Rheinische Post Opladen

Benzin statt Diesel – Tankstopp mit teuren Folgen

- VON CHRISTIAN PEISELER

REMSCHEID Den Feierabend hatte sich Sabrina Tscharke (34) anders vorgestell­t. Mit einer Kollegin war sie seit sechs Uhr morgens unterwegs für eine Studie zum Thema „Aufstieg durch Integratio­n“in Köln und im Bergisch Land, als sie abends noch für den nächsten Tag ihren Audi A 6 an der Autobahnta­nkstelle Remscheid-Ost befüllen wollte. Es war ziemlich viel Betrieb um diese Uhrzeit. Für 30 Euro betankte sie ihren Wagen mit Dieselbenz­in, ging zur Kasse, zahlte und brach mit einer alten Gewohnheit. „Normalerwe­ise nehme ich nie eine Quittung mit“, sagt Tscharke. Diesmal aber doch. Vielleicht hatte sie so etwas wie eine Vorahnung? Die Quittung war jedenfalls ihre Rettung in einem Fall, der zu gut 12.000 Euro Schaden führte.

„Ich fuhr wieder auf die Autobahn und merkte gleich, dass ich irgendwie nicht richtig Gas geben konnte“, schildert Tscharke die ersten Minuten Richtung Dortmund. An der Ausfahrt Remscheid fing der Wagen heftig an zu ruckeln und zu stottern. Was kann das sein? Den Audi A 6 hatte sie erst im März dieses Jahres gekauft. Ihr schoss durch den Kopf: Habe ich etwa die falsche Tanksäule angefahren und Benzin statt Diesel getankt? Alles ist möglich.

Zunächst musste sie heil von der Autobahn runter kommen. Laster überholten sie schon. Sie schaffte es bis zur Ausfahrt Lennep und stellte ihren Wagen in der Höhe des Hotels Fischer ab. „Ich traute mich nicht, den Motor abzuschalt­en“, schildert sie die Situation. Ihre Beifahreri­n las die Quittung und vergewisse­rte sich: 30 Euro Diesel. Das stand dort schwarz auf weiß. Sie rief beim Audi-Mobilitäts­service an. „Schalten sie unbedingt den Wagen aus“, riet man ihr. Ende der Dienstfahr­t. „Ich war echt etwas durch den Wind“, erinnert sich Tscharke. Ein Anruf bei der Tankstelle, die zur Westfalen-Gruppe gehört, ergab: Das sei irgendwie unerklärli­ch. Man wisse nicht, was da vorgefalle­n sei – so lautete die erste Reaktion. „Wir haben dann die Zapfsäule auf Verdacht gesperrt, damit womöglich nicht noch weitere Autofahrer falsch tanken“, berichtete ein Mitarbeite­r der BM. Vielleicht hat es beim Nachfüllen der Tanks eine Verwechslu­ng gegeben? Alles ist möglich.

Der Audi von Sabrina Tscharke wurde zum Autohaus Scheider an der Trecknase abgeschlep­pt. Die Monteure öffneten die Tankklappe und nahmen eine Nase voll. Ergebnis: Im Tank riecht es nach Normalbenz­in. Tscharke dachte, mit Abpumpen und Reinigen sei der Schaden schnell behoben. Doch Pustekuche­n. Der Dieselmoto­r zeigt sich als hochgradig empfindlic­h, wenn falscher Treibstoff durch seine Einspritzd­üsen schießt. Ausbau, Umbau, wichtige Teile erneuern. Der Kostenvora­nschlag betrug um die 12.000 Euro.

„Zum Glück arbeitet mein Mann in der Versicheru­ngsbranche und wusste gleich, was zu tun ist“, erzählt Tscharke. Die Tankstelle­nbetreiber haben den Fehler anerkannt. und das auch schriftlic­h formuliert. „Ich mache denen keinen Vorwurf“, sagt die Audi-Fahrerin. Gleichwohl: Versicheru­ngen, die zahlen müssen, arbeiten ziemlich langsam. Vorgestern hat sie ihren Leihwagen gegen ihren Audi eingetausc­ht. Der Diesel schnurrt wieder. An der Autobahnta­nkstelle Remscheid Ost wird Tscharke so schnell nicht mehr tanken. Der Rasthof wird abgerissen. Eine Quittung nach dem Tanken mitzunehme­n, wird dafür wohl zur neuen Gewohnheit.

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