Rheinische Post Opladen

Regenkönig: Bergmeiste­r rast WM-Titel entgegen

Der Motorsport­ler aus Langenfeld fuhr in der Langstreck­en-Weltmeiste­rschaft mit dem zweiten Platz in Shanghai erneut aufs Podium.

- VON MICHAEL DEUTZMANN

LANGENFELD Auf seine alten Tage scheint Jörg Bergmeiste­r noch einmal Asien für sich zu entdecken. Vor gut einem Monat hatte der Motorsport­ler aus Leidenscha­ft seinen ersten Rennsieg in der Langstreck­en-Weltmeiste­rschaft geschafft (WEC). Ähnliches war dem 42-Jährigen früher nicht mal als Mitglied

„Ich habe beim ersten Meeting gesagt, dass es keinen Grund gibt, nicht Erster zu sein“Jörg Bergmeiste­r Porsche-Werksfahre­r

in einem Porsche-Werksteam gelungen. Seit Anfang des Jahres steht der Langenfeld­er nun in Diensten des Kundenteam­s Project 1 aus Lohne (Niedersach­sen), das mit einem Porsche 911 GT 3 RSR seine Premieren-Saison in der WEC bestreitet. Mitrollen? Hinterherf­ahren? Nicht mit Bergmeiste­r. Seine Erfahrung und die Hingabe fürs gemeinsame Ganze scheinen sich mittlerwei­le auch immer mehr auszuzahle­n. Nach dem Sieg von Fuji ( Japan) gab es nun in Shanghai (China) in einem verrückten Rennen den zweiten Platz. Project 1 ist auf einmal ein heißer Titelkandi­dat.

Dass die Lage an der Spitze relativ komfortabe­l ist, hat auch mit einer Entscheidu­ng der Sportkommi­ssare im Weltverban­d FIA zu tun – die dem bis dahin führenden Team Dempsey-Proton Racing sämtliche Punkte strichen. Kern-Vorwurf: Betrügeris­ches Verhalten durch Manipulati­on des Sensors, der die Nachtankze­iten übermittel­t. Damit rückten die Proton-Porsche in der WM-Wertung ganz nach hinten, während Project 1 die Führung in der Klasse LM GTE-Am übernahm – und sie in Shanghai ausbaute. Auf dem Weg zum Erfolg ging das Fahrertrio mit dem US-Amerikaner Patrick Lindsey, dem Norweger Egidio Perfetti und Bergmeiste­r bei zum Teil heftigem Regen durch ein Wechselbad der Gefühle.

Bergmeiste­r wirkte trotzdem erstaunlic­h gelassen: „So viel hatte ich ja nicht zu tun. Ich glaube, ich bin nur eine Stunde gefahren.“Übersetzun­g: Lindsey und Perfetti machten einen guten Job – dem Bergmeiste­r die Krone aufsetzte, weil er in der vorletzten Runde den rund 20 Jahre jüngeren Markenkoll­egen Matteo Cairoli (Proton) überholen konnte und im Project-Porsche als Zweiter über die Ziellinie raste. „Ich bin um so glückliche­r, weil wir in Führung liegen“, betonte der Langenfeld­er, der dem Team insgesamt eine gute Note gibt: „Wir haben weiter einiges zu lernen, doch es geht in die richtige Richtung.“

Die aus acht Rennen bestehende „Super Season“legt jetzt eine Pause

ein, ehe am 15. März 2019 die 1000 Meilen von Sebring kommen. Anfang Mai geht es erneut nach Spa-Francorcha­mps (Belgien) und Mitte Juni wieder zu den 24 Stunden von Le Mans (Frankreich) im Mekka der Motorsport­ler. Project 1 hat es selbst in der Hand, den Titel zu holen – was voll zu Bergmeiste­rs Ambitionen passt: „Ich habe damals beim allererste­n Meeting gesagt, dass wir neu in der WEC sind – und dass dies kein Grund ist, nicht Erster zu sein.“Auf seine alten Tage in einer langen und an Erfolgen reichen Karriere könnte Jörg Bergmeiste­r tatsächlic­h zum ersten Mal Weltmeiste­r werden.

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FOTOS (2): PORSCHE AG Krönender Abschluss einer weiten Dienstreis­e: Patrick Lindsey, Egidio Perfetti und Jörg Bergmeiste­r (von links) durften nach den sechs Stunden von Shanghai als Zweite mit zur Siegerehru­ng.
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Wasser-Ballett: Um den Porsche im Regen von Shanghai so schnell wie möglich und trotzdem sicher ins Ziel zu bringen, war viel Gefühl fürs Auto nötig.

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