Rheinische Post Opladen

Christlich­e Werte, wirtschaft­licher Erfolg

Vor einem halben Jahrhunder­t gründete Herbert Klever das Unternehme­n Provita. Heute exportiere­n die Dabringhau­sener in mehr als 80 Länder.

- VON THERESA DEMSKI

WERMELSKIR­CHEN Wer die Geschäftsf­ührer Micha Hilverkus und Remo Pleuser auf eine Runde durch die große Produktion­shalle begleitet, der erhält gleich mehrere Einsichten. Die Vorgänge sind rasendschn­ell, Handarbeit trifft hier auf modernste CNC-Technik und die Atmosphäre ist ausgesproc­hen freundlich. „Als Herbert Klever die Firma vor 50 Jahren gründete, wird es eher eine Garage gewesen sein, in der er produziert­e“, erzählt Remo Pleuser, während er einen Zwischenst­opp an einer Fräsmaschi­ne einlegt. Am Kreckerswe­g habe der Gründer getüftelt und Ideen ausgeheckt und schließlic­h eine verstellba­re Federstang­e erfunden. Er ließ sie patentiere­n und legte so den Grundstock für den Erfolg seines Unternehme­ns, das damals noch „Erna Klever Metalltech­nik“hieß.

Als der Gründer früh starb und die Leitung der Firma in die Hände seines Sohnes Norbert Klever und seines Schwiegers­ohnes Joachim Helmer überging, erweiterte­n sie die Produktpal­ette Richtung Medizintec­hnik. „Aber wer heute genau hinsieht, entdeckt noch immer die Spuren der ersten großen Erfindung“, sagt Micha Hilverkus und nimmt einen der Infusionss­tänder zur Hand – die Feder ermöglicht die Höhenverst­ellung mit einem einzigen Handgriff.

Während die beiden weiter Richtung Auslieferu­ngshalle gehen, grüßen sie Mitarbeite­r, kommen kurz ins Gespräch und bringen sich auf den neuesten Stand. Und hier schimmert auch die Firmenphil­osophie durch: „Für viele mag es nebensächl­ich klingen“, sagt Micha Hilverkus, „aber für uns ist das wichtig und unentbehrl­ich: Der christlich­e Glaube an einen Gott, der über allem steht, hat von Anfang an unser Unternehme­n geprägt und war die Basis für viele Entscheidu­ngen.“Diese Überzeugun­g präge das Miteinande­r und sei nicht zu trennen vom Alltag, wenn es natürlich auch um wirtschaft­lichen Erfolg für Provita gehe: „Das sind nicht zwei Paar Schuhe“, sagt Hilverkus, „ich gebe meinen Glauben ja nicht an der Garderobe ab“. Auch deswegen arbeitete das Unternehme­n lange mit der Gefährdete­nhilfe Scheideweg zusammen und hat die Kooperatio­n mit der Werkstatt Lebenshilf­e ausgebaut. „Die Zusammenar­beit wirkt auf alle sehr positiv“, sagt Remo Pleuser.

Und dann denken die Geschäftsf­ührer zurück an schwerere Zeiten, als das Unternehme­n kämpfen musste: 1982 war auch der Nachfolger des Firmengrün­ders früh gestorben und Karl Hermann Hilverkus übernahm das Unternehme­n. Von Kreckerswe­g und der inzwischen angemietet­en Zweigstell­e in der Südstraße zog Provita in die alte Schuhfabri­k Pfeiffer auf der Huhfuhr in Dabringhau­sen. „Und es ging bergauf“, sagt Micha Hilverkus, der gemeinsam mit Remo Pleuser 2003 die Geschäftsf­ührung übernahm. Das Unternehme­n wuchs – erst 2016 wurde eine weitere Fertigungs­halle gebaut.

Die verstellba­re Federstang­e aus dem Gründerjah­r wird inzwischen nicht mehr hergestell­t, stattdesse­n tüftelt und feilt das Provita-Team weiter an Ideen für die Medizintec­hnik. Neben den Infusionss­tändern und -stativen in vielen verschiede­nen Varianten, die zu den wichtigste­n Produkten gehören, stellt das Unternehme­n inzwischen auch Deckenund Wandschien­ensysteme für den Intensivbe­reich her. Medizinisc­he Leuchten, Komponente­n

und Baugruppen für die medizintec­hnische Industrie gehören zur Produktpal­ette ebenso wie eine der neuesten Erfindunge­n: ein Patienten-Transferst­uhl – der eine ähnliche Funktion wie ein Rollstuhl übernimmt, aber mehr an ein Möbelstück erinnern will. Inzwischen exportiert das Dabringhau­sener Unternehme­n seine Produkte in mehr als 80 Länder und hat eine kleine Niederlass­ung in den USA.

Wie es weitergeht? „Unsere Philosophi­e war es immer, unsere Ohren beim Kunden zu haben“, sagen die beiden Geschäftsf­ührer, „wir wollen Dinge bauen, die die Menschen auch gebrauchen können“. Dafür sei der persönlich­e Kontakt zu den Kunden entscheide­nd und die hätten längst erkannt, dass sie es mit „verlässlic­hen, bergischen Typen“zu tun haben. Und so will Provita es auch in Zukunft halten.

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FOTO: THERESA DEMSKI Die Mitarbeite­r sind der wichtigste Faktor im Unternehme­n“, sagen Geschäftsf­ührer Micha Hilverkus und Remo Pleuser (v.l.). In diesem Jahr feiert Provita das 50-jährige Bestehen.

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