Wen stellt die CDU gegen Lauterbach ?
Die Dauerkrise der Großen Koalition in Berlin lässt einen Bruch immer wahrscheinlicher werden. Während die SPD einen gestandenen Kandidaten hat, muss die CDU erst einen Herausforderer finden. Wer könnte das sein?
LEVERKUSEN In Berlin rumort es heftig. Die CDU kürt Anfang Dezember einen neuen Bundesvorsitzenden, der auf Sicht auch die Kanzlerin aus dem Amt drängen könnte. In der SPD werden immer wieder Stimmen laut, die auf einen Koalitionsbruch drängen. Der gut vernetzte Leverkusener SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach, der als Parteivorstandsmitglied zum engeren Führungskreis der Bundes-SPD zählt, hatte kürzlich verlauten lassen, die SPD habe der „Groko“ein Ultimatum gesetzt: Läuft es bis Jahresende nicht besser, wird ein Ausstieg nach vorheriger Mitgliederbefragung wahrscheinlich. Die Zeichen stehen also auf Sturm, und die Zahl der Beobachter, die weiterhin auf die Haltbarkeit der Koalition für die Restlaufzeit von drei Jahren setzen, wird immer kleiner. Die Leverkusener SPD mag wegen des Bundestrends viele Probleme haben, ein Personalproblem hat sie nicht. Ebenso wie der Posten des Oberbürgermeisters, der 2020 neu vergeben wird, mit Uwe Richrath gut besetzt ist, hat die SPD einen Bundestagsabgeordneten im Format eines kapitalen politischen Platzhirsches. Seit 2005 ist der Medizinprofessor Mitglied des Bundestages, seit 2013 stellvertretender Fraktionschef und gern gesehener Talkshow-Gast. Und was hat die CDU? Leere Plätze – sowohl beim Kandidatenstuhl für den Oberbürgermeister als auch für den Bundestag.
Wer kommt für Berlin in Frage, nachdem Helmut Nowak 2017 den Sprung ins Parlament über die Liste nicht mehr geschafft hatte? Ein Blick auf den Wahlkreis zeigt, dass ihn sich Leverkusen mit Köln-Mülheim teilt. Nach Nowak aus Leverkusen könnte aus Proporzgründen ein Kölner die besseren Chancen für eine Nominierung haben. Und wenn nicht? Leverkusen bräuchte einen überzeugenden Bewerber.
Parteichef Frank Schönberger ist es sicher nicht. Er holte sich unlängst Schrammen, als er als baupolitischer Sprecher im Stadtrat ausschied, nachdem öffentlich bekannt wurde, dass er mit der Baudezernentin liiert ist. Zudem werden dem Rechtsanwalt Ambitionen auf das Amt des Oberbürgermeisters nachgesagt. Auch Bürgermeister Bernhard Marewski, pensionierter Lehrer und lokalpolitisch eine starke Figur, dürfte kaum Lust auf einen bundespolitischen Wahlkampf mit Lauterbach verspüren. Anders sieht das bei Rüdiger Scholz aus. Der Lehrer aus Rheindorf ist derzeit der starke Mann der Leverkusener CDU. Als wortgewaltiger Ratsherr geht er keinem Streit aus dem Weg. Als Landtagsabgeordneter verschafft er sich mit publikumswirksamen Aktionen bei vielen Themen Gehör. Sein Makel: Er hat schon einen Abgeordnetenjob.
Was macht der politische Nachwuchs? Mit dem Wechsel an der Fraktionsspitze – Thomas Eimermacher wird Geschäftsführer der Energieversorgung Leverkusen (EVL) – hat die CDU im Stadtrat zumindest einen kleinen Generationswechsel eingeläutet. Nachfolger Eimermachers wurde Stefan Hebbel (42), dessen Stellvertreter Tim Feister (40). Ina Biermann-Tannenberger (35) übernahm neben ihrer Funktion als Fraktionsgeschäftsführerin eine weitere als baupolitische Sprecherin. Damit sind jüngere und junge Hoffnungsträger bereits genannt.
„Eine Verjüngung der Partei wäre auf allen Ebenen gut“, sagt Lucas Melzig (26) und meint damit auch den Bundestagskandidaten. Das Beispiel des Monheimer Bürgermeisters Daniel Zimmermann und seiner Jugendpartei Peto zeige das mögliche Erfolgspotenzial. Melzig ist Ortsverbandsvorsitzender in Quettingen und Fraktionschef in der Bezirksvertretung II, er leitete sechs Jahre die Junge Union. Er spricht bei seiner Einschätzung klugerweise und explizit nicht von sich selbst. Doch wird die Partei gerade auch ihn für künftige Aufgaben im Blick behalten.