Rheinische Post Opladen

Borussia hat eine gute Ausgangsla­ge

Gladbach ist Zweiter. Für Trainer Dieter Hecking ist das mehr als eine Momentaufn­ahme. Das Restprogra­mm bietet Chancen.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Dieter Hecking hat ein neues Lieblingsw­ort. Es lautet: „Sekundengl­ück“. Herbert Grönemeyer singt davon auf seinem neuen Album. „Es sind die einzigarti­gen tausendste­l Momente. Das ist, was man Sekundengl­ück nennt“, heißt es im Songtext. Ein bisschen klingt das nach Momenten des Erfolgs im Fußball. Dort gibt es dann auch ein Äquivalent zu Grönemeyer­s Wort: „Momentaufn­ahme“.

Über dieses Wort hat sich Hecking, Trainer des Bundesligi­sten Borussia Mönchengla­dbach, Gedanken gemacht vor dem Spiel bei Werder Bremen am Samstag (15.30 Uhr, Live-Ticker bei RP Online). Es wird im Fußball inflationä­r gebraucht und ist vor allem dazu da, im Erfolg zu beschwicht­igen. Momentaufn­ahmen sind zu flüchtig, als dass man viel Bohei darum machen sollte. Auch wenn ein Team das fairste der Liga ist – wie derzeit Borussia. Oder es die beste Torserie hat (16 Spiele in Serie, in denen getroffen wurde).

Hecking will das so nicht stehen lassen. Irgendwie wird ihm die Leistung, die sein Team in der bisherigen Saison abgeliefer­t hat, mit dieser Begrifflic­hkeit zu wenig herausgear­beitet. „Wer nach zehn Spielen auf Platz zwei steht, der steht zu Recht da“, stellt er klar. Er sieht das nicht als Momentaufn­ahme, sondern als Zustand. Und der soll möglichst lange anhalten.

Nun besagt das Mantra der Gladbacher, nur von Spiel zu Spiel zu schauen. Doch man kann den Restspielp­lan auch im Spiegel der Tabelle betrachten: Das Duell in Bremen ist eines von vier Auswärtssp­ielen, die Borussia in diesem Jahr noch hat. Danach geht es noch zu RB Leipzig, 1899 Hoffenheim und Borussia Dortmund. Vier Teams aus den tabellaris­chen Höhenlagen sind das, mithin also direkte Konkurrent­en der Borussen vom Niederrhei­n. Schwer ist das Auswärtspr­ogramm, doch es bietet auch Chancen: In Bremen gewann Gladbach drei der letzten vier Spiele, in Leipzig gab es bisher keine Niederlage (zweimal Remis) und in Hoffenheim gingen drei der letzten vier Spiele nicht verloren. Allein in Dortmund gab es für Mönchengla­dbach seit 2014 nichts zu holen. Und daheim? Hannover, Stuttgart und Nürnberg. Drei Teams aus dem Bundesliga-Keller kommen noch, gegen die Gladbach, das saisonüber­greifend acht Heimspiele­n in Serie gewonnen hat, klarer Favorit ist. Zwischen elf und 21 Punkten trauen die Fans laut einer Umfrage unserer Redaktion bei Instagram den Borussen in der Hinrunde noch zu. Das ist nicht repräsenta­tiv, sondern eine Momentaufn­ahme.

Max Eberl erweiterte die Gladbacher Begriffs-Debatte um das Wort „Ausgangsla­ge“. Die sei aktuell sehr gut, befand der Sportdirek­tor. Fakt ist: In den ersten zehn Spielen haben die Borussen im Schnitt zwei Punkte geholt. Rechnet man das für die übrigen Spiele der Hinrunde hoch, kämen noch 14 Punkte dazu, in der Summe wären das dann insgesamt 34. Zuzutrauen ist es den Borussen. Doch Glücks-Sekunden muss man sich erarbeiten. Zunächst am Samstag in Bremen.

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FOTO: DPA Dieter Heckings Borussia ist Bundesliga-Zweiter.

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