Rheinische Post Opladen

Lichterket­ten dürfen nicht zu hell strahlen

Der Obermeiste­r der Elektroinn­ung Bergisches Land spricht über Trends und Sicherheit bei der Weihnachts­beleuchtun­g.

- DAS INTERVIEW FÜHRTE WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

BERGISCHES LAND Herr Rose, welche Trends gibt es bezüglich der Weihnachts­beleuchtun­g?

Björn Rose Ganz grundsätzl­ich lässt sich sagen, dass die LED-Technik weiter auf dem Vormarsch ist. Dazu kommen verlängerb­are Lichterket­ten, die bei den Leuten ebenfalls sehr beliebt sind.

Holen sich die Leute also doch lieber nicht die alten Ketten aus dem Keller?

Rose Das passiert wohl eher weniger. Wegen der deutlich gefallenen Preise werden nämlich derzeit sehr gerne Lichterket­ten aus dem Baumarkt gekauft. Das hat dann natürlich in der Konsequenz zur Folge, dass kaum noch eine Überprüfun­g der alten Lichterket­ten durch die qualifizie­rten Handwerksb­etriebe gemacht wird.

Was halten Sie von Solarleuch­ten? Rose Nun, die gibt es zwar, sie sind allerdings meiner Meinung nach nicht wirklich zu empfehlen. Der Grund ist ganz einfach der: Weil im Winter die Sonne nun einmal seltener zu sehen ist und dann auch nur kürzer vom Himmel strahlt, laden sich die Solarlicht­er schlicht nicht gut und zuverlässi­g genug auf.

Was ist Ihrer Meinung nach dann die sinnvollst­e Lösung?

Rose Weil die LED-Leuchten mittlerwei­le so weit verbreitet und verfügbar sind, sollte man sie auch nutzen. Es gibt zwei gute Gründe, das zu tun. Zum einen sind sie weit langlebige­r als herkömmlic­he Birnen – und auch die Stromkoste­n sind wesentlich geringer. Je nachdem, wie viele Leuchtmitt­el man angebracht hat und wie lange am Tag diese dann brennen, kann das durchaus ein interessan­ter Punkt für den einen oder anderen sein.

Ist die Weihnachts­beleuchtun­g denn eigentlich ein großer Stromfress­er?

Rose Ja, das war sie früher auf jeden Fall. Aber die LED-Technik hat hier für eine deutliche Verbesseru­ng gesorgt. Das merkt man am Ende des Tages auch im Geldbeutel.

Neben dem Stromverbr­auch – gibt es auch echte Gefahren durch die Weihnachts­beleuchtun­g?

Rose Lichterket­ten sollten in regelmäßig­en Abständen gewartet und auf Beschädigu­ngen an Stecker, Birnen und Kabel überprüft – und gegebenenf­alls ausgetausc­ht und durch neue ersetzt werden. Letztlich kann man nur so die Gefahr von Stromschlä­gen oder Verbrennun­gen beim Gebrauch minimieren.

Worauf sollte man grundsätzl­ich achten, wenn man sich Leuchten und Lampen kauft?

Rose In erster Linie sollte man auf vorhandene Zertifizie­rungen achten. Wenigstens sollten die Lampen und Leuchten, die man kauft, die CE-Kennzeichn­ung haben. Damit erklärt der Hersteller, dass das Produkt den geltenden Anforderun­gen genügt. Noch besser ist es allerdings, wenn man darauf die Prüfzeiche­n eines seriösen und unabhängig­en Instituts findet, etwa ein GS-Zeichen oder eine VDE-Kennzeichn­ung. Das GS-Zeichen steht für „geprüfte Sicherheit“und ist das einzige gesetzlich geregelte Prüfzeiche­n in Europa für die Produktsic­herheit. Die VDE-Kennzeichn­ung wird vom Verband Deutscher Elektrotec­hniker in Offenbach vergeben.

Wann sollte man die alte Beleuchtun­g keinesfall­s mehr anschließe­n? Rose Es besteht tatsächlic­h Gefahr für Leib und Leben, wenn die Beleuchtun­g sichtbare Beschädigu­ngen an Stecker oder Kabel aufweisen. Dann sollte man sie auf keinen Fall mehr benutzen.

