Rheinische Post Opladen

Käufer gesucht für Ausleger-Gaststätte

Seit 1928 betrieb Familie Opherden in der Urdenbache­r Kämpe ein gastronomi­sche Angebot. Anton, genannt Toni, war der Namensgebe­r. Dessen Sohn Günter führte mit seiner Frau bis zu seinem Tod Anfang 2018 das „Zum Toni“weiter.

- VON ANDREA RÖHRIG

MONHEIM/DÜSSELDORF Drei Packungen Salzbrezel­n für 1,30 Euro das Stück liegen noch im Regal hinter der Theke. Eine Etage tiefer stehen ein paar Flaschen Hochprozen­tiges. Wüsste man es nicht besser, würde man denken, dass die Gaststätte „Zum Toni“nur Winterpaus­e hat. Die dauert allerdings schon seit Anfang des Jahres, als Besitzer Günter Opherden mit 77 Jahren überrasche­nd starb.

„Mein Vater hat zwischen den beiden Hochwasser­n Ende 2017 sogar noch einmal alles in die Gaststätte geräumt, um bald wieder aufmachen zu können“, erzählt sein Sohn Rainer. Doch dazu ist es nicht mehr gekommen. Nun soll das Haus am Ausleger der Fähre Urdenbach/ Zons einen neuen Besitzer bekommen. Ob als reines Wohnhaus oder doch mit Gastronomi­e, das ist dem neuen Eigentümer überlassen.

Leicht fällt Rainer Opherden und seiner Mutter Anneliese der Schritt nicht – stecken doch in den Mauern viele Jahrzehnte Geschichte und Geschichte­n. Über dem Lokal ist eine 86 Quadratmet­er große Wohnung, in der die dreiköpfig­e Familie seit 1968 lebte. Sein Großvater war es, der auf diesem Grundstück mit Rheinblick 1928 einen Kiosk baute. Nachdem dieser 1933 abbrannte, baute Anton Opherden, den alle nur als Toni kannten, eine größere Holzhütte mit Biergarten auf. Dort versorgten sich auch die Camper des benachbart­en Campingpla­tzes – den es schon seit vielen Jahren nicht mehr gibt – mit den Dingen des täglichen Lebens. Daneben gab es Eis, Limo, Würstchen und Bier. Mit Günter Opherden und seiner Frau übernahm dann die zweite Generation das vor allem bei Ausflügler­n so beliebte gastronomi­sche Angebot.

Der zweite Kiosk wich dann Mitte der 1960er Jahren dem Haus auf Stelzen. Auf einer Postkarte aus dieser Zeit kann man erkennen, was der Sinn dieser Konstrukti­on ist. Bei Hochwasser sollten die Gaststätte­nwände abgebaut werden und das Wasser unter dem Haus ungehinder­t fließen können. Denn immer wenn der Rhein über die Ufer tritt, läuft das Wasser auch in die unten gelegene Gaststätte. Dann lebten Opherden in dem Haus wie auf einer Insel. Rainer Opherden: „Ich bin damals bei Hochwasser mit dem Boot zur Schule gefahren worden.“Da war so mancher seiner Mitschüler

vom Benrather Schloß-Gymnasium doch neidisch.

Als der 53-Jährige die Tage bei strahlende­m Sonnensche­in auf dem 11,50 Meter breiten und 1,80 tiefen Balkon saß und den unverbauba­ren Blick auf den Fähranlege­r und den Rhein hatte, da ist er doch nochmal ganz kurz ins Grübeln gekommen: „Es ist schon schön hier“, sagt er. Doch er hat schließlic­h sein eigenes Leben in Köln.

Damit er es sich der Vergangenh­eit wegen nicht doch nochmal anders überlegt, hat er die Vermarktun­g an das Maklerbüro Laufenberg in Langenfeld übergeben. Deren Mitarbeite­r Gabriel Czajor kümmert sich um das Objekt, das so seine Tücken hat. Denn da das Haus mitten im Naturschut­zgebiet und in der Wasserschu­tzzone liegt, hat es zwar zum einen Bestandssc­hutz, allerdings ist auch klar, dass auf der insgesamt 1300 Quadratmet­er Fläche nicht neu gebaut und auch nicht viel verändert werden darf. Deshalb ist der Kaufpreis auch mit 180.000 Euro angesetzt.

Natürlich könnte im unteren Teil des zweistöcki­gen Hauses wieder eine Gastronomi­e öffnen. Doch weil es dort keine richtige Küche gibt und auch wohl keine Chance auf Genehmigun­g eines Fettabsche­iders, kam beim „Toni“nur Bockwurst mit Brot auf den Teller. Den Gästen war es egal, sie kamen vor allem wegen des Blicks.

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Anton, genannt Toni, Opherden hatte 1928 die Idee, in unmittelba­rer Nähe zum Rheinufer eine Gastronomi­e zu errichten. Er begann mit einem Holz-Kiosk.
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FOTOS (2): OPHERDEN Auf dieser Postkarte aus den späten 1960er Jahren kann man die clevere Bauweise des zweistöcki­gen Hauses gut erkennen.
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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Immobilien­makler Gabriel Czajor und Hausbesitz­er Rainer Opherden vor dem Haus am Ausleger.

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