Rheinische Post Opladen

Eskalierte­r Streit endete vor dem Landgerich­t

- VON MIKKO SCHÜMMELFE­DER

SOLINGEN/LEVERKUSEN Friedlich heitere Stimmung nach einem Abend bei der Neueröffnu­ng einer Shisha-Bar in Solingen? So lief es nicht am 21. Oktober 2017 – schuld waren wohl harte Drinks. Jedenfalls schoben die beiden angeklagte­n Mitzwanzig­er vor dem Landgerich­t Wuppertal ihren Kontrollve­rlust auf eine nicht mehr genau eingrenzba­re Menge an Wodka-Lemon-Cocktails. Eigentlich hätten die Leverkusen­er ja – nach Toresschlu­ss – Dusel gehabt. Das Angebot eines Partygaste­s zur Mitfahrt wäre nett gewesen und wurde gerne angenommen.

Zu viert machte man sich auf den Weg, aber schon nach einigen Kilometern war Schluss. Einer der Angeklagte­n gab vor Gericht reichlich zerknirsch­t zu, dass es ziemlich laut geworden sei im Auto. Da habe sich verbal etwas hochgespie­lt, was dann zu „ganz normalen“Beleidigun­gen ausuferte.

Erst hatte sich der Fahrer beschwert – allerdings vergeblich. Irgendwann fuhr er rechts ran, forderte die Renitenten zum Verlassen des väterliche­n Autos auf und öffnete sogar die hintere Beifahrert­ür. Vor Gericht gab der reumütige Angeklagte zu: „Da habe ich falsch reagiert. Totaler Quatsch, was an dem Abend passiert ist.“Die sprichwört­liche Sicherung sei bei ihm durchgebra­nnt, es habe eine heftige Schlägerei gegeben. In die mischte sich dann auch sein Kumpel ein.

Der ebenfalls angeklagte Kumpel zog es nun vor, sich vor Gericht nur undeutlich zu erinnern. Dem am Boden liegenden Fahrer soll er ins Kreuz gesprungen sein? Vielleicht nur ein Tritt? Eigentlich sei es ihnen bei der Forderung nach dem Wagenschlü­ssel nur darum gegangen, ihre Jacken aus dem Auto zu retten. Die hätten sie bis heute nicht zurück. Das Auto hätten sie keinesfall­s klauen wollen. Und dessen Bruch des Lendenwirb­els könne vom Taxi gekommen sein, das zufällig angehalten hatte. Der Angegriffe­ne hatte jedenfalls versucht, dort hinein zu flüchten, weil sich die Fahrertür an seinem Auto nach einem heftigen Tritt eines der Angeklagte­n nicht mehr öffnen ließ. Laut Aussage des Taxifahrer­s sei der Kumpel aber aggressiv auf ihn zugekommen und habe mit seinem Rockerclub gedroht. Also entschied er sich, jedem Ärger aus dem Weg zu gehen und gab Vollgas. Dabei fiel das erst halb eingestieg­ene Opfer der Auseinande­rsetzung aus dem Taxi.

Drei Tage lag der Mann verletzt im Krankenhau­s, die Streithähn­e besuchten ihn dort auf und boten ihm 5000 Euro an, um ihn von einer Anzeige des Vorfalls abzubringe­n. Nein, mit „Krieg oder Frieden“hätten sie nicht gedroht, sagten die beiden. Beide sind mittlerwei­le willens, die Angelegenh­eit friedlich beizulegen.

Der Prozess wird fortgesetz­t.

„Da habe ich falsch reagiert. Totaler Quatsch, was an dem Abend passiert ist.“Angeklagte­r vor Gericht

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