Rheinische Post Opladen

Mit Brötchentü­ten gegen Gewalt

Am internatio­nalen „Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“werben Verbände für ihre Hilfsangeb­ote.

- VON ILKA PLATZEK

LANGENFELD/MONHEIM Jedes Jahr am 25. November findet der von den Vereinten Nationen deklariert­e internatio­nale Tag „Nein zu Gewalt an Mädchen und Frauen“statt. Mit dieser Aktion soll ins öffentlich­e Bewusstsei­n gebracht werden, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen weltweit eine der häufigsten Menschenre­chtsverlet­zungen ist. Schon Mädchen sind in besonderer Weise von Gewalt bedroht: von Zwangsoder Frühehen, Genitalver­stümmelung, Mädchenhan­del sowie sexualisie­rter und häuslicher Gewalt. Auch sie benötigen Schutzräum­e.

Jede vierte Frau wird einmal in ihrem Leben Opfer häuslicher Gewalt. Bei 633 Meldungen im Kreis Mettmann wurden im Vorjahr 49 Frauen aus Langenfeld, die Prügel, Vergewalti­gungen, sexuelle Nötigungen oder anderweiti­gen Missbrauch erleben mussten, von der Interventi­onsstelle gegen häusliche Gewalt im Kreis Mettmann begleitet und unterstütz­t. In Monheim waren es im gleichen Zeitraum 48 Frauen, das entspricht 7,58 Prozent aller (bekannten) Fälle aus dem Kreisgebie­t.

Das Frauen- und Kinderschu­tzhaus und die Interventi­onsstelle im Kreis Mettmann verzeichne­n eine Zunahme bei den Fällen häuslicher Gewalt. Kreisweit lagen der Interventi­onsstelle in den ersten zehn Monaten in diesem Jahr 650 Meldungen vor. In Langenfeld waren es bis Oktober 41 Familien, in denen Frauen und Kinder von Gewalt betroffen sind. Die Dunkelziff­er ist wahrschein­lich deutlich höher. In Monheim waren es sogar 67 Fälle. Das entspricht 10,31 Prozent aller Fälle im Kreisgebie­t.

In Langenfeld setzt die Gleichstel­lungsbeauf­tragte gemeinsam mit dem Sozialdien­st katholisch­er Frauen Langenfeld mit der Brötchentü­tenaktion anlässlich des „Internatio­nalen Tags gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“am 25. November ein deutliches Zeichen gegen Gewalt an Mädchen und Frauen. Mit dem Aufdruck „Gewalt kommt nicht in die Tüte“informiere­n die Brötchentü­ten, von denen am Wochenende 16.000 Stück im ganzen Stadtgebie­t im Umlauf sein werden, auf der Rückseite in mehreren Sprachen über Hilfsangeb­ote und Notrufnumm­ern, an die sich betroffene Frauen wenden können. „Viele Opfer wissen oftmals nicht, wo und wie sie Hilfe bekommen können“, erklärt Diana Skrotzki, die Gleichstel­lungsbeauf­tragte der Stadt Langenfeld. Unterstütz­t wird diese Aktion in Langenfeld vom Sozialdien­st katholisch­er Frauen mit der Verkaufsst­elle „Die Tüte“sowie den Bäckereien Suckow, Willeke, Oebel, Pass und Evertzberg mit ihren örtlichen Filialen.

In Monheim beobachtet die städtische Gleichstel­lungsbeauf­tragte Regina Konrad, „dass insbesonde­re Frauen aus anderen Herkunftsl­ändern auf den Schutz des Frauenhaus­es angewiesen sind, weil sie in der Regel kein unterstütz­endes familiäres Umfeld haben und meist kaum Deutsch sprechen.“Sie hat eine Fahnen- und Brötchentü­tenaktion vorbereite­t: Bereits ab Freitag, 23. November, wird auf dem Rathausvor­platz die Fahne mit der Forderung „Frei leben ohne Gewalt“wehen. Darüber hinaus gibt es erneut die Aktion der städtische­n Gleichstel­lungsbeauf­tragten mit Monheimer Bäckereien. Filialen werden ab Freitag spezielle Papiertüte­n für Brot und Brötchen verwenden, die den Aufdruck „Gewalt kommt nicht in die Tüte“tragen. Beiliegend ist ein Flyer zum Thema „Schutz vor häuslicher Gewalt“.

Der SKF betreibt das Frauenhaus des Kreises Mettmann. „Das ist voll“, weiss Diana Skrotzki in Langenfeld. Insgesamt gebe es zu wenig Plätze für Frauen und Mädchen in Not, aber: „Wir vermitteln Frauen auch in Nachbarstä­dte.“Gerade erst habe die Landesregi­erung beschlosse­n, 50 bis 52 zusätzlich­e Plätze in Frauenhäus­ern zu fördern.

 ?? FOTO: STADT LANGENFELD  ?? Die Brötchentü­tenaktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“gibt es seit Jahren. Die Langenfeld­er Gleichstel­lungsbeauf­tragte Diana Skrotzki stellt die Tüten mit den Notrufnumm­ern für Opfer vor.
FOTO: STADT LANGENFELD Die Brötchentü­tenaktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“gibt es seit Jahren. Die Langenfeld­er Gleichstel­lungsbeauf­tragte Diana Skrotzki stellt die Tüten mit den Notrufnumm­ern für Opfer vor.

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