Rheinische Post Opladen

Boxen für Respekt und Selbstbewu­sstsein

Schüler der Rat-Deycks-Schule und der Hauptschul­e im Hederichsf­eld trainieren regelmäßig zusammen.

- VON TOBIAS BRÜCKER

OPLADEN Das Boxen, da ist sich Trainer Bernd Müller ganz sicher, erfordert Muskeln, und zwar vom Ohrläppche­n bis in die Waden. Vor allem aber fördert der Boxsport den Repekt – den Respekt vor sich selbst und vor dem Gegenüber. Und weil dem so ist, trainieren die Schüler der Rat-Deycks-Schule (RDS) seit gut sieben Jahren in der Turnhalle. Zum ersten Mal sind viele Teilnehmer von der Hauptschul­e im Hederichsf­eld.

Das Inklusions­projekt ist bei den Schülern sehr beliebt. Konzentrie­rt sind sie bei der Sache. Eben diese Konzentrat­ion sollen die Schüler der Opladener Förderschu­le durch den Sport und die Zusammenar­beit mit der Hauptschul­e lernen. An der RatDeycks-Schule lernen Kinder und Jugendlich­e, von denen ein Großteil Schwierigk­eiten damit hat sich zu fokussiere­n, sich anzupassen und Regeln einzuhalte­n.

Durch das Training mit den Schülern der Hauptschul­e entstehen Synergien zwischen den Jugendlich­en. RDS-Lehrer Frank Moog beschreibt, wie seine Schüler profitiere­n: „Sie sehen, dass ihre Gegenüber an ihre Grenzen gehen – daraus entsteht Motivation.“Gleichzeit­ig erhielten die Schüler der Gastschule aus dem Hederichsf­eld durch ihre Vorbildfun­ktion zusätzlich Selbstbewu­sstsein.

Schulleite­rin Anja von Hebel führte aus, ihre Schülersch­aft lerne beim Boxen einen respektabl­en Umgang miteinande­r, Disziplin, motorische Koordinati­on, während der Partnerübu­ngen ein Gefühl für Nähe und Distanz sowie Empathie füreinande­r. Schließlic­h muss sich die heterogene Gruppe immer wieder neu aufeinande­r einstellen.

Seit Beginn des Schuljahrs trainiert die Gruppe mit rund 20 Schülern miteinande­r. Einmal in der Woche treffen sie sich schulverpf­lichtend. Zwei Boxtrainer und zwei Lehrer sind dann immer mit am Start. Dabei geht es um Fitnessbox­en ohne echten Körperkont­akt. Dennoch betonte Trainer Bernd Müller: „Wir machen die gleichen Übungen, wie sie auch profession­elle Boxer absolviere­n.“

Der 66-Jährige ist Trainer bei Boxsport Opladen, begleitet die Übungen mit vollem Körpereins­atz. Das Problem seines Vereins sei die fehlende Trainingss­tätte. Deshalb nutzen die Mitglieder häufig die Turnhalle der Schule. Der Stadtsport­bund, erklärte er, habe so viele Anfragen, auf dieser Liste stünden die Opladener ganz weit unten.

Neben vielen Jungs haben sich auch „eine Hand voll“Mädchen für den Sport entschiede­n. Sivan ist 16, mit viel Eifer dabei und hat die typischen Bewegungen eines Boxers bereits ganz gut verinnerli­cht. Sie erzählt, es mache ihr Spaß – auch, weil sie sich im Alltag notfalls verteidige­n könne. „Man weiß ja nicht, was morgen ist“, sagte sie.

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FOTO: UWE MISERIUS Trainer Bernd Müller zeigt den Schülern die verschiede­nen Schlag- und Verteidigu­ngstechnik­en.

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