Rheinische Post Opladen

Musiktheat­er für Mini-Zuschauer

Ein Frankfurte­r Ensemble inszeniert­e im Forum ein Stück für Zweijährig­e.

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN „Ich liebe die Einsamkeit“, seufzt der Mann zufrieden. Er muss sich schließlic­h keinen Moment langweilen, weil er ständig neue Klänge entdeckt. Sein seltsamer Wohnturm ist voller Instrument­e, bekannte wie Ukulele, Flöten und Miniklavie­r. Daneben auch weniger gebräuchli­che, wie eine alte Zither und ein noch älteres Krumhorn, die kleine Theaterbes­ucher wahrschein­lich noch nie gesehen haben. Weniger wunderte sie vermutlich, dass man mit einem kleinen Löffel nicht nur Schokolade­npudding essen, sondern anschließe­nd auch Musik machen kann.

Das haben selbst die Zweijährig­en, für die „Hallo Halolo“ausdrückli­ch konzipiert ist, garantiert schon selbst ausprobier­t. Die Minis verfolgten auf der Forum-Bühne gebannt die Musiktheat­er-Produktion des Theaterhau­ses Frankfurt, die an einem Tag gleich drei Mal aufgeführt wurde. Klaus Brantzen, der zunächst zufrieden alleine auf der Bühneninse­l mit Klängen experiment­ierte, bekam dann allerdings doch Gesellscha­ft. Susanne Schyns war zunächst unter einem Haufen Gerümpel verborgen, aber dann machte sie sich mit ihrer Stimme bemerkbar. Und bald merkte auch der Eigenbrödl­er, dass zu zweit noch viel mehr möglich ist, etwa im Duett singen, gegenseiti­g Melodien zuspielen, Tanzen, sich mit Textfragme­nten von Eric Satie necken. Und zum Schluss gab es noch zauberhaft­es Glitzerkon­fetti, bevor sich alle Kinder Instrument­arium und Theatermus­ikanten aus der Nähe anschauen durften.

Bei KulturStad­tLev ist seit einigen Jahren mindestens eine Aufführung für Kinder ab zwei Jahren in Spielplan. Eltern und Kinder lieben diese Kurzvorste­llungen, in denen es weniger darauf ankommt, einer Geschichte zu folgen als darauf, die Faszinatio­n von Theater mit seinen Facetten von ernst bis witzig, turbulent bis traurig kennen und lieben zu lernen. Die Ensembles haben den Trend erkannt und entwickeln immer neue Varianten.

Auch das Spielarten-Festival NRW, das jährlich Produktion­en von freien Kinderthea­tern fördert, richtet sich an immer jüngeres Publikum. Erstmals hat Bayer Kultur im Erholungsh­aus eine von elf Festival-Spielstätt­en eingericht­et und Schulklass­en und Kitas eingeladen. Neben einem Stück über Umzug, Ausgrenzun­g und Diskrimini­erung für Zuschauer ab zehn und einer sinnlichen Produktion zur Identitäts­suche für Kinder ab vier, stand eine Vorstellun­g für Zweijährig­e auf dem Plan: „Schaf sanft“vom niederländ­ischen Danstheate­r Rauher Engel. Dieses Tanztheate­r für die Allerklein­sten war auch von Tagesmütte­r mit ihren Kleingrupp­en besucht. „Damit haben wir eine ganz neue Zielgruppe erreicht“, sagt Kerstin Heber von von Bayer Kultur.

 ?? FOTO: KATRIN SCHANDER  ?? Zwei Theatermus­ikanten entdeckten im Forum mit dem sehr jungen Publikum die Welt der Instrument­e.
FOTO: KATRIN SCHANDER Zwei Theatermus­ikanten entdeckten im Forum mit dem sehr jungen Publikum die Welt der Instrument­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany