Berghausener lernen einander kennen
Gespräche an den Stehtischen der Rheinischen Post drehten sich um Verkehr und freundschaftliche Kontakte.
LANGENFELD Elke und Jürgen Ullrich wollen es ja gar nicht bestreiten: „Natürlich ist hier mit dem Supermarkt und den anderen Läden, dem Seniorenheim und demnächst dem Kindergarten viel Positives entstanden“, sagt der Ehemann bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post und deutet auf die Neubauten ringsum. „Aber für uns Anwohner der Blumenstraße hat sich vieles verschlechtert. Der Verkehr hat deutlich zugenommen, vor allem die vielen Lkw stören uns. Und wir blicken auf Klötze wie die zweigeschossige Kita.“
Schon ist die Gesprächsrunde vor dem Rewe-Markt in einer munteren Diskussion zum Thema „Nachbarschaften“– dem Titel einer RP-Serie in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken. „Der Bedarf für diese neue Kita am Orchideenweg mit 120 Betreuungsplätzen ist erwiesenermaßen da“, hält die städtische Erste Beigeordnete Marion Prell den Ullrichs entgegen. Und Franz Frank, Chef des Langenfelder Verkehrsreferats, bittet um Verständnis für die Zeit der noch laufenden Bauarbeiten auf dem insgesamt 16 Hektar großen Gelände zwischen Blumenund Düsseldorfer Straße. „Wie sich der Verkehr in und um dieses Viertel entwickelt, wird sich zeigen, wenn alles fertig ist.“Wegen der Baulaster sei der nördliche Teil der Blumenstraße vorübergehend als Einbahnstraße ausgeschildert. Siegfried Weidemann weist indes darauf hin, dass sich viele Auto- und Radfahrer nicht an das rote Schild mit dem weißen Balken halten und in der verbotenen Richtung unterwegs sind.
Die Anwesenheit des verantwortlichen Verkehrsplaners am RP-Stehtisch nutzt Erwin Dieckmann zu einer Schelte. Dass wegen einer verbreiterten Zufahrt von der Brandsackerstraße in den neu angelegten Hugo-Zade-Weg ein Grundstückseigentümer gegen seinen Willen einen Streifen an die Stadt abtreten müsse, sei „nicht bürgernah“. Frank entgegnete, dass es zur Verkehrsführung in dem Gebiet etliche Gespräche mit Grundstückseigentümern gegeben habe. Dabei gelte es viele Dinge abzuwägen und aufeinander abzustimmen, etwa einen sicheren Schulweg oder auch die notwendige Zahl von Stellplätzen.
Als zugezogener Familienvater bedauert Sascha Kaatz, dass kürzlich die Stadtpolitiker im Verkehrsausschuss den Antrag einer Bürgerinitiative abgelehnt hatten, auf dem Hugo-Zade-Weg entlang des Spielplatzes statt Tempo 30 Schrittgeschwindigkeit vorzuschreiben.
Einen großen Beitrag für gute Nachbarschaft leistet offenbar die Initiative Zwar (Zwischen Arbeit und Ruhestand). Erst im Februar dieses Jahres hatte sich in Berghausen eine Zwar-Gruppe gegründet, in der Menschen ab etwa 55 Jahre Freizeit miteinander verbringen. „Für mich als Neubürgerin war diese Zwar-Gruppe ideal, um nette Menschen kennenzulernen“, sagt Gaby Pucek, die erst vor einem Jahr aus Hessen nach Langenfeld gezogen ist. „Wir treffen uns alle zwei Wochen im Pfarrheim von St. Paulus und besprechen, was wir zusammen unternehmen könnten. Boulespielen, Bowling, Radtouren, Wanderungen, Ausflüge... Alles ist freiwillig.“
Auch Günter Franz sowie Claudia und Jürgen Neitzert äußern sich als Mitglieder der Berghausener Zwar-Gruppe am RP-Stehtisch begeistert über diese Initiative. Marion Prell hat nicht nur vom Rathaus aus die Gründung solcher Stadtteil-Gruppen angestoßen, sondern macht als Berghausenerin gemeinsam mit ihrem Ehemann selber begeistert mit. „Es geht bei Zwar vor allem um gemeinsames Freizeitvergnügen, aber es ergibt sich daraus
oft Nachbarschaftshilfe. Auf jeden Fall ist es ein schönes Gefühl, wenn man sich im Viertel kennt und auf der Straße nett grüßt.“Eine zum 1. März 2019 eingestellte Quartiersmanagerin solle auch junge Familien in solch einen Prozess des Kennenlernens einbeziehen.