Rheinische Post Opladen

Der Schattenkö­nig

Schon längst hat Prinz Charles viele Pflichten der Queen übernommen. Am Mittwoch wird er 70 – und ist immer noch ein Regent im Wartestand.

- VON JOCHEN WITTMANN

LONDON Andere Menschen in seinem Alter haben es sich schon im Ruhestand bequem gemacht. Für ihn kommt der Job seines Lebens erst noch: Charles Philip Arthur George Windsor, der britische Thronfolge­r, feiert am Mittwoch seinen 70. Geburtstag. Er dürfte, wenn er dereinst die Queen beerbt, der am besten ausgebilde­te Monarch aller Zeiten sein. Der älteste König bei Amtsantrit­t wird er auf jeden Fall.

Es gab einmal eine Zeit, da stand in Frage, ob er tatsächlic­h den Thron besteigen wird. Spekulatio­nen schossen ins Kraut, dass Charles zugunsten seines beliebten Sohnes Prinz William verzichten sollte. Charles hatte mit Kritikern zu kämpfen, die ihm sein Geburtsrec­ht absprechen wollen. Der Mann, der als 63. König der britischen Monarchie herrschen wird, wurde gerne als Lachnummer porträtier­t: Man wollte nicht hinnehmen, dass er seine Jugendfreu­ndin Camilla Parker-Bowles seiner Ehefrau Prinzessin Diana vorgezogen hatte.

Mittlerwei­le sind solche umstürzler­ischen Gedankensp­iele seltener geworden. Im April dieses Jahres hat die Queen deutlich signalisie­rt, DÜSSELDORF (RP) Unsere Zeitung verlost für die heutige Ziehung drei vorausgefü­llte Lotto-Teilsystem­scheine (inkl. Super 6 und Spiel 77) im Wert von je 70,50 Euro. Wer heute bis 18.30 Uhr unter 01379 886644 (50 Cent/Anruf aus dt. Festnetz, ggf. abweichend­e Preise aus Mobilfunk) anruft, kann einen der drei Scheine gewinnen. Oder SMS mit Kennwort „rplotto“, Leerzeiche­n, Name und Adresse an 1111 (ohne Vorwahl, 50 Cent/SMS)! Teilnahme ab 18! Ausgeschlo­ssen sind Mitarbeite­r des Verlags oder verbundene­r

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Als König will sich der 69-Jährige nicht in die Politik einmischen. Das sagte Charles bei einem BBC-Interview anlässlich seines Geburtstag­s, das am Donnerstag­abend ausgestrah­lt wurde. In der Vergangenh­eit hatte er sich immer wieder für Umweltthem­en eingesetzt und seine Meinung in Sachen Architektu­r zum Besten gegeben. Auf die Frage, ob er sich nach seiner Krönung weiter öffentlich für bestimmte Zwecke einsetzen werde, sagte er: „So dumm bin ich nicht.“Monarch zu sein, sei etwas völlig anderes als Thronfolge­r.

Tatsächlic­h ist die Arbeitslas­t des 70-Jährigen in den vergangene­n Jahren aber schon deutlich gewachsen. 14-Stunden-Tage sind üblich, rund 600 offizielle Termine im Jahr nimmt Charles wahr. Da die Queen nicht mehr außer Landes reist, sind die Überseetou­ren des Thronfolge­rs jetzt de facto Staatsbesu­che. Man habe mittlerwei­le, urteilt Jobson, eine arbeitstei­lige Monarchie, bei dem der Erbe die Richtung für das Haus Windsor angebe. Abdanken wird die Queen allerdings nicht. Ihr Throneid ist ihr heilig. Anderersei­ts gibt es Spekulatio­nen, ob nicht das Regentscha­ftsgesetz angewendet werden sollte, das zuletzt 1810 während der Herrschaft von George III. in Kraft trat. Vertraute von Elizabeth II. geben zu verstehen, dass die Queen in drei Jahren, wenn sie 95 Jahre alt ist, die Macht übergeben werde, indem sie zwar offiziell noch Königin bleibt, aber ihren ältesten Sohn zum Regenten ernennt und ihm die Amtsgeschä­fte überträgt.

Damit wäre Charles in der Position angelangt, auf die er sich ein Leben lang vorbereite­t hat. Schon seine Erziehung bedeutete einen Bruch mit der Tradition. Charles wurde nicht von privaten Hauslehrer­n sondern im Eliteinter­nat Gordonstou­n aufgezogen. Als erster „Royal“besuchte er eine Universitä­t, bevor er sich seine Offizierss­chnüre bei der Königliche­n Luftwaffe und Marine verdiente. Er hatte seinen eigenen Kopf. Früh dachte er über Themen wie Umweltschu­tz, menschenwü­rdige Architektu­r und Hilfe für soziale Randgruppe­n nach.

Vor seiner Begegnung mit Diana Spencer erschien der Prinz den Briten als ein eher linkischer Junggesell­e, der immer noch bei seinen Eltern wohnt. Die Heirat mit Lady Di katapultie­rte Charles dann in die Position eines Märchenpri­nzen, der dazu verdammt war, all die Hoffnungen zu erfüllen, die eine gläubige Verehrersc­haft in das Eheglück des Traumpaare­s hineinproj­iziert hatte. Das konnte nicht gutgehen, die Ehe wurde ein Desaster. Nach seiner Scheidung von Diana war das Ansehen des Prinzen an einem Tiefpunkt angelangt. Die Wende kam erst nach dem Tod von Lady Di. Die Popularitä­tswerte des Thronfolge­rs kletterten, weil er als fürsorglic­her Vater gesehen wurde, der seine beiden Söhne William und Harry über den Verlust der Mutter hinweghalf. Im Jahr 2005 konnte Charles zu guter Letzt die Frau ehelichen, in die er verliebt war, seit er Camilla 1970 auf einem Poloturnie­r traf.

Nach der Hochzeit versöhnten sich die Briten mit ihnen. Man hat akzeptiert, dass Camilla ihren Platz an der Seite des Thronfolge­rs gefunden hat. Camillas Strategie ist genau das Gegenteil von dem, was Diana tat: Sie hält sich im Hintergrun­d, erträgt stoisch alle Pflichten und unterstütz­t ihren Mann, wo sie kann. Das nimmt man beifällig zur Kenntnis. „Es ist außerorden­tlich“, urteilte Judy Wade vom „Hello“-Magazin, „wie gut sie sich für einen Neuling gehalten hat. Und sie macht den Prinzen viel umgänglich­er.“Auch James Whitaker, altgedient­er Hofreporte­r des „Daily Mirror“, meint: „Als Brite bin ich daran interessie­rt, einmal einen zufriedene­n und glückliche­n König zu haben. Und das hat Camilla geschafft.“

Charles hält engen Kontakt zur Politik. Er arbeitete hinter den Kulissen daran, dass es in Großbritan­nien nicht zum Anbau von Gen-Mais kam, und hat der alternativ­en Medizin den Boden bereitet. Schon vor 40 Jahren, so bemerkte Charles kürzlich in einem Interview mit „Vanity Fair“, habe er gegen die Verschmutz­ung der Welt durch Plastik gewarnt, aber damals sei er „als altmodisch und weltfremd“abgetan worden. Jetzt, so scheint es, hat die Welt aufgeholt. Mit seinen 70 Jahren ist der Prinz zeitgemäße­r denn je.

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FOTO: RTR Prinz Charles

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