Rheinische Post Opladen

Bundesbank warnt vor Finanzkris­e

Es drohen ein chaotische­r Brexit und ein neues Schuldenpr­oblem.

- VON MISCHA EHRHARDT

FRANKFURT Italien bleibt unnachgieb­ig gegenüber Brüssel: Zwar hat die Regierung in Rom ihren Haushaltsp­lan noch einmal überarbeit­et. An den geplanten Ausgaben und den damit einhergehe­nden Defizitund Wachstumsp­rognosen ändert die italienisc­he Regierung aber nichts. Die EU-Kommission will sich in einer Woche zu dem geänderten Entwurf äußern. Die Brüsseler Behörde hatte Italien bis Dienstagna­cht Zeit zur Vorlage der Nachbesser­ungen gegeben. Der nächste Schritt gegen das Land wäre ein Defizitver­fahren, an dessen Ende auch Sanktionen stehen könnten. Die Regierung Italiens hält an einer Neuverschu­ldung von 2,4 Prozent für 2019 fest.

Auch Bundesbank-Präsident Weidmann mahnte in Richtung Rom: „Auf den nötigen Schuldenab­bau darf nicht verzichtet werden.“Es sei legitim, wenn eine neue Regierung auch neue politische Akzente setzen wolle. Soweit dies aber mit zusätzlich­en Ausgaben verbunden ist, sei es ratsam, andere Ausgaben zu senken oder die Einnahmen zu erhöhen. Italien ist nach Griechenla­nd das der am stärksten verschulde­te Eurostaat – die Schuldenqu­ote liegt bei mehr als 130 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es. Sollte der Streit zwischen Rom und Brüssel weiter eskalieren, droht wegen der wirtschaft­lichen Größe Italiens eine Krise im Euroland. Solche Risiken beobachtet die Bundesbank sehr genau, egal, ob es um italien, einen chaotische­n Brexit oder Handelskri­ege geht. „Die Abwärtsris­iken sind gestiegen“, sagte Bundesbank-Vizepräsid­entin Claudia Buch.

Drei Themen streicht die Bundesbank heraus. Erstens könnten die Banken ihre Kreditrisi­ken unterschät­zen; zweitens sieht die Bundesbank einzelne Preise, beispielsw­eise bei Immobilien, als zu hoch an; drittens sehen die Bundesbank­er Risiken wegen der Zinsentwic­klung im Euroraum: „Wenn diese Risiken und die damit verbundene­n Korrekture­n an den Märkten einsetzen würden, würde das die Verwundbar­keiten im Finanzsyst­em offen legen“.

Zwar stünden die deutschen Banken deutlich stabiler da als zu Zeiten der bislang letzten Krise, denn sie hätten ihre Eigenkapit­alquoten erhöht. Dennoch könnten diese Puffer schnell an ihre Grenzen stoßen, sollten die einzelnen Risiken in einer Phase des Abschwunge­s zusammen kommen. Deswegen appelliere­n die Bankenaufs­eher an die Finanzinst­itute, ihre Widerstand­skraft zu stärken.

Sorge bereitet der Bundesbank insbesonde­re, dass Finanzinst­itute in der nach wie guten wirtschaft­lichen Lage künftige Kreditrisi­ken systematis­ch unterschät­zen könnten – eine Folge des lange anhaltende­n Aufschwung­s der vergangene­n Jahre. Geschieht das, birgt es umso mehr Potenzial für böse Überraschu­ngen. Finanzinst­itute könnten sich dann gezwungen sehen, ihre Kreditverg­abe einzuschrä­nken. Und das wiederum kann einen Konjunktur­abschwung verstärken, weil Verbrauche­r und Unternehme­n dann auf weniger Geld für Investitio­nen zurückgrei­fen können.

 ?? FOTO: RTR ?? Jens Weidmann, Präsident der Bundesbank.
FOTO: RTR Jens Weidmann, Präsident der Bundesbank.

Newspapers in German

Newspapers from Germany