Musiktheater für Mini-Zuschauer
Ein Frankfurter Ensemble inszenierte im Forum ein Stück für Zweijährige.
LEVERKUSEN „Ich liebe die Einsamkeit“, seufzt der Mann zufrieden. Er muss sich schließlich keinen Moment langweilen, weil er ständig neue Klänge entdeckt. Sein seltsamer Wohnturm ist voller Instrumente, bekannte wie Ukulele, Flöten und Miniklavier. Daneben auch weniger gebräuchliche, wie eine alte Zither und ein noch älteres Krumhorn, die kleine Theaterbesucher wahrscheinlich noch nie gesehen haben. Weniger wunderte sie vermutlich, dass man mit einem kleinen Löffel nicht nur Schokoladenpudding essen, sondern anschließend auch Musik machen kann.
Das haben selbst die Zweijährigen, für die „Hallo Halolo“ausdrücklich konzipiert ist, garantiert schon selbst ausprobiert. Die Minis verfolgten auf der Forum-Bühne gebannt die Musiktheater-Produktion des Theaterhauses Frankfurt, die an einem Tag gleich drei Mal aufgeführt wurde. Klaus Brantzen, der zunächst zufrieden alleine auf der Bühneninsel mit Klängen experimentierte, bekam dann allerdings doch Gesellschaft. Susanne Schyns war zunächst unter einem Haufen Gerümpel verborgen, aber dann machte sie sich mit ihrer Stimme bemerkbar. Und bald merkte auch der Eigenbrödler, dass zu zweit noch viel mehr möglich ist, etwa im Duett singen, gegenseitig Melodien zuspielen, Tanzen, sich mit Textfragmenten von Eric Satie necken. Und zum Schluss gab es noch zauberhaftes Glitzerkonfetti, bevor sich alle Kinder Instrumentarium und Theatermusikanten aus der Nähe anschauen durften.
Bei KulturStadtLev ist seit einigen Jahren mindestens eine Aufführung für Kinder ab zwei Jahren in Spielplan. Eltern und Kinder lieben diese Kurzvorstellungen, in denen es weniger darauf ankommt, einer Geschichte zu folgen als darauf, die Faszination von Theater mit seinen Facetten von ernst bis witzig, turbulent bis traurig kennen und lieben zu lernen. Die Ensembles haben den Trend erkannt und entwickeln immer neue Varianten.
Auch das Spielarten-Festival NRW, das jährlich Produktionen von freien Kindertheatern fördert, richtet sich an immer jüngeres Publikum. Erstmals hat Bayer Kultur im Erholungshaus eine von elf Festival-Spielstätten eingerichtet und Schulklassen und Kitas eingeladen. Neben einem Stück über Umzug, Ausgrenzung und Diskriminierung für Zuschauer ab zehn und einer sinnlichen Produktion zur Identitätssuche für Kinder ab vier, stand eine Vorstellung für Zweijährige auf dem Plan: „Schaf sanft“vom niederländischen Danstheater Rauher Engel. Dieses Tanztheater für die Allerkleinsten war auch von Tagesmütter mit ihren Kleingruppen besucht. „Damit haben wir eine ganz neue Zielgruppe erreicht“, sagt Kerstin Heber von von Bayer Kultur.