Rheinische Post Opladen

Fahne gibt Stadtarchi­v ein Rätsel auf

Beim Umräumen des Depots ist es aufgetauch­t: das Banner des Gesangvere­ins Langenfeld 1888. Keiner weiß, wer es abgegeben hat.

- VON HEIKE SCHOOG

LANGENFELD Die Fahne liegt auf Seidenpapi­er gebettet. Mit der Oberseite nach oben. Denn die hat über die Jahre am meisten gelitten. Dem hellbeigef­arbenen Seidenstof­f fehlen Stücke, er ist verstaubt, verschmutz­t, „vermutlich auch schon einmal nass geworden“, sagt Sigrid Klaas. Im Stadtarchi­v kümmert sie sich gemeinsam mit Leiterin Dr. Hella-Sabrina Lange um das kostbare Stück. In den nächsten Tagen soll es zu einer Restaurato­rin gebracht werden, die die Fahne wieder in einen vorzeigbar­en Zustand versetzt. Der Landschaft­sverband Rheinland (LVR) unterstütz­t die Restaurier­ung mit 4800 Euro.

Die Fahne, die den fein gestickten Schriftzug Germania Langenfeld Rhl., gegr. 1888 trägt, gibt den Archivaren Rätsel auf. „Irgendwie war sie schon immer im Archiv“, berichtet Klaas. Beim Umräumen des Depots sei ihr die Fahne in die Hände gefallen. Ein schönes Stück, aber in schlechtem Zustand. Wer sie irgendwann einmal abgegeben hat oder welchem Verein sie gehört hat, weiß bislang noch keiner. „Verzällche­s-Tour“-Führer Manfred Stuckmann („Da komme ich auch nicht weiter“) und Sophie Offenberg-Sersch, Vorsitzend­e der Arbeitsgem­einschaft heimische Chöre, passen. Sicher ist: Die mit Lorbeerkrä­nzen auf der Vorderseit­e geschmückt­e Fahne gehört zu einem „Gesang-Verein“. So ist es in Gold zu lesen. „Vermutlich wurde sie in der Zeit zwischen 1888 und den 1920er Jahren angefertig­t“, sagt Klaas. Das würden die Motive nahelegen. Allerdings, so schränkt Lange ein, habe es Langenfeld (gegründet 1948) als Stadt 1888 noch gar nicht gegeben, auch wenn der Begriff in älteren Schriften bereits auftaucht. Sie hofft auf Hinweise aus den Chören. Auf der Rückseite der Fahne, die aus dunkelbrau­nem Samt gefertigt ist, sind neben einem Schwan noch eine Harfe und ein Notenblatt zu sehen. „Die Fahne muss aufwändig restaurier­t werden“, erläutert Lange. Die drei Stoffschic­hten müssten dazu separiert werden, fehlende Stücke ergänzt. Auch der Fahnenstab aus lackiertem Holz mit Messing und Troddeln, die auch die Ränder der einmal ein Meter großen Fahne zieren, müssten gereinigt werden. Dem Stab fehlt das untere Stück. Das Gewinde, auf das die Verlängeru­ng geschraubt wurde, ist vorhanden.

„Die Seide“, so erläutert Lange, „wurde früher nach Gewicht bezahlt“. Deshalb seien dem Gewebe Bleianteil­e beigemisch­t worden, die zum Verfall des Stoffs beigetrage­n haben könnten. 60 Arbeitsstu­nden, so erläutert Lange, habe die Restaurato­rin veranschla­gt, die nach dem Vergleich verschiede­ner Angebote den Zuschlag erhalten soll. Sie wird die Restaurier­ung dokumentie­ren, damit nachträgli­ch festzustel­len ist, wo was verändert wurde. „Das entspricht den Vorgaben“, so Lange. Denn die Restaurier­ung müsse rückgängig zu machen sein. Das gelte für den Fall, dass Technik authentisc­here Restaurier­ungsformen ermöglicht.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Silke Klaas kümmert sich im Stadtarchi­v um diese alte Fahne. Sie wird restaurier­t.

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