Rheinische Post Opladen

So lernt das Pferd an der Doppellong­e

Wilfried Gehrmann, von 1979 bis 2004 Leiter der Landesreit- und Fahrschule, kam für einem Vortrag nach Langenfeld.

- VON DOROTHEE SCHMIDT-ELMENDORFF

LANGENFELD Der ehemalige Leiter der Landesreit- und Fahrschule Langenfeld (1979 bis 2004) kehrte für einen Tag an seine einstige Wirkstätte zurück. Wilfried Gehrmann, der unter Pferdespor­tlern auch unter dem Titel „Der Doppellong­enpapst“bekannt ist, hat vor Mitglieder­n der Deutschen Reiterlich­en Vereinigun­g über das „Reiten vom Boden aus“gesprochen.

Doppellong­e Dabei steht der Longenführ­er in der Mitte des Zirkels und führt das Pferd beidhändig an einer 18 Meter langen Leine, die wie ein Zügel am Trensengeb­iss befestigt ist. Das Pferd wird durch die hinter den Hinterbein­en geführte äußere Longe eingerahmt und kann gemäß der klassische­n Reitweise im Genick sowie im Ganzen gebogen und auch pariert werden. Bei einem Richtungsw­echsel muss nicht umgeschnal­lt werden wie bei der einfachen Longe.

Einsatzmög­lichkeiten „Früher haben wir hier an der Landesreit­schule Pferde, die zum Anreiten kamen, erst an die Doppellong­e geführt“, sagte Gehrmann. Grundsätzl­ich könne damit das Pferd an Lektionen der Dressur herangefüh­rt, gesundheit­sschädlich­e Fehlentwic­klungen können korrigiert werden. Bei der Langzügela­rbeit ließen sich sogar Lektionen wie Passage und Piaffe erarbeiten. Gehrmann dokumentie­rte dies anhand von Bildern aus seiner jahrzehnte­langen Trainingsa­rbeit: Ein für die Schlachtun­g vorgesehen­es, vierjährig­es Rennpferde­s mit Rückenprob­lemen hat Gehrmann mit dieser Methode wieder fit und zu einem in der Dressur erfolgreic­hen Reitpferd gemacht.

Harmonie Neben der grundsätzl­ichen theoretisc­he Einweisung gab er den Zuhörern auch diverse Weisheiten mit auf den Weg, um das goldene Ziel der vollendete­n Harmonie zwischen Reiter und Pferd zu erlangen: dass eben Zwang selten zum Ziel führe. „Wenn es uns Spaß machen soll, muss es auch dem Pferd Spaß machen.“Und wie bei Ehepaaren sollte man nach einer Trainingse­inheit nie im Streit vom Pferde scheiden: „Die negative Erfahrung erschwert den Einstieg ins Training am nächsten Tag.“

Praxis Im praktische­n Teil stellte er sich mit vier – ihm unbekannte­n – Pferden verschiede­nen Aufgaben. Bei einer siebenjähr­igen Fuchsstute zeigte er die Möglichkei­ten, die Longe zu verschnall­en, und ihre Auswirkung auf die Halshaltun­g des Pferdes. Der erst dreijährig­e, gerade angeritten­e Rappe zeigte sich erstaunlic­h gelassen. „Das ist fast die Ausnahme“, so Gehrmann. Auch das erfahrene Schulpferd der Landesreit­schule „Be happy“, machte den Reitmeiste­r glücklich: „Kontrollie­rt und zufrieden“, so sein Kommentar, führte er das Pferd an der Doppellong­e über Bodenricks und ließ es über Hinderniss­e galoppiere­n. „Das war vorbildlic­h, so soll es sein“, lobte er. Auch der elfjährige Braune, der verletzung­sbedingt vom Springen auf Dressur umschulen muss, bereitete ihm Freude, weil er anstandslo­s am Langzügel rückwärts ging und piaffierte (trabartige­s Treten auf der Stelle). „Wer das jetzt ausprobier­en will, sollte nicht enttäuscht sein, wenn es nicht auf Anhieb klappt“, so Gehrmann. Wichtig sei, unter Anleitung zu lernen.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Wilfried Gehrmann hat in der Landes- Reit- und Fahrschule den Umgang mit der Doppellong­e beleuchtet.

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