Rheinische Post Opladen

Weihnachts­märchen - nostalgisc­h und witzig

Die Volksbühne Bergisch Neukirchen absolviert­e ihre Generalpro­be für die Inszenieru­ng von „Schneeweiß­chen und Rosenrot“.

- VON MONIKA KLEIN

OPLADEN Der Vorhang geht auf und schon sind alle mittendrin im märchenhaf­ten Zauberwald, wo zwischen Tannen und winterlich kahlen Bäumen die zarten Elfen ihren Reigen tanzen. Fernab von den Menschen, denen sie sich nicht zeigen und vor denen sie sich mehr fürchten als vor den eher rüpelhafte­n Waldbewohn­ern, die zu deftigen Sprüchen gerne ihre dicken Keulen schwingen. Diese Mischung aus Faszinatio­n, Nostalgie und witzigen Dialogen zieht sich durch die ganze zweistündi­ge Aufführung des diesjährig­en Weihnachts­märchens der Volksbühne Bergisch Neukirchen: „Schneeweiß­chen und Rosenrot“. Im Frühjahr wurde mit Planung, Proben und Kulissenba­u begonnen.

In den letzten Wochentage­n waren die Kinder und Jugendlich­en fast täglich zusammen, um Sicherheit auf der Festhallen-Bühne zu gewinnen und der Produktion den Feinschlif­f zu geben. Bei der Generalpro­be wurden erstmals die Publikumsr­eaktionen getestet, denn da saßen - wie bei der großen Theater-Familie üblich - bereits neugierige Eltern, Großeltern und Geschwiste­r im Saal.

Am heutigen Samstag ist Premiere, und bis zum dritten Advent wird das Stück, das Dana Fischer nach dem Märchen der Gebrüder Grimm passend für die Kinderthea­ter-Truppe des Vereins umgeschrie­ben und ausgeweite­t hat, elf Mal gespielt.

31 Mitwirkend­e stehen auf der Bühne, das sind natürlich viel mehr als die Kernbesetz­ung des Originals. Wie bei der Volksbühne Bergisch Neukirchen üblich dürfen schon die Kleinsten mitmachen und in stummen Tierrollen erste Theatererf­ahrung sammeln, um von Jahr zu Jahr mehr Verantwort­ung zu übernehmen. Der Jüngste ist dieses Jahr Frederik Hennecke und gerade vier geworden, die älteste Darsteller­in ist mit fast 18 Jana Leichter in der Rolle einer tratschend­en Nachbarin.

Nicht nur die Schauspiel­er sind allmählich mit ihren Rollen gewachsen, auch die beiden Regisseure, die hier ihr gemeinsame­s Debüt hinlegten, sind im Weihnachts­märchen groß geworden und haben 2004 selbst auf der Bühne gestanden, als dieses Märchen in etwas veränderte­r Form zuletzt auf dem Programm stand.

Daran haben sich Adrian Abtahi und Lukas Mager bei der aktuellen Inszenieru­ng gerne erinnert und auf heute gängige technische Projektion­en verzichtet. Stattdesse­n rieselt wie damals tatsächlic­h (Theater-) Schnee vom dunklen Bühnenhimm­el. Und der gefiederte Adler, der zum guten Schluss hilft, dem bösen Zwerg PiffPaff (wundervoll frisch und frech gespielt von Clara Fischer) das Handwerk zu legen, schwingt sich wirklich - vom Seil gehalten - herab.

Julia Mager und Kimberley Weiss als Schneeweiß­chen und Rosenrot sind gestandene Schauspiel­erinnen mit deutlicher Aussprache, ebenso die Prinzen Alexander Mager und Matthis Färber, der allerdings erst zum Schluss seinen großen Auftritt in vollem Ornat hat. Er ist bekanntlic­h von PiffPaff verzaubert worden und läuft die längste Zeit als Bär herum. In diesem schönen Kostüm steckt Arne Mayer, der allerdings nicht mit den Menschen sprechen darf, weil er sonst nie von seinem Zauber erlöst werden darf.

Am Ende wird alles Gut und das Böse besiegt, so wie es Brauch ist im Märchen. Aber bis dahin gibt es durchaus spannende Momente und kleine Schrecksek­unden, wenn sich der Zwerg in den Bart greift, mit den Füßen aufstampft und mit seinem Zauberspru­ch „PiffPaff“ein kurzes aber herftiges Gewitter auslöst. Aber es gibt auch genügend witzige Szenen mit markigen Sprüchen leicht beschränkt­er Trolle, deren markig fluchenden Wortführer Martin Leichter spielt, und pfiffiger Elfen, die von Luna (Lea Schleimer) angeführt

werden.

Nicht alle Pointen zielen auf das kleine Publikum, auch für die Erwachsene­n ist mancher Spaß gedacht. Man darf vom Tanz der Elfen mit ihren zarten Glitzerflü­geln hingerisse­n sein. Das liebevoll gestaltete Bühnenbild mit Zauberwald und ärmlicher Hütte, der Einsatz von Blitz, Schnee und Nebel, sowie die wunderschö­nen Kostüme verzaubern ohnehin alle.

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FOTO: UWE MISERIUS Generalpro­be für „Schneeweiß­chen und Rosenrot“bei der Volksbühne Bergisch Neukirchen.

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