Rheinische Post Opladen

5:0 – Bayer zerlegt Borussia

Drei Tage nach dem 6:2 in der Liga in Bremen gelingt Leverkusen in Gladbach im DFB-Pokal der nächste Kantersieg.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Ein Klub, der vor mehr als zwei Jahrzehnte­n seinen letzten Titel geholt hat, ist voller Sehnsucht, wieder etwas „Blechernes“in Händen zu halten. Mönchengla­dbach holte zuletzt 1995 den Pokal und startet von Jahr zu Jahr mit der Hoffnung in diesen Wettbewerb, es wieder hinzukrieg­en. Die Fans der Gladbacher hatten am Mittwoch für das DFB-Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen ein Plakat gebastelt, auf dem sie alle drei Pokaltrium­phe ihres Klubs aufgeliste­t hatten. 1960, 1973 und eben 1995.

Doch die Sehnsucht, die wird bleiben, denn im Mai 2019, wenn in dieser Saison der Pokal in Berlin vergeben wird, wird Gladbach definitiv nicht dabei sein. Gegen Leverkusen gab es ein peinliches 0:5-Heimdebake­l, nie zuvor hat Gladbach daheim im Pokal höher verloren. Was wiederum bei Bayer die Hoffnung lebendig hält, die Sehnsucht zu stillen. Bayer holte den „Pott“1993, seither gab es keinen Titel mehr.

Wie in der vergangene­n Saison setzte sich der Werksklub im Pokal-Derby im Borussia-Park durch, damals, in der dritten Runde im Dezember 2017, hatte Leon Bailey das einzige Tor erzielt. Nun sorgte Nationalsp­ieler Julian Brandt mit dem ersten Torschuss der Leverkusen­er nach fünf Minuten für die frühe Führung. Michael Lang gab ihm in der Szene nur Geleitschu­tz, dann schoss Brandt dem Schweizer Rechtsvert­eidiger den Ball auch noch durch die Beine (5.).

Das Tor passte perfekt in den Plan von Bayers Trainer Heiko Herrlich. Nun konnte sein Team aus der massiven Defensive, die der frühere Stürmer konstruier­t hatte (gegen den Ball ein Fünferkett­e und davor ein Dreierkett­e), seine schnellen Konter fahren, die schon beim 6:2 in Bremen am Sonntag so reibungslo­s funktionie­rt hatte. Kevin Volland schloss einen davon ab, traf aber nur den Pfosten (24.).

Bei Gladbach machte sich das Fehlen von Mittelstür­mer Alassane Plea bemerkbar. Dessen Zielstrebi­gkeit und Präsenz machten oft den Unterschie­d in den Spielen zuvor, nun wirkte das Angriffssp­iel zu verquast. Hin und her statt steil wurde zu oft gespielt. Thorgan Hazard und Florian Neuhaus waren bemüht, Geschwindi­gkeit und Kreativitä­t einzubring­en. Neuhaus, der wieder ins Team rückte anstelle Denis Zakarias, hatte die beste Chance der Borussen vor der Pause, scheiterte aber an Lukas Hradecky.

Insgesamt fehlte den Borussen ein Zielspiele­r wie Plea ganz vorn, Lars Stindl konnte derweil im Zentrum des Angriffs aber kaum Akzente setzen und schaffte es auch zu selten, Bälle festzumach­en. Patrick Herrmann, der den durch Pleas Ausfall frei gewordenen Platz im Team bekam, war ebenfalls kaum im Spiel.

Während sich Borussia etwas 0:5 unbeholfen mühte, war Bayer brutal effektiv: Bei einem Freistoß der Leverkusen­er in zentraler Position spielte Brandt den Ball einfach geradeaus in den Strafraum, und Lars Bender kam zu Schuss. Yann Sommer parierte, doch der zuvor eingewechs­elte Tim Jedvaj schaltete schneller als die Gladbacher Defensive und erzielte in der 45. Minute das 2:0.

Borussia Trainer Dieter Hecking brachte nach der Pause Ibrahima Traoré, der Bayers Bollwerk mit seinen Dribblings aufreißen sollte. Michael Cuisance hatte denselben Auftrag, als er nach 63 Minuten ins Spiel kam. Gladbachs Druck wuchs, doch Leverkusen verdichtet­e vor dem eigenen Tor extrem die Räume geschickt und ließ sich kaum einmal locken. Als Stindl frei zum Schuss kam, reagierte Hradecky stark, Bayer spielte besonnen und bliebt effektiv: Karim Bellarabi erzielte, als Gladbach keine Gegenwehr mehr leistete und wie beim 1:5 in der vergangene­n Bundesliga-Saison einbrach, das 3:0 und das 4:0, Volland das 5:0. Für Gladbach wurde der Pokal-Abend zum Schockerle­bnis, Borussia muss sich nach nun zwei Pflichtspi­el-Niederlage­n am Stück erstmal neu aufstellen für das Derby gegen Düsseldorf. Und für Bayer hat die Saison im November vielleicht erst richtig begonnen.

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FOTO: DPA Leverkusen­er Feiertraub­e im Borussia-Park: Karim Bellarabi eilt, um mit den Kollegen den Führungstr­effer zum 1:0 von Julian Brandt (am Boden liegend) gebührend zu würdigen.

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