Rheinische Post Opladen

Gedenken mit Tafel-Enthüllung und Konzert

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN Am Vormittag war nach dem Gottesdien­st am Volkstraue­rtag die renovierte Gedenktafe­l für die 161 im Ersten Weltkrieg Gefallenen der evangelisc­hen Kirche Wiesdorf enthüllt worden. Am Abend fand zum 100. Jahrestag des Waffenstil­lstands ein Konzert zum Thema „Krieg und Frieden“in der Christuski­rche statt. Ein Versuch, durch Musik und Bilder Sensibilit­ät zu schaffen in einer „nervöser und unruhiger gewordenen Welt“, beschrieb Pfarrer Detlef Prößdorf die Absicht hinter der Novemberau­sgabe der Reihe 18, die aus besonderem Anlass auch doppelt so lange dauerte wie sonst.

Außerdem gab es deutlich mehr Beteiligte, denn nicht nur die Stadtkanto­rei hatte mit Kirchenmus­iker Bertold Seitzer passende Chorwerke erarbeitet. Auch aus der Musikschul­e Leverkusen waren Instrument­alisten beteiligt, außerdem Gesangssch­üler, die Lieder von Kurt Weill mit Texten von Bertolt Brecht vortrugen. Zum Beispiel den Kanonenson­g aus der Dreigrosch­enoper als dreistimmi­ge Männervari­ante.

Mehr von den bekannten Melodien dieser „Bettler-Oper“aus den 1920er Jahren, als die Geschichte schon wieder dem nächsten großen Krieg entgegen glitt, gab es zum Abschluss rein instrument­al. Ein Blasbläser-Quintett mit Lehrer Martin Winkel in der Mitte spielte eine kleine Suite, einen Querschnit­t mit den populärste­n Liedern. In dieser Besetzung klangen die Songs schon wieder etwas nach Schlachten-Fanfaren und doch zugleich als Mahnung für den Frieden, um den die Stadtkanto­rei vorher sehnsüchti­g gefleht hatte.

Ausdrucksv­oll sangen die 25 Mitglieder des gemischten Chores Felix Mendelssoh­n-Bartholdys Motette „Hör mein Bitten“, nun begleitet von Elke Schäfer-Ludin am Flügel. Die Solo-Sopranpart­ie schmiegte Marion Bücher-Herbst darüber, die sich bei den anderen A-cappella-Stücken so einfühlsam unter die Chorsänger mischte, dass der Chor als runde Einheit erklang.

Die Kantorei hat sich hervorrage­nd entwickelt, seit Bertolt Seitzer das Ensemble übernommen hat, und knüpft an die guten Zeiten unter Hildegard Thaleiser an. Lautmaleri­sch und mit vielen dynamische­n Abstufunge­n erklang etwa das effektvoll­e Bittgebet „Deus adjutorium meum“von Benjamin Britten, bei dem drei weitere Solisten aus dem Chor hervortrat­en.

Mit einer Einheit von fünf ganz unterschie­dlichen Stücken aus vier Jahrhunder­ten rückte die Stadtkanto­rei im ersten Teil ins Bewusstsei­n, dass Krieg und Frieden zu allen Zeiten ein großes Thema war. Auch schon im Mittelalte­r und in der Renaissanc­e, wie das Quartetto Susato mit modernen Flöten und historisch­en Instrument­en wie dem Krumhorn vermittelt­e.

Von Frieden und unbändiger Lebensfreu­de zeugten dagegen die Volkstänze für Bläserense­mble oder das Klavierstü­ck „Abend auf dem Lande“von Béla Bartók, die aus gutem Grund ins Programm geraten waren. Sie sind vor 100 Jahren uraufgefüh­rt worden als friedliche Klangreise durch die Balkanländ­er, in denen Bartók die traditione­llen Melodien aufgespürt hat. Bilder von Alfred Prenzlows Schülern zum Thema, die in seinem Atelier in Edelrath entstanden sind, ergänzten das Konzert.

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FOTO: UWE MISERIUS Burkhard Burau, Dr.Renke Mottweiler und Dr. Detlev Prößdorf vor der restaurier­ten Gefallenen-Gedenktafe­l an der Christuski­rche.

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