auch: mitten im Berufsverkehr. Und die Begegnung hat möglicherweise bitteren Folgen, denn: „Bereits bei einem Zusammenstoß mit Tempo 60 wirken Kräfte von fünf Tonnen auf das Fahrzeug – soviel wie ein ausgewachsener Elefant wiegt“, berichtet Andreas Heider von der Jägerschaft des Hegerings Overath.
Für die Wildtiere enden solche Zusammenstöße meist tödlich, aber auch Autofahrer sind bei Wildunfällen vor Verletzungen nicht gefeit. Treffen Hirsch und Auto aufeinander, kann es für alle Beteiligten auch tödlich ausgehen, warnt Heider und beschreibt: „Ausgewachsene Hirsche wiegen gerne mal 200 Kilo und sie haben lange Beine. Bei einem Crash fliegen sie direkt über die Motorhaube in die Windschutzscheibe.“Laut dem DJV wenden Versicherungen jährlich mehr als 500 Millionen Euro auf, um Wildunfallschäden zu regulieren. Der DJV nennt in seiner Statistik zu Wildunfällen 2016/2017 in NRW diese Zahlen: Rehwild 26.550, Schwarzwild (Wildschweine) 2660, Damwild 340, Rotwild 310.
Bedeutet: Um derlei Zusammenstöße möglichst zu vermeiden, sollten Autofahrer auf waldreichen Strecken im Rheinisch-Bergischen Kreis das Tempo drosseln. Wildtiere könne Entfernungen und Geschwindigkeiten zwar abschätzen, „aber bei uns gibt es keine Geparden, die es auf über 100 km/h bringen. Kein Reh kann derart hohe Geschwindigkeiten einschätzen“, ergänzt Andreas Heider. „Forscher haben festgestellt, dass heimische Wildtiere maximal Tempo 70 erkennen.“
Der Jäger legt Autofahrern deshalb diese goldenen Regel ans Herz:
1. Auf die Verkehrszeichen „Wildwechsel“achten, die an bekannten
langjährigen Gefahrenstellen postiert sind.
2. In den Gefahrenbereich nicht ablenken lassen. Denn in jeder abgelenkten Sekunde fährt man bei Tempo 70 fast 20 Meter.
3. Die Augen der Wildtiere reflektieren das Scheinwerferlicht. Ein leuchtendes Augenpaar am Straßenrand heißt: unbedingt aufpassen.
4. Abstand zum Vordermann halten, um das Auffahren zu vermeiden, sollte derjenige plötzlich bremsen.
5. Steht das Tier auf der Straße, sollten Autofahrer scharf abbremsen, die Spur halten und, wenn es geht, abblenden. Ein geblendetes Tier ist orientierungslos und bleibt zur Sicherheit lieber stehen, sagt Heider. 6. Ein Wildtier kommt selten allein, meist kommen weitere Tiere hinterher.
7. Nicht ausweichen, denn das steigert die Gefahr, noch einen weiteren Unfall zu bauen. „Lieber mit einem Reh zusammenstoßen, als vor einen Baum fahren – oder gar in den Gegenverkehr kommen“, sagt Andreas Heider.