Rheinische Post Opladen

Zebrasteak aus der Tiefkühltr­uhe

Beim Discounter Netto gibt es in dieser Woche Exotisches. Viele Kunden regen sich im Internet darüber auf. Doch der Naturschut­zorganisat­ion WWF zufolge kommt es auf Herkunft und Art des Fleisches an.

- VON MARLEN KESS UND MARC LATSCH

DÜSSELDORF Zebrafleis­ch gilt als saftig, zart und besonders fettarm: eine Delikatess­e für probierfre­udige Gourmets. Und in dieser Woche kann sich jeder einmal daran versuchen. Beim Lebensmitt­eldiscount­er Netto gibt es als Aktionsang­ebot kurz vor Weihnachte­n tiefgekühl­te Zebrasteak­s. Das stößt bei vielen Kunden allerdings auf Kritik. Bei Facebook erklärt ein Nutzer, er werde nie wieder ein Geschäft der Kette betreten, ein anderer kritisiert, dass das Fleisch von vom Aussterben bedrohten Tieren nicht im Supermarkt verkauft werden dürfe. „Es kommt aber darauf an, wo die Tiere herkommen“, sagt Roland Gramling von der Naturschut­zorganisat­ion World Wildlife Fund (WWF). Zwar seien zwei von drei Zebra-Arten vom Aussterben bedroht, das Steppenzeb­ra jedoch nicht.

Das Fleisch aus dem Netto-Tiefkühlre­gal stammt von der französisc­hen Firma Damien de Jong, die nach eigener Auskunft neben traditione­llem europäisch­en Wildfleisc­h auch exotische Produkte wie Lamafleisc­h anbietet. Hinweise auf die genaue Herkunft des Fleischs finden sich weder auf der Verpackung noch auf der Internetse­ite des Unternehme­ns. Auf eine entspreche­nde Anfrage reagierte die Firma bis Dienstagab­end nicht.

Auch der Onlinehand­el exotic-kitchen.de hat neben heimischen Fleischsor­ten Exotisches im Angebot, etwa vom Zebra, Krokodil oder Känguru. „Der Geschmack des dunkelrote­n Kängurufle­isches ist dezent bis angenehm würzig“, heißt es dazu beispielsw­eise. Inhaber Gunter Gellert verweist auf Anfrage auf das internatio­nale Cites-Artenschut­zübereinko­mmen, das den Handel mit gefährdete­n Tierarten regelt. Demzufolge darf nicht mit Fleisch gehandelt werden, das von vom Aussterben bedrohten Tierarten stammt. Das von ihm angebotene Zebrafleis­ch stamme aus Südafrika. Dort lebten die Tiere in freier Wildbahn und würden – ähnlich wie Wildschwei­ne oder Rehwild hier – auf Jagden erlegt. Darauf verweist auch ein Satz auf der Verpackung des Netto-Steaks: „Auf mögliche Rückstände von Geschosste­ilen achten.“Insgesamt, so Gellert, gelte für alle exotischen Fleischsor­ten: „Nicht Cites-konformes Fleisch bekommt man als Händler legal überhaupt nicht in die EU.“

Der WWF kritisiert aber noch etwas ganz Anderes: „Es gibt ein ausreichen­des Wild-Angebot in Europa, da muss das nicht per Flugzeug aus Afrika transporti­ert werden“, so Gramling. Doch in der Gastronomi­e sind exotische Fleischsor­ten Händler Gellert zufolge gefragt. Strauß sei inzwischen schon ein „recht allgemeine­s

Fleisch“, Känguru werde vor allem in australisc­hen Restaurant­s serviert, und Krokodil sei auf chinesisch­en Buffets beliebt. Sowohl Känguru- als auch Straußenfl­eisch konnte man in den vergangene­n Jahren aber auch immer mal wieder in der Tiefkühlth­eke im Supermarkt finden.

Insgesamt, so der Händler, sei die Nachfrage nach exotischem Wild bei Privatleut­en in Deutschlan­d im Gegensatz zu klassische­n Sorten wie Rind oder Wild minimal. 50 Kilogramm Zebra, schätzt Gellert, verkauft er pro Jahr. Seit 2009 betreibt er seinen Onlineshop auch für Privatkäuf­er. Ähnlich sehe es bei anderen exotischen Sorten aus. „Die Nachfrage steigt zwar zur Grillsaiso­n und vor Weihnachte­n und Ostern, bleibt aber auf überschaub­arem Niveau“, sagt Gellert. Er glaubt nicht, dass sich das exotische Fleisch auf Dauer im Supermarkt etablieren kann.

Wir haben das Zebrasteak vom Discounter probiert: Ein Video davon finden Sie unter www.rp-online.de/zebrasteak

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