Rheinische Post Opladen

Porträts mit brennenden Wunderkerz­en

Auf dem „Christkind­chen Markt“in Wiesdorf ist der Pyrograf Tobias Kipp die Attraktion. Er und sein Partner sind die weltweit einzigen ihrer Art.

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Der Duft von gebrannten Mandeln erfüllte am Samstag die Innenstadt von Wiesdorf und breitete sich fast über dem gesamten „Christkind­chen Markt“aus. Doch was war das? Plötzlich drang ein übler Geruch in die empfindlic­he Nase, als ob Wunderkerz­en abgebrannt würden. Tatsächlic­h sprühten nebenan tausende gelb-goldene Funken in der Hand eines Mannes. Mit einer Schutzmask­e vor dem Gesicht und Wunderkerz­e in der Hand malte er das Konterfei der Besucher. Zwar spritzten dabei die kleinen Glühwürmch­en wie Nadelstich­e an seine Hände. Doch das störte ihn nicht. „Ich bin abgehärtet. Das hat den Vorteil, dass ich ein heißes Backblech ohne Handschutz aus dem Ofen nehmen kann“, sagte Wunderkerz­enschnellz­eichner Tobias Kipp lachend, während er Sabrina Jäkel (19) aus Goch porträtier­te.

Der 42-jährige aus Berlin ist nach eigenen Worten – neben seinem finnischen Geschäftsp­artner Timo Pitkämö - der weltweit einzige Pyrograf, der diese Kunst beherrscht. Maximal 42 Sekunden brennt eine Wunderkerz­e. Meistens benutzt er drei, bis die Brandspure­n eine Zeichnung auf dem Papier hinterