Karneval ist auch was für Trödler
Rechtzeitig zum Sessionsstart gab es im Bürgerhaus Baumberg Secondhand-Kostüme, Orden und jeckes Zubehör.
MONHEIM Spinnenhut, Totenkopfstrümpfe, das Outfit einer Vogelscheuche oder haarige Umhänge für Neandertaler – beim Karnevalströdelmarkt kürzlich im Bürgerhaus Baumberg hatte nach drei Stunden schon die Hälfte des Angebotes den Besitzer gewechselt.
„Wir wollen jedes Jahr für die ganze Familie ein tolles neues Kostüm. Und das finden wir hier zum Superkurs“, sagt Annette Schreier, die mit Mann und zwei kleinen Söhnen gekommen ist. Die stürzen sich gleich auf leuchtende Neonhüte und einen kleinen Bärenoverall. Aber auch alles mit Totenkopf kommt bei den Jungs gut an.
23 Aussteller brachten im Bürgerhaus an Mann, Frau und Kind, was sie selbst bei Karnevalszügen und Auftritten in der Umgebung lange genug getragen hatten. Barbara und Fred Boes, die früher mal beim Leichlinger Tanzclub waren, boten maßgeschneiderte knallrote Jacketts an. „Wir brauchen die nicht mehr. Wir sind in die Jahre gekommen“, sagt das Ehepaar, das 2005 in Leichlingen sogar Prinzenpaar war. „Eine schöne Zeit“, sagt Fred rückblickend, aus der auch eine ganze Menge Orden stammten.
Zum Beispiel der aufwendige Bützchen-Orden, auf dem zwei bewegliche Figürchen sich küssen. Allerdings waren Handschuhe, Hüte und Kinderkostüme an diesem Trödeltag ein wenig mehr gefragt als Orden. „Die gehen heute leider gar nicht“, sagte Fred ein wenig enttäuscht.
Da stieß der gruselige Spinnenumhang auf erheblich mehr Interesse. Martina Sperlich-Jaworski und ihre Tochter Martina Jaworski hatten zwischen 10 und 14 Uhr schon gut die Hälfte ihres karnevalistischen Angebots verkauft. Früher waren sie mal bei den Leverkusener Tanzmäusen. Da sammelt sich im Laufe der Jahre was an: Harlekinmütze, Handschuhe aus Samt und Spitze, Hüte und Mützen, ein Bauchtanz-Outfit, Glitzer und Strass für Finger und Hals, Indianerkostüme und Latzhosen mit aufgenähten Hühnern. Vieles ist selbstgeschneidert und sehr fantasievoll, anderes gekauft. „Das ist wirklich toll, dass es diesen Trödelmarkt für Kostüme gibt“, sagte Martina Jaworski, die gut gelaunt von 9 bis 17 Uhr die Stellung hielt und sogar selbst gebackenen Möhrenkuchen anbot. Schließlich sorgte dezente Karnevalsmusik im Hintergrund für eine Stimmung, die nun am elften Elften wieder so richtig hochkochen wird.
Sieben bis zehn Euro mussten für die Secondhand-Kostüme im Schnitt bezahlt werden. Die Kinderverkleidungen, die übrigens sehr gefragt waren, kosteten meist unter fünf Euro. „Man kann sich ja nicht den ganzen Keller damit vollmachen“, sagte eine Anbieterin. Eine Familie, die jedes Jahr mit neuen Kostümen beim Straßenkarneval in Hilden dabei ist, hat jedes Kostüm dreimal im Schrank hängen: Neandertaler, Piraten, Captain America ... „Da ist man froh, wenn hier was weggeht“, sagt die Mutter.
Zum dritten Mal hatte der Baumberger Bürgerverein den Kostümtrödel veranstaltet. Was vor drei Jahren eher klein als Anhängsel der Kinderbörse begann, ist seit zwei Jahren selbständig, und zwar mit wachsendem Anklang in der närrischen Bevölkerung. Ganz zur Freude von Elisabeth Raabe, der Initiatorin von Bürgerverein.