Rheinische Post Opladen

EKD auf dem schweren Weg zur Jugend

Synode bekundet: Mehr junge Menschen sollen künftig in der evangelisc­hen Kirche mitwirken.

- VON BENJAMIN LASSIWE

WÜRZBURG Es ging um den Glauben junger Menschen. Seit Sonntag tagte die Synode der Evangelisc­hen Kirche (EKD) in Deutschlan­d im bayerische­n Würzburg. Doch während die Debatte über den sexuellen Missbrauch in der Kirche zu einer Sternstund­e des Kirchenpar­laments geriet, glich die Beschäftig­ung der Synodalen mit der Rolle der Jugendlich­en in der Kirche einer schweren Geburt.

Mehr Popularmus­ik in der Ausbildung von Kirchenmus­ikern, eine stärkere Mitwirkung von jungen Menschen in den Gremien der Evangelisc­hen Kirche, eine bessere Förderung des Freiwillig­en Engagement­s sowie ein mutiges Ausprobier­en neuer kirchliche­r Orte gehörten zu den Kernforder­ungen eines Beschlusse­s, den die EKD-Synode schließlic­h Mittwoch fällte. Er steht unter dem Titel „Weiter sehen – Evangelisc­he Kirche verändert sich“und fordert dazu auf, die Kirche zu verändern. „Das Papier will die Innovative­n und Kreativen in unserer Kirche stärken“, sagte die Vorsitzend­e des Vorbereitu­ngsausschu­sses, die bayerische Pfarrerin Jacqueline Barraud-Volk. „Das ist der Startpunkt eines Weges“, sagte die Präses der Synode, die ehemalige Bundesmini­sterin Irmgard Schwaetzer.

Doch wer von Würzburg aus auf diesen Weg blickte, sah den Novemberne­bel zwischen den fränkische­n Weinbergen: Wie genau was erreicht werden sollte, war bei vielen Punkten des Papiers nicht zu erkennen. Erst im kommenden Jahr wird es einen Vorschlag für eine größere Beteiligun­g junger Erwachsene­r an den Gremien der EKD geben. „Nach dem Vorbild des Lutherisch­en Weltbundes wünschen wir uns eine klare Regelung“, heißt es im Beschluss. Im weltweiten Dachverban­d der Lutheraner sollen 20 Prozent aller Gremienman­date mit Menschen, die jünger als 30 Jahre sind, besetzt werden.

Anderswo war der Weg der Synodalen deutlich klarer: Einstimmig beschlosse­n sie das von der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs vorgelegte Elf-Punkte-Programm gegen den sexuellen Missbrauch in der Kirche. Um zu vermeiden, dass die Diskussion um die Aufarbeitu­ng des sexuellen Missbrauch­s im Nirgendwo versandet, wurde der Rat aufgeforde­rt, zur nächsten Synode im November 2019 in Dresden einen Zwischenbe­richt dazu abzugeben.

Auch eine wichtige Neuregelun­g im kirchliche­n Arbeitsrec­ht brachte die EKD-Synode in Würzburg auf den Weg: Künftig können auch Mitarbeite­r, die keiner christlich­en Kirche angehören, für die Mitarbeite­rvertretun­g – die in etwa dem Betriebsra­t in der säkularen Welt entspricht – ihrer Arbeitsste­llen kandidiere­n. Nur wenn es eine Landeskirc­he anders beschließt, gilt in deren Gebiet weiterhin die bestehende Regel, wonach nur Mitglieder einer Kirche der Arbeitsgem­einschaft christlich­er Kirchen Mitarbeite­rvertreter werden dürfen.

Die Staatssekr­etärin im Bundesarbe­itsministe­rium, Kerstin Griese (SPD), verwies darauf, dass es in vielen Einrichtun­gen schon mehr als die Hälfte der Mitarbeite­r keine Mitglieder einer ACK-Kirche seien. Das kirchliche Arbeitsrec­ht müsse reformfähi­g sein, „sonst geht es uns irgendwann verloren.“„Wir müssen sagen können, dass es für uns zum Charakter einer kirchliche­n Einrichtun­g gibt, dass sich die Mitarbeite­nden selbst vertreten können“, sagte sie.

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FOTO: EPD Talkrunde mit Jugendlich­en in Würzburg.

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