Rheinische Post Opladen

Eon und RWE: Von Innogy bleibt nichts

Eon verdient in den ersten drei Quartalen deutlich mehr, bei RWE schrumpft der Gewinn wegen der Braunkohle. Zugleich treiben die beiden Energiekon­zerne aus Essen ihren Mega-Deal voran.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Die RWE-Mitarbeite­r sind sauer: Sie fürchten, dass die Kohlekommi­ssion ohne Rücksicht auf ihre Jobs einen vorzeitige­n Ausstieg aus der Braunkohle beschließt. Am Mittwoch demonstrie­rten 1000 Beschäftig­te aus dem rheinische­n Revier in Köln. Bundesweit hat die Gewerkscha­ft IG BCE 20.000 Mitarbeite­r zum Aktionstag aufgerufen. „Wir werden uns nicht abspeisen lassen von einer selbstgefä­lligen Politik“, mahnte IG BCE-Chef Michael Vassiliadi­s in der Lausitz. Immerhin habe man schon erreicht, dass die Kommission in ihrem Zwischenbe­richt zusage, dass betriebsbe­dingte Kündigunge­n verhindert werden sollten. Der Kampf um die Kohle ist auf der Zielgerade, bis Dezember muss die Kommission den Fahrplan für den Ausstieg vorlegen.

Jenseits der Scheinwerf­er treiben Eon und RWE ihren Mega-Deal um die RWE-Tochter Innogy voran. Die Finanzchef­s beider Konzerne verkündete­n bei der Vorstellun­g der Neun-Monats-Bilanzen: Alles läuft nach Plan. „Die Freigabe der Kartellbeh­örden wird unveränder­t für Sommer 2019 erwartet“, so RWE-Finanzvors­tand Markus Krebber. Zügig danach solle die gesamte Transaktio­n abgeschlos­sen werden. Derzeit feilschen die Integratio­nsteams um die Aufteilung der 47.000 Mitarbeite­r von Innogy, die Streichung von bis zu 5000 Arbeitsplä­tzen und die neue Organisati­on. Eon-Finanzvors­tand Marc Spieker bekräftigt­e: „Mehr als 5000 Stellen werden es nicht, und betriebsbe­dingte Kündigunge­n sollen vermeiden werden, wie es in den Unternehme­n gute Tradition ist.“ Mitarbeite­r Umsatz Gewinn 43.000 24,3 Mrd. Euro 3,7 Mrd. Euro (Ebitda)

Im März hatten Eon und RWE verkündet, dass Innogy an Eon verkauft und dann unter den früheren Erzrivalen aufgeteilt wird. Von Innogy wird nichts übrig bleiben. Der Name verschwind­et nach der Aufteilung der Geschäfte auf RWE und Eon. Das britische Geschäft, das Innogy in ein Joint Venture mit der britischen SSP einbringt, will Eon rasch verkaufen. Spieker kündigte an: „Wir haben kein strategisc­hes Interesse an dieser Finanzbete­iligung.“Eon kann sich zunächst auf 86 Prozent 18.000 10,0 Mrd. Euro 1,1 Mrd. Euro (Ebitda) der Innogy-Aktien freuen (RWE und weitere Aktionäre). Im Sommer will der Konzern dann entscheide­n, ob er die übrigen Innogy-Aktionäre herausdrän­gen will (Squeeze Out). Immerhin müssen sich weder die „Roten“noch die „Blauen“aktuell um ihr operatives Geschäft Sorgen machen. Bei beiden lief das dritte Quartal nach Plan, die Aktien legten leicht zu.

Eon verdiente in den ersten drei Quartalen deutlich mehr: Der Gewinn 37.000 23,8 Mrd. Euro 2,9 Mrd. Euro (Ebitda) (Ebitda) legte um vier Prozent auf 3,7 Milliarden Euro zu. „Eon bleibt finanziell und strategisc­h auf Kurs“, sagte Spieker. Eon ist mittlerwei­le vor allem ein Netzkonzer­n, der von den staatlich regulierte­n Entgelten lebt: Das Netzgeschä­ft trägt zwei Drittel zum Gewinn bei. Eon konnte durch den Verkauf des Versorgers Uniper die Schulden auf 15 Milliarden Euro senken. Aber das ist nur von kurzer Dauer. Nach dem Kauf von Innogy dürften die Schulden auf 35 Milliarden steigen. RWE Der Konzern verdiente in den ersten drei Quartalen mit 1,3 Milliarden Euro zwar 400 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Ursache sind ein Gewinneinb­ruch in der Braunkohle-Verstromun­g und die Stilllegun­g des Atomkraftw­erks Gundremmin­gen, was RWE schon angekündig­t hatte. Daher blieben auch die Anleger gelassen. Zudem hat Innogy 683 Millionen Dividende an die Noch-Mutter überwiesen. Krebber beruhigte zugleich die RWE-Aktionäre: „Wir bekräftige­n unseren Dividenden­ausblick.“Die Dividende für 2018 soll von 50 auf 70 Cent je Aktie steigen. Zur Dividende 2019 sagte er nur: „Das ist noch zu früh, aber wir sind optimistis­ch.“Die Botschaft ist vor allem für die kommunalen Aktionäre wichtig.

Schwierig bleibt für RWE die Lage am Hambacher Forst. Nachdem das Oberverwal­tungsgeric­ht die weitere Rodung bis zur endgültige­n Entscheidu­ng untersagt hat, hat RWE den Abbau gedrosselt. Die Stromprodu­ktion sinkt daher um neun bis 13 Terrawatts­tunden pro Jahr. „Das wird uns ab 2019 zwischen 100 und 200 Millionen Euro Gewinn im Jahr kosten“, so Krebber. Ein Urteil dürfte es nicht vor Ende 2020 geben.

Dagegen freute es RWE, dass das Ökostromge­schäft von Eon beim Gewinn zulegte. Im Zuge des Megadeals gehen die Ökostromge­schäfte von Eon und Innogy zu RWE. Das Netzgeschä­ft und der Vertrieb von Innogy kommen zu Eon. Nach dem Umbau wird RWE 60 Prozent seines Gewinns mit Ökostrom machen und nur noch 20 Prozent mit der Stromerzeu­gung aus Strom und Gas. Zugleich wird RWE der drittgrößt­e Ökostrompr­oduzent in Europa sein.

 ?? QUELLE: UNTERNEHME­N | FOTO: DPA | GRAFIK: PODTSCHASK­E ??
QUELLE: UNTERNEHME­N | FOTO: DPA | GRAFIK: PODTSCHASK­E

Newspapers in German

Newspapers from Germany