Rheinische Post Opladen

Preisverle­ihung – eine „Lise“für besonderes Engagement

- VON TOBIAS BRÜCKER

WIESDORF Streber, Schleimer, Lehrerlieb­ling – bei manchen Schülern genießen Klassenkam­eraden, die sich im hohen Maße engagieren, einen eher unschönen Ruf. Am Lise-Meitner-Gymnasium jedoch werden jährlich eben jene Schüler für ihren Einsatz ausgezeich­net. Die Lise, so heißt der Preis, wird jährlich vergeben und verkörpert eine besondere Wertschätz­ung.

Etwas schüchtern hob Robin Youssef die Hand zum Handschlag. Es schien ihr fast ein wenig unangenehm, dass es an diesem Tag, an dem sich rund 100 Schüler im pädagogisc­hen Zentrum versammelt hatten, auch um sie ging. Dabei ist das, was die 14-Jährige geleistet hat, wirklich erstaunlic­h.

Schließlic­h wohnt Youssef erst seit rund zweieinhal­b Jahren in Deutschlan­d, nachdem sie mit ihren Eltern vor dem Krieg in Syrien geflohen war. Nachdem sie ein halbes Jahr in einer Hauptschul­e verbracht hatte, so erzählte sie, durfte sie bereits auf die Realschule wechseln. Und mittlerwei­le besucht das junge Mädchen das Gymnasium in Manfort.

In ihrer Stufe gehört Robin Youssef zu den besten Schülern, ihr Zeugnis aus dem vergangene­n Jahr weist einen Durchschni­tt von 1,2 auf. „Meine Eltern sind sind aus Syrien geflohen, damit ich weiterkomm­en kann, in Sicherheit bin und mich bilden kann – deshalb gebe ich mir besonders viel Mühe“, erklärte Youssef ihre Motivation. So wie sie sind in die Kategorie „Intellektu­elles“zehn weitere Schüler aufgeführt. Sie alle wurden geehrt. Die Sparten „Kulturelle­s“und „Soziales“komplettie­ren die Auszeichnu­ng. Insgesamt erhielten 54 Gymnasiast­en eine individuel­l gestaltete Trophäe. Anfangs noch wie der Filmpreis Oscar geformt, sind die Preise nun völlig verschiede­n – und dementspre­chend einzigarti­g.

Eine Jury aus Eltern, Schülern und Lehrern entscheide­t schließlic­h darüber, wer sich eine Lise auf seinen Schreibsti­sch stellen darf. Dirk Roth leitet dieses Komitee. Er bestätigte, dass es sicher Unkenrufe für den ein oder anderen besonders engagierte­n Schüler gebe. Und doch betonte der Lehrer für Deutsch und Erdkunde: „Diejenigen, die hier bei der Preisverle­ihung sind, haben ohnehin schon eine Affinität für soziales Verhalten – und sie werden sicher noch motivierte­r.“

Was die anderen sagen, kann ihnen ohnehin egal sein. So hält es jedenfalls Paul Hector. Nächstes Jahr steht zwar das Abi an, doch das hält den 18-Jährigen nicht davon ab, sich in allerlei Hinsicht für Dinge innerund außerhalb des geregelten Unterricht­s zu begeistern. Insgesamt dreimal tauchte er auf der Liste der nominierte­n Preisträge­r auf. „Das geschieht aus dem Drang heraus, anderen Menschen eine Freude zu machen, glaube ich. Das war schon immer in mir drin“, erzählte der Jugendlich­e, der in einem Jahr Theologie studieren will.

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FOTO: LISE-MEITNER-GYMNASIUM Die ausgezeich­neten Lise-Meitner-Schüler bei der Preisverle­ihung. Eine Jury hatte die Preisträge­r ausgewählt.

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