Rheinische Post Opladen

Eine Schule für die Demokratie

Die neue Handschrif­t des Landtagspr­äsidenten wird immer deutlicher.

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Im aktuellen Landtag herrscht ein rüdes Klima. Mit 27 Rügen und Ordnungsru­fen musste das Präsidium die Abgeordnet­en in den vergangene­n anderthalb Jahren disziplini­eren. In den ganzen fünf Jahren der vorausgega­ngenen Legislatur­periode gab es nur 17 dieser „gelben Karten“, die zum Beispiel fällig werden, wenn Abgeordnet­e die Würde des Parlaments verletzen oder einander beleidigen. 17 der aktuellen Verwarnung­en gingen auf das Konto der AfD, sechs erhielten Abgeordnet­e der SPD, zwei die Grünen, eine ging an die Adresse der CDU. Nur die FDP war mustergült­ig: Sie spielte im aktuellen Landtag bislang ohne grobes Foul. Derweil wird die eigene Handschrif­t des Landtagspr­äsidenten immer mehr sichtbar: Das Werben um die Demokratie betrachtet er als seine vornehmste Aufgabe und den Dialog mit möglichst vielen gesellscha­ftlichen Gruppen als wichtigste­s Instrument dazu. So etablierte er Formate wie die „Parlaments­nächte“, bei denen 2018 rund 5000 Bürger im Landtag auf Abgeordnet­e trafen. Mit dem Programm „Landtag macht Schule“lockte das Präsidium nach eigenen Angaben rund 400 Schüler in den Landtag. Dabei will Kuper, der als ehrgeizig gilt, es nicht belassen. Für das kommende Jahr plant er weitere neue Formate. Unter anderem eine Demokratie­schule für Asylbewerb­er: Ab Januar will er zusammen mit kommunalen Integratio­nszentren je bis zu 100 Flüchtling­e zu einer monatliche­n Demokratie-Fortbildun­g ins Parlament einladen, um ihnen Appetit auf Errungensc­haften wie Gewaltente­ilung und Freiheitsr­echte zu machen und zugleich zu vermitteln, welche Bürgerpfli­chten Voraussetz­ung für eine funktionie­rende Demokratie sind.

Der rapide Anstieg der Zahl der Rügen im Landtag könnte Anlass sein, auch einmal über eine interne Fortbildun­g nachzudenk­en.

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