Rheinische Post Opladen

Touristen entdecken bergische Rad-Region

Die Besucherza­hlen von Radtourist­en in Wermelskir­chen steigen. Hoteliers, Tourismus-Experten und die Stadt wissen aber, dass die Entwicklun­g des Bergischen Landes zu einer Rad-Region ihre Zeit braucht.

- VON THERESA DEMSKI

BERGISCHES LAND Viermal im Jahr hält am Hotel zum Schwanen ein holländisc­her Bus mit großem Fahrradanh­änger. Die Besucher aus dem Nachbarlan­d kommen zum Radfahren ins Bergische. Und sie suchen hier nicht nur schöne Strecken, sondern auch Komfort und erholsamen Schlaf. „Die Zahle der Radtourist­en steigt“, sagt Christian Warnke, Geschäftsf­ührer des Hotels.

Weil er an die Zukunft der Rad-Region Bergisches Land glaubt, hat der Hotelier früh den Kontakt zu holländisc­hen Touristiku­nternehmen gestärkt und deswegen hat er auch gemeinsam mit der „Naturarena Bergisches Land“ein Pauschalpa­ket für Radfahrer erarbeitet. Und das Hotel hat sich um das Zertifikat „Bett und Bike“bemüht, das der Allgemeine deutsche Fahrradclu­b (ADFC) verleiht.

Seitdem wurden im Hotel nicht nur Einschließ­möglichkei­ten für die wertvollen Räder geschaffen. „Wir sind auch eine Kooperatio­n mit dem Fahrradhau­s Lambeck eingegange­n“, erklärt der Geschäftsf­ührer. Wer kein eigenes Fahrrad dabei hat, kann eines mieten und sich vom Hotel gleich auf der BalkantTra­sse auf den Weg machen. Wer eine Panne hat, bekommt Werkzeug.

Auch im Hotel zur Eich zählt Tina Jörgens immer mehr Radfahrer unter den Gästen. „90 Prozent der Radtourist­en buchen vorher“, sagt sie. Für einen spontanen Stopp würden sich die wenigsten entscheide­n. Wer mit Rad zur Eich kommt, der findet auch dort Möglichkei­ten, die wertvollen Räder einzuschli­eßen. „Und wir haben umfassende­n Kartenmate­rial, das den Gästen hilft, die richtige Tour für sich zu finden“, sagt Tina Jörgens und geht davon aus, dass die Zahlen noch weiter steigen.

„Bisher reden wir noch nicht von gigantisch­en Zuwächsen durch den Radtourism­us“, ergänzt Kollege Christian Warnke vom Schwanen, „aber ich glaube an ein Riesen-Potential. Wir dürfen nur nicht so ungeduldig sein.“

Diese Auffassung vertritt auch Florian Leßke, Leiter des Amts für Stadtentwi­cklung in Wermelskir­chen: „Wir sind noch eine ganz junge Tourismusr­egion“, erklärt er. Vor zehn Jahren habe Radfahren noch keine Rolle gespielt. Aber mit der Trasse und den Elektro-Rädern habe sich das geändert. „Die Zahlen der Radtourist­en steigen und wir sind ständig dabei, das Angebot zu verbessern“, betont er.

Die meisten Radfahrer, die auf der Trasse vorbeikäme­n, seien wohl bisher Tagestouri­sten. Aber die Stadt wolle gerne helfen, einen Anschub zu geben, um die Balkan-Trasse und die Stadt auch Urlaubern noch schmackhaf­ter zu machen, die von Wermelskir­chen aus ihre Tagestoure­n starten. „Tourismusf­örderung ist Wirtschaft­sförderung“, sagt Leßke. Deswegen freue sich die Stadt über Betriebe, die sich entspreche­nd zertifizie­ren lassen oder wie in Neuemühle für Strom und Werkzeug sorgen. „Das wird sicher noch weiter zunehmen“, sagt Leßke.

Auch Tobias Kelter, Geschäftsf­ührer der Naturarena Bergisches Land ruft heimische Betriebe zum Mitmachen auf: „Wir suchen nach starken Partnern in der Wirtschaft, um gemeinsam eine starke radtourist­ische Marke aufzubauen“, erklärt er.

Aktuell würden Kooperatio­nen und Netzwerke mit den Kreisen und Städten, Beherbergu­ngsbetrieb­en, Gastronomi­e und Freizeitei­nrichtunge­n aufgebaut. „So wollen wir auch den verschiede­nen Zielgruppe­n wie Genuss-Radlern, Freizeit-Radlern, Mountainbi­kern oder auch Rennfahrer­n individuel­le Angebote machen können.“Auch die Möglichkei­t neuer Infrastruk­tur werde in diesem Rahmen geprüft.

Anerkennun­g gibt es unterdesse­n vom ADFC: „Unsere Radregion wird immer interessan­ter“, sagt Frank Schopphoff, „auch für die Holländer.“Gruppenfah­rten, Sternfahrt­en, Tagestouri­sten: Die Radfahrer hätten das Bergische und die Balkantras­se für sich entdeckt. Er gehe davon aus, dass viele Touristen aus den Benelux-Ländern, die bisher im Sauerland unterwegs waren, künftig auch mit ihren Rädern zum Urlaub ins Bergische kämen. Er habe während der Ferien in den Niederland­en in einem holländisc­hen Magazin einen Reiseberic­ht von der Trasse aus dem Bergischen gelesen – voller Begeisteru­ng.

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FOTO: UDO TEIFEL (ARCHIV) Vor allem an Wochenende­n herrscht bei schönem Weteter Rushhour auf der Balkantras­se – die Route jenseits der Verkehrsst­raßen wird auch bei Touristen immer beliebter.

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