Missbrauch: Verein stärkt Schüler
Die Zahl missbrauchter Kinder und Jugendlicher ist gestiegen. Beratungsverein Sag’s hat die Statistik vorgestellt.
LANGENFELD/MONHEIM Die „Me-too-Debatte“hat das Thema „Sexuelle Gewalt“weiter ins öffentliche Bewusstsein gerückt, mehr noch, als es Beratungsstellen in den vielen Jahren zuvor geschafft haben. Jetzt hat der Langenfelder Verein „Sag’s“, der auch für Monheim zuständig ist, seinen Jahresbericht im Jugendhilfeausschuss präsentiert.
Seit 1991 gibt es Sag’s in Langenfeld als Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die Opfer von sexueller Gewalt geworden sind. Mit einer Diplom-Psychologin, einem Notruftelefon ist die Einrichtung gestartet. Zwei Räume standen dafür zur Verfügung. Nach dem Umzug an die Düsseldorfer Straße stehen dem Verein heute deutlich mehr Räume und mehr Personal zur Verfügung. Aktuell gibt es vier feste Mitarbeiter, die für Diagnostik, Beratung und Begleitung sowie für die Prävention zuständig sind – finanziert durch spenden und städtische Zuschüsse.
Die Fallzahlen sind von 1991 bis heute stark gestiegen. Waren es in den Jahren 1991/92 insgesamt 67 Fälle, davon 52 Mädchen, liegt die Zahl für 2017 bei 107 Fällen. Betroffen von sexueller Gewalt: 64 Mädchen, 43 Jungen. Die höchsten Zahlen weist der Bericht für das Jahr 2006 aus. Da waren 90 Mädchen und 31 Jungen betroffen.
Grund genug für den Verein, sich auch stark in der Prävention zu engagieren. Schwerpunkt dabei ist die Kooperation mit Schulen. Bereits in der Grundschule werden Kinder so ermutigt, sich gegen Übergriffe zu behaupten. In den weiterführenden Schulen arbeiten die Schüler aktiv mit, gestalten, wie zum Beispiel an der Bettina-von-Arnim-Gesamtschule Ausstellungen wie: „Nichts sagen, nichts hören, nichts sehen? Doch, Sag’s“.
In Monheim war die Beratungsstelle im vergangenen Jahr 15 Mal aktiv. Sie hat mit Klassen der Peter-Ustinov-Gesamtschule (8), mit der Hermann-Gmeiner-Grundschule (4) und der Leo-Lionni-Schule (3) gearbeitet. In Langenfeld gab es Projekte mit 28 Klassen, davon 17 mit Grundschulen und elf mit den weiterführenden Schulen (Bettine-von-Arnimund Städtische Gesamtschule). Das Symbol, das sich wie ein roter Faden durch die Präventionsarbeit zieht, ist das weiße X – Zeichen gegen sexuelle Gewalt.
Die Ratsuchenden kamen im vergangenen Jahr zu 62 Prozent aus Langenfeld, zu 29 Prozent aus Monheim. Neun Prozent waren aus den umliegenden Städten. Als Tätergruppe für Langenfeld hat die Beratungsstelle vor allem männliche Bekannte (25 Prozent) und Väter/ oder Vaterersatzpersonen (14 Prozent) sowie männliche Verwandte (13 Prozent) ausgemacht. Fremde schlagen in dieser Statistik nur mit zwei Prozent zu Buche. Auffällig ist, dass insgesamt 24 Prozent der Gewalt von Kindern und Geschwistern ausgeht. Die Zahl der nicht ermittelten Täter liegt bei 16 Prozent.
In Monheim liegt diese Zahl höher – bei 28 Prozent. Dort wurden drei Prozent der Übergriffe von männlichen Jugendlichen verübt, 19 Prozent von Vätern/Vaterersatzpersonen, neun Prozent von männlichen Verwandten und 22 Prozent von Bekannten. Der Anteil der Übergriffe durch Kinder liegt bei 13, bei Geschwistern bei sechs Prozent.