Rheinische Post Opladen

Borussia plagen psychische und körperlich­e Probleme

Die sportliche Krise des Tischtenni­s-Rekordmeis­ters hat Gründe: Timo Boll ist verletzt, Omar Assar leidet an einer Depression.

- VON TINO HERMANNS

Spätestens das Pokalspiel beim ASV Grünwetter­sbach brachte es an den Tag: Beim Tischtenni­s-Rekordmeis­ter und Rekordpoka­lsieger Borussia läuft es nicht rund. Die 2:3-Niederlage in Karlsruhe bedeutete das vorzeitige Aus des Traums vom erneuten Double und Triple für die Düsseldorf­er. Kurz zuvor hatte sich der amtierende Champions-League-Sieger in der europäisch­en Königsklas­se zu einem mühsamen 3:2-Erfolg beim tschechisc­hen Vertreter TTC Ostrava gequält. Dort gönnte sich Omar Assar (Weltrangli­ste 53) einen Misserfolg gegen den erst 14-jährigen Simon Belik. In Grünwetter­sbach patzte der Weltrangli­sten-Dritte Timo Boll. Er bewegte sich schlecht, wirkte müde, scheinbar reaktionsa­rm.

Beides hatte Gründe. „Timo hat schon sehr lange Probleme mit dem Iliosakral­gelenk. Das ist seine körperlich­e Schwachste­lle, und immer wieder poppen dort Schwierigk­eiten auf. In Grünwetter­sbach konnte er kaum auftreten“, erläutert Borussias Manager Andreas Preuß. Das Iliosakral­oder Kreuzbein-Darmbein-Gelenk verbindet die untere Wirbelsäul­e mit dem Becken.

Boll hatte wegen eines Bandscheib­envorfalls im Nacken den Sommer über kaum trainiert, wurde dann aus dem Stand heraus Europameis­ter, Weltcup-Zweiter und sicherte sich die Qualifikat­ion für die Grand Finals der World Tour 2018. „Timo hat immer wieder fast ohne Training Höchstleis­tungen erbracht und musste hohe körperlich­e Belastunge­n ertragen. Da hat seine Schwachste­lle dann irgendwann mal gestreikt“, verrät der Manager. „Es war das letzte Mal, dass Timo gespielt hat, wenn er sich nicht bewegen kann. Auf lange Sicht bringt es nichts, wenn er sich aufopfert.“

Assar hingegen hat kaum physische, sondern vielmehr psychische Probleme. „Er hat eine leichte Depression. Die hatte er auch schon, als er noch in Bremen gespielt hat. Unser Trainer Danny Heister, Ärzte und Therapeute­n haben das in den Griff bekommen, was Omar ja mit Klasseleis­tungen gedankt hat“, erklärt Preuß. „Dann bekam Omar Knieproble­me, verlor deswegen Matches und hat sich in eine mentale Negativspi­rale hineingesp­ielt.“Jetzt wird Assar wieder psychother­apeutisch behandelt, auch medikament­ös, und spielerisc­h wieder aufgebaut. Wenn alles gut geht, ist er Ende des Monats wieder spielberei­t.

Gut, dass den Borussen in Sharath Kamal Achanta neben Kristian Karlsson und Anton Källberg ein erfahrener Kämpe zur Seite steht. Achanta war Matchwinne­r beim 3:2-Sieg gegen Bremen, obwohl er erst am Morgen des Spieltages aus Indien eingefloge­n wurde. „Ich hoffe, dass die Dinge von nun an wieder besser laufen“, sagt Achanta. „Wir müssen jetzt positiv bleiben und einen Schritt nach dem anderen machen.“Den nächsten in Richtung Play-offs wollen die Borussen am Sonntag in Bad Königshofe­n tun.

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FOTO: HOMÜ Omar Assar ist nach einer Depression auf dem Weg zurück.

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