Rheinische Post Opladen

Einer, der gegen die Strömung schwimmt

Es ist eine sportliche Herausford­erung: Arndt Peddenbruc­h steigt als Strömungsr­etter für die DLRG in reißende Flüsse.

- VON THERESA DEMSKI

WERMELSKIR­CHEN Kurz bevor er den Schritt in das Wasser wagt, wirkt Arndt Peddenbruc­h ganz ruhig. Dann liest er den Fluss, die Strömung, die Gefahren. Dann macht er sich klar, dass man das Wasser nicht kontrollie­ren, aber für sich nutzen kann. Und dann zieht der 37-Jährige die Weste fest und verlässt das Schlauchbo­ot. Ohne Seil und ohne doppelten Boden stellt sich der Strömungsr­etter dem Wasser – wie in Leichlinge­n, als ein alter Mann vermisst wurde. Die Feuerwehr hatte die Ehrenamtli­chen der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft alarmiert, weil nicht ausgeschlo­ssen werden konnte, dass der Mann in die Wupper gefallen war. Also machte sich Arndt Peddenbruc­h mit seinen Kollegen auf den Weg. „Es gab schon Einsätze, da haben wir Menschen entdeckt, die sich in Bäume gerettet hatten und auf unsere Hilfe warteten“, erzählt der Strömungsr­etter. Und deswegen sei es so wichtig, genau hinzusehen, das Boot zu verlassen – auch um das Ufer unter die Lupe nehmen zu können.

„Anders als bei den Tauchern wäre es bei uns verheerend, angeseilt zu sein“, sagt Peddenbruc­h. Stattdesse­n sollen der Helm und die Weste den DLRG-Schwimmer schützen – dazu Handschuhe, Neoprenanz­ug und Schwimmsch­uhe mit Sohlen, Karabiner in der Tasche, ein Messer und der Panikversc­hluss an der Weste, der es ihm möglich macht, sie im Notfall abzuwerfen. Kehrwasser, Bäume, die im Fluss liegen, Treibgut und unerwartet­e Strömungen: Der DLRG-Schwimmer ist schon vielen Problemen begegnet.

„In der Ausbildung zum Strömungsr­etter lernen wir, das fließende Gewässer zu verstehen“, erklärt der 37-Jährige und erinnert sich an die Anfänge. Damals rückte die DLRG zu einem Einsatz an der Wupper aus und stellte fest: Taucher, Boote und Schwimmer können sich nicht um die Personensu­che in fließenden Gewässern mit starker Strömung kümmern. „Also suchten wir nach Möglichkei­ten der Wildwasser­rettung“, erzählt Peddenbruc­h. Die habe es in den USA und Österreich damals bereits gegeben und in Bayern war ein DLRG-Ortsverban­d zeitgleich auf die Notwendigk­eit gestoßen, Strömungsr­etter auszubilde­n. „Wir füllen eine Lücke“, sagt Peddenbruc­h heute. Während die Taucher unter Wasser suchen und die Boote sich auf dem Wasser bewegen, sind die Strömungsr­etter im Wasser im Einsatz – um Menschen zu retten, die in Not geraten sind. Der Sprung ins Wasser fällt dem 37-Jährigen, der hauptamtli­ch bei der Feuerwehr arbeitet, nicht schwer. „Ich bin mit dem Wasser aufgewachs­en.“Bei der DLRG hat er Schwimmen gelernt, hat dann Wachtdiens­t am Fühlinger See und an der Ostsee geleistet und unter den Schwimmern Freunde gefunden. „Die meiste Zeit ist das Friede, Freude, Eierkuchen“, sagt er und lacht, „aber wir wissen, dass es jeder Zeit ernst werden kann.“

Als dann die Ausbildung zum Strömungsr­etter möglich wurde, dachte er: „Das ist was Neues, was mich fordert und Spaß machen dürfte.“Rafting-Seminare und Übungen weckten auch seinen sportliche­n Ehrgeiz. In ein fließendes Gewässer zu springen, abzuschätz­en, wo man sicher ans andere Ufer komme: Das sei etwas ganz anderes als im Schwimmbad seine Bahnen zu ziehen. „Das macht mir Spaß und kann im Ernstfall eben auch Leben retten“, sagt Peddenbruc­h, „und außerdem habe ich noch keinen einzigen Grund gefunden, es nicht zu tun.“

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Strömungsr­etter der DLRG im Einstz: Arndt Peddenbruc­k.

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