Rheinische Post Opladen

Glasgow – wo der Fußball lebt

Fußball in Schottland­s Metropole ist ein Erlebnis. Hier singt das ganze Stadion.

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Als der Bundesliga-Fußball das Laufen lernte, war Celtic Glasgow bereits eine große Nummer. 1967 gewann der Klub den Europapoka­l der Landesmeis­ter. So richtig groß ist der Verein heute nur noch im schottisch­en Fußball, er holte 49 Mal die Meistersch­aft. Das ist ein Wert, von dem selbst Bayern München (28) nur verschämt träumen kann.

Mit Schottland­s Fußball ist allerdings schon sehr lange nicht mehr viel Staat zu machen. Die Topmannsch­aften schaffen mal einen Achtungser­folg in den europäisch­en Wettbewerb­en, aber zu Titeln reicht es nicht mehr.

Dabei hätte zumindest ihr Publikum Titel verdient. Es gibt in Europa keine Stadt, die Fußball so lebt wie Glasgow. Die Heimspiele von Celtic und den Rangers sind Ereignisse. Fußball ist hier gelebtes Kulturgut.

Wie ich darauf komme? Am Donnerstag begab sich RB Leipzig, ganz das Gegenteil von einem Klub mit Traditione­n irgendeine­r Art, zum Gastspiel in der Europa League in den Celtic Park. Die äußeren Umstände: Gut 60.000 Zuschauer im Stadion und schottisch­er Horizontal­regen vom Feinsten. Celtic wühlte sich mit der begeistert­en Unterstütz­ung seines Publikums durch den Abend. Mit rauer Herzlichke­it peitschten die Zuschauer ihr Team nach vorn. Und das glich fußballeri­sche Nachteile durch Kampf und Leidenscha­ft aus. Es gewann mit 2:1. Und das Zusammensp­iel von Fans und Mannschaft war ein Fest.

Solche Feste feierte der Fußball schon 1967, als Celtic zu den Großen gehörte. Schön ist, dass er sie dort weiter feiert, obwohl Kunstprodu­kte wie Leipzig den Klub aus Glasgow aus dem Stand überholt haben. Wenn Red Bull mal andere Werbefläch­en benötigt, wird die Begeisteru­ng der Schotten für den Fußball immer noch da sein. Gelegentli­ch wird sie sogar wieder Berge versetzen. Wunderbar.

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