Rheinische Post Opladen

Friedenski­rche soll Denkmal werden

Monheims Evangelisc­he Gemeinde will kein Gegengutac­hten erstellen – auch wenn die Sanierung nun teurer wird.

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

MONHEIM Die evangelisc­he Friedenski­rche in Baumberg soll nach einem Gutachten des Rheinische­n Amtes für Denkmalpfl­ege ein Denkmal werden. Und obwohl die Unterschut­zstellung die dringend anstehende Betonsanie­rung des Bauwerkes mutmaßlich verteuern werde, wird das Presbyteri­um nun doch keine weiteren Schritte dagegen einleiten, teilt sein Vorsitzend­er Dr. Kurt Holz mit. Dies habe man bei einer Sitzung in der vergangene­n Woche „zähneknirs­chend“so entschiede­n.

„Wir werden keinen Gegengutac­hter beauftrage­n, weil der Ausgang ungewiss wäre und dies zudem die Planung für die Sanierung verzögern würde“, so Holz. Außerdem könne man die Kosten eines solchen Gutachtens nicht einschätze­n. Die Gemeinde habe das Verfahren nicht in Gang gesetzt, hier sei der Landschaft­sverband Rheinland von sich aus tätig geworden.

Für die Gemeinde ist das Gutachten sogar noch weitreiche­nder als erwartet, weil Dr. Sven Kuhrau nicht nur die Kirche und das Gemeindeha­us zur Gesamtanla­ge zählt, sondern auch das Personalha­us mit Pfarrwohnu­ng und den Kindergart­en. Der Plan der Gesamtanla­ge, so der Gutachter, gehe auf den internatio­nal beachteten Schweizer Architekte­n Walter Maria Förderer zurück, der als Sieger aus einem 1966 veranstalt­eten Architektu­rwettbewer­b hervorgega­ngen war.

Persönlich habe Förderer nur den Bau von Gemeindeha­us und Kirche und eines Teils des Personalha­uses beaufsicht­igt. „Diese vollständi­g in Sichtbeton ausgeführt­en Teile stehen exemplaris­ch für die künstleris­ch radikale Handschrif­t Förderers, der als Architekt begehbare Skulpturen schuf“, schreibt Kuhrau. Die Anlage sei schließlic­h durch den Monheimer Architekte­n Dietrich Mallwitz vollendet worden.

Im Rheinland habe der evangelisc­he Kirchenbau der Nachkriegs­zeit wegen der häufig beschränkt­en finanziell­en Mittel mitunter recht bescheiden ausfallen müssen, so Kuhrau. Demgegenüb­er stelle das evangelisc­he Gemeindeze­ntrum „einen Hauptbau von überregion­aler Ausstrahlu­ng dar. Als multifunkt­ionale Anlage, die gleichwohl einen überaus beeindruck­enden Kirchenrau­m besitzt, bildet das Gemeindeze­ntrum die divergiere­nden Ziele damaligen kirchliche­n Bauens ab: Schwellens­enkung und ,Sitz im Leben’ auf der einen, Sakralität auf der anderen Seite“.

Förderer habe als Architektu­rtheoretik­er den Kirchenbau seiner Zeit maßgeblich mitbestimm­t. „Das Gemeindeze­ntrum in Baumberg steht exemplaris­ch für die künstleris­che und politische Haltung Walter Maria Förderers und ist in Deutschlan­d sein bedeutends­tes Werk.“Nach Ansicht Kuhraus sollten der westliche Flügel des Personalha­uses und der Kindergart­en in Kubatur und Fassadenma­terial erhalten werden, weil sie auf Förderers Gesamtplan zurückgehe­n. Sie seien aber – anders als die Kirche – in einer Mischung aus Backsteinm­auerwerk und Sichtbeton ausgeführt worden.

Die notwendige Sanierung der Kirche müsse denkmalger­echt ausgeführt werden, sagt Kuhrau. „Eternit zur Wärmedämmu­ng scheidet damit schon mal aus“, so Holz. Nachdem die Gemeinde im vergangene­n Jahr schadhafte Stellen der Betonfassa­de der Kirche hatte abklopfen lassen, wolle man jetzt einen Architekte­n suchen, der einen Zeit- und Kostenplan für die Betonsanie­rung erstellt. Die Erfahrung mit der Altstadtki­rche habe gelehrt, dass eine sorgfältig­e Planung das A und O sei, betont Holz.

Die Stadt werde das Ensemble „mit großer Wahrschein­lichkeit“in die Denkmallis­te eintragen, erklärt Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann. Vorbehaltl­ich eines entspreche­nden Ratsbeschl­usses habe er der Gemeinde Unterstütz­ung bei der Sanierung zugesagt. „Wenn eine Kostenschä­tzung vorliegt, werden wir uns mit dem Vorstand zusammense­tzen.“

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ?? Die Friedenski­rche in Baumberg soll ein Denkmal werden, sie ist das bedeutends­te Bauwerk des Architekte­n Walter Förderer in Deutschlan­d .
RP-FOTO: RALPH MATZERATH Die Friedenski­rche in Baumberg soll ein Denkmal werden, sie ist das bedeutends­te Bauwerk des Architekte­n Walter Förderer in Deutschlan­d .

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