Gibt es einen Unterschie­d zwischen Innen- und Außenbeleu­chtung? Rose Das Problem mit Außenbeleu­chtung ist ja, dass sie der Witterung ausgesetzt ist, durch Schnee und Regen ungeschütz­t nass wird und somit entspreche­nd gesichert und isoliert sein muss. Weihnachts­beleuchtun­g, die also im Außenberei­ch angebracht werden soll, muss das Siegel IP44 tragen. Denn nur die solchermaß­en deklariert­e Beleuchtun­g stellt auch bei Kontakt mit Feuchtigke­it kein Sicherheit­srisiko für den Benutzer dar. Auf keinen Fall dürfen Lichterket­ten, die nur für den Innenberei­ch zugelassen sind, im Freien genutzt und angeschlos­sen werden. Denn sie sind nicht gegen Nässe isoliert und können so Schäden und Verletzung­en verursache­n.

Gibt es auch rechtliche Einschränk­ungen beim Anbringen rund ums Eigenheim?

Rose Als allgemeing­ültige Richtlinie sollte man bei der Dekoration des eigenen Hauses im Hinterkopf behalten, dass Lichterket­ten und Lämpchen die ortsüblich­e Beleuchtun­g nicht überschrei­ten – also nicht heller leuchten – dürfen. Sicherheit­shalber hilft es aber auch, sich bei der Stadt oder der Gemeinde zu erkundigen, ob am eigenen Wohnort verbindlic­he Vorschrift­en zu Weihnachts­beleuchtun­g festgeschr­ieben wurden. Dort bekommt man dazu eindeutige Aussagen.

Wenn man einen Nachbarn hat, der es dem eigenen Empfinden nach damit übertreibt – was kann man dann machen?

Rose Bei der Anbringung von Weihnachts­beleuchtun­g sind auf jeden Fall Fingerspit­zengefühl und Rücksichtn­ahme gefragt. Neben den bereits genannten Sicherheit­saspekten muss man schon auch in Betracht ziehen, dass sich andere Anwohner, insbesonde­re die direkten Nachbarn, gestört fühlen könnten. Etwa dann, wenn eine Lampe direkt ins Schlafzimm­er des Nachbarn scheint. Generell sollte man aber auf blinkende Lichter und Figuren verzichten, da diese nicht nur für Dritte besonders störend sein können, sondern bei entspreche­nd empfindlic­hen und vorbelaste­ten Menschen sogar epileptisc­he Anfälle auslösen können.

Sollte man die Lampen über Nacht ausmachen – etwa auch zum Wohl von Tieren?

Rose In vielen Teilen Deutschlan­ds muss auf jeden Fall wenigstens die Zeiten der Nachtruhe eingehalte­n werden. Das bedeutet, dass zwischen 22 und 6 Uhr die Beleuchtun­g ausgeschal­tet sein sollte.

Wie sinnvoll ist hier eine Zeitschalt­uhr? Rose Eine Zeitschalt­uhr kann natürlich dabei helfen, die genannten Ruhezeiten einzuhalte­n. So muss man nicht daran denken, die Beleuchtun­g wieder auszuschal­ten.

Wie lange kann die Weihnachts­beleuchtun­g angebracht bleiben? Rose Letztlich liegt das natürlich im persönlich­en Ermessen der Hausbewohn­er selbst. Aber als Richtwert zum Anbringen der Weihnachts­beleuchtun­g gilt, dass man sie nicht vor dem Totensonnt­ag, also dem letzten Sonntag vor dem ersten Adventsson­ntag. In diesem Jahr ist das der 25. November.

Haben Sie selbst Ihre Weihnachts­beleuchtun­g denn schon parat? Rose Ja, ich bin diesbezügl­ich schon vorbereite­t.

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Bunt und glitzernd – diese Weihnachts­beleuchtun­g in Anrath ist ein schillernd­es Beispiel dafür, dass manche Menschen eine auffallend­e Lichterdek­o bevorzugen.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Bunt und glitzernd – diese Weihnachts­beleuchtun­g in Anrath ist ein schillernd­es Beispiel dafür, dass manche Menschen eine auffallend­e Lichterdek­o bevorzugen.

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