Jeder vierte Unfallverursacher türmt
Täglich werden im Kreis Mettmann etwa zehn Unfallfluchten angezeigt. Die Aufklärungsquote liegt bei 60 Prozent.
LANGENFELD/MONHEIM Der schwarze BMW X3 parkt am Montagnachmittag nicht mal eine Stunde an der Hauptstraße in Langenfeld. Als der Besitzer zurückkehrt, erblickt er sogleich den Schaden vorne links. Irgendwer hat mit seinem Auto den schwarzen SUV angefahren. Wahrscheinlich beim Ein- oder Ausparken, vermutet die Polizei. Und dann habe sich der Verursacher trotz eines Schadens von etwa 1500 Euro am BMW einfach entfernt. „Unfallfluchten dieser Art kommen leider fast täglich in den Städten des Kreises Mettmann vor“, sagt Polizeisprecherin Nicole Rehmann. Im Schnitt soll dies etwa bei jedem vierten Zusammenstoß der Fall sein.
Nach der Polizeistatistik wurden 2017 im Kreisgebiet bei 13.926 gemeldeten Verkehrsunfällen insgesamt 3529 Fahrerfluchten angezeigt, 91 mehr als im Jahr zuvor. „Dieses hohe Niveau dürfte 2018 in etwa beibehalten werden“, sagt Frank Richartz, der das Verkehrskommissariat im Südkreis leitet. „Zwar ist das Jahr noch nicht rum und Hochrechnungen sind nicht möglich. Aber bislang ist kein Rückgang zu erkennen.“In aller Regel würden geparkte Autos beschädigt. Womöglich trage dazu bei, so Richartz, dass SUV und andere Fahrzeuge breiter sind als jene Autos, für die vor 20, 30 Jahren die Stellplätze auf Parkflächen markiert wurden. Da könne es eng werden – für manchen Wagenlenker zu eng. „Immerhin werden Einparkhilfen zunehmend zum Standard.“
Die Frage, warum jemand nach einem Zusammenstoß flüchtet, ohne für den Schaden aufzukommen, lässt sich laut Richartz pauschal nicht beantworten. „Die Motive sind unterschiedlich: Vielleicht will man vermeiden, dass sich die eigenen Versicherungsbeträge erhöhen. Oder das Auto ist auf jemand anders zugelassen, dem gegenüber man den Unfall verheimlichen möchte. Womöglich waren aber auch Alkohol oder Drogen im Spiel. Vielleicht besitzt der Verursacher ja auch keinen Führerschein.“
„Unfallflucht ist kein Kavaliersdelikt“, sagt Leitender Polizeidirektor Manfred Frorath. Vor allem dann, wenn jemand verletzt wurde. Und die Reparaturkosten könnten beträchtlich sein, merkt Richartz an. „Die Bandbreite bei den Anzeigen reicht vom verbogenen Kennzeichenschild bis hin zum Totalschaden.“Üblicherweise handele es sich aber um drei- oder vierstellige Beträge. Und die können den geschädigten Autobesitzern weh tun.
Wer für sein Fahrzeug keine Vollkaskoversicherung abgeschlossen hat, bleibt nach Angaben von Andreas Nawe auf diesen Kosten sitzen. Der Leiter der Verbraucherzentrale in Langenfeld empfiehlt Vollkasko vor allem bei Neuwagen, hochwertigen Autos und Liebhaberfahrzeugen. „Ansonsten muss man bei einem etwa fünf Jahre alten Auto wegen des Wertverlusts gegenrechnen, ob sich die im Vergleich zu Teilkasko deutlich höheren Versicherungsbeträge noch lohnen.“So oder so rät Nawe dringend dazu, den Schaden eines Unfalls mit Fahrerflucht anzuzeigen. „Vielleicht wird der Fahrer ja ermittelt. Und dann kann man sich die Reparaturkosten von ihm oder seiner Haftpflichtversicherung zurückholen.“
Die Aufklärungsquote bei Fahrerfluchten beträgt nach Froraths Angaben etwa 60 Prozent. Fremde Lackspuren am beschädigten Fahrzeug oder am Unfallort zurückgebliebene Autoteile sind für die ermittelnden Polizisten wichtige Hinweise. Immer wieder meldeten sich nach Presseveröffentlichungen über Unfallfluchten Zeugen bei der Polizei, sagt Richartz. „Und das ist auch wichtig, uns solche Beobachtungen mitzuteilen. Jeder sollte sich bewusst sein, dass es ihn selber treffen kann.“