Hier wachsen Neu und Alt zusammen
In Berghausen entstand ein Viertel mit Wohnhäusern für Familien, Läden und Kita. „Zwar“fördert Kontakte der Altersgruppe Ü55.
LANGENFELD Es ist gerade mal drei Jahre her, da hatten die Bewohner der Blumenstraße vor ihrer Haustür viel Grün: In Richtung Düsseldorfer Straße blickten sie auf ein Gartencenter mit viel Wiese drum herum, ein Spargelfeld, hin und wieder ein Zirkuszelt. Das Gartencenter gibt es noch auf dem 16 Hektar großen Gelände. Doch es steht inmitten eines Neubauviertels, zu dem nicht nur der große Rewe-Supermarkt und ein Ladenzentrum am Hugo-ZadeWeg gehören, sondern jede Menge neue Nachbarn.
57 Eigenheime auf dem südlichen Teil dieses Viertels sind bereits bezogen. „Es wohnen dort viele junge Familien. Das war ja auch ein Ziel dieses Bauprojekts“, sagt Langenfelds Planungsamtsleiter Stephan Anhalt. Fertig sind auf der nördlichen Hälfte zudem drei Mehrfamilienhäuser mit 40 Eigentums- und 46 Mietwohnungen sowie demnächst neun Doppelhäuser an der Blumenstraße. „Damit ist mehr als die Hälfte der von uns anvisierten 300 Wohneinheiten erreicht“, sagt Anhalt. Für die weiteren vorgesehenen Wohnhäuser sei noch kein Baustart in Sicht. „Wir führen deswegen immer wieder Gespräche mit den Grundstückseigentümern, sind aber bislang noch nicht weitergekommen.“
Durch die Zuzüge und die Einkaufsmöglichkeiten hat der Autoverkehr zugenommen – auch in der Nachbarschaft. Eine Bürgerinitiative aus der Blumenstraße beklagt das und forderte kürzlich im Verkehrsausschuss Abhilfe – vor allem eine Sperrung für schwere Lastwagen. In dieser Sitzung beantragten zudem Familien aus den neuen Eigenheimen am Hugo-Zade-Weg eine Umwandlung dieser Tempo-30-Zone in eine Spielstraße und eine Sperrung der Durchfahrt Brandsackerstraße. Letzteres lehnten die Stadtpolitiker mit klarer Mehrheit und dem Argument ab, dass den Zugezogenen die verkehrlichen Gegebenheiten ja vorher bekannt gewesen seien. Und eine Sperrung der Blumenstraße für Lkw soll erst in einem Jahr geprüft werden, wenn der Bau der neuen Kindertagesstätte am Geranienweg abgeschlossen ist.
Denise Schönwälder (37) wird diese für bis zu 120 Kinder ausgelegte Kita leiten, die im Oktober 2019 in Betrieb gehen soll. „Der Bedarf nach Plätzen für Kleinkinder ist deutlich höher als für über Dreijährige“, habe sie in den Anmeldegesprächen festgestellt. Die Kita wird dazu beitragen, dass junge Familien aus dem Neubauviertel und den angrenzenden Wohngebieten in Kontakt kommen und zu Freunden werden.
Dass sich solche freundschaftlichen Bande auch im fortgeschrittenen Alter knüpfen lassen, beweist die Initiative Zwar (Zwischen Arbeit und Ruhestand). Erst im Februar dieses Jahres hatte sich in Berghausen eine Zwar-Gruppe gegründet. „Ich bin begeistert, wie Nachbarn, die sich vorher fremd waren, zu gemeinsamen Unternehmungen zusammengefunden haben“, sagt Anne Völkel (66). Die ehemalige Kita-Leiterin begleitet den Aufbau der fünften Langenfelder Zwar-Ortsteilgruppe, in der Menschen ab etwa 55 Jahre Freizeit miteinander verbringen. Auch als Nachbarschaftshilfe etwa bei Krankheit sei Zwar gedacht – wobei sich Teilnehmer bei diesem freiwilligen Zusammenschluss zu nichts verpflichten. „Es gibt bei den Treffen an jedem zweiten Mittwochabend im Pfarrsaal von St. Paulus an der Treibstraße einen festen Stamm von 30 bis 40 Leuten und viele weitere Berghausener, die sporadisch dazukommen.“
Heinz Schmitz (63) und seine Partnerin sind mit Begeisterung dabei. „Zum Beispiel spielen wir an jedem Montag Boule im Freizeitpark Langfort. Oder wir machen gemeinsame Ausflüge wie gerade nach Köln“, berichtet der 63-Jährige. Er pflegt die Homepage der Berghausener Zwar-Gruppe, auf der unter www.zwar-berghausen.de Termine und Mitmachmöglichkeiten genannt sind.
Auch das im Neubaugebiet 2017 eröffnete Pro-Talis-Seniorenzentrum mit seinen 114 Pflegeplätzen und Café leistet nach den Worten der Ersten Beigeordneten Marion Prell Nachbarschaftshilfe.