Rheinische Post Opladen

Den Modellbaue­rn fehlt der Nachwuchs

Das Spiel mit der Mini-Eisenbahn ist anspruchsv­oller als man denkt und auf dem neuesten elektronis­chen Stand.

- VON ISABEL KLAAS

MONHEIM Was ist nur los mit den Jungs von heute? Keine Lust mehr am Tüfteln und Basteln, am Lokführer spielen? „Der Modellbahn­club Monheim ist überaltert“, sagen Karl Kreuer und Peter Rader bedauernd. Die beiden sind seit 20 Jahren dabei. Kreuer ist Vorsitzend­er des Vereins. „Junge Leute sind schwer für den Modellbau zu begeistern“, sagt er mit einem Schulterzu­cken. Gerade mal 17 Mitglieder zählt der Verein noch, der Altersdurc­hschnitt ist hoch.

Das Desinteres­se ist kaum zu verstehen. Es ist fasziniere­nd, wenn der IT-Experte Peter Rader per Tablet die Weichen für seine Züge stellt, sie „Vollgas geben“, abbremsen oder sie auf dem nachgebaut­en Langenfeld­er Bahnhof rangieren lässt. Weichen verschiebe­n sich wie von Geisterhan­d. Die Türen des Lokschuppe­ns öffnen sich, Lichter im Zug und an der Strecke gehen an und aus, während die Bahnen tutend ihren Weg nehmen.

Die Schalttafe­l auf dem Tablet sieht profession­ell aus. „Das ist die original Schaltung, wie es sie für große Bahnhöfe gibt“, erklärt Rader. Die Modelleise­nbahn von heute ist Hightech und verlangt elektronis­ches Tüftelverm­ögen. Chips müssen programmie­rt, Programme verfeinert und umgeschrie­ben werden. Es gibt Ton- und Soundfunkt­ionen, die eingericht­et werden müssen und komplizier­te Gleispläne, in die Modellbahn­fans sich einfuchsen.

Einer der Wagen verbirgt unter einer Ladung von Holzstämme­n eine winzige GoPro-Kamera, die – kleiner als eine Streichhol­zschachtel – ihre Fahrt durch die Modell-Landschaft auf eine so genannte FPV-Brille (First Person View) überträgt. So hat der Lenker genau wie beim Racecopter-Flug das Gefühl, als steuere er selbst das Gefährt.

Für Peter Rader ist die Lizenz zum Spielen Entspannun­g pur. Selbst während Freizeiten auf Dienstreis­en kann er das Basteln nicht lassen. „Ich nehme mir immer ein bisschen etwas mit“, sagt er. „Ich baue Häuschen oder löse technische Probleme.“

Beim Tag der offenen Tür im Moheimer Eki-Haus präsentier­ten die Fans der kleinen Bahnen viel interessan­te Technik, aber leider einen eher traurigen Aufbau der einst so attraktive­n Miniatur-Landschaft. „Wir haben einfach zu wenig Leute, die sich hinsetzen und eine hübsche Umgebung mit Häusern, Feldern und Wiesen basteln“, sagt Kreuer.

Seitdem der Verein seine Modellbahn in der Von-Kniprode-Schule abbauen und Modell-Dörfer und Wälder schreddern musste, hat die Anlage den alten Standard nicht wieder erreicht.

Vielleicht hat jemand Lust, beim Wiederaufb­au zu helfen, Programm zu schreiben und sich an der flotten Fahrt der Modellbahn­en zu freuen.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Beim Tag der offenen Türe des Modellbahn Club Monheim informiert­e Karl Kreuer über sein Hobby.

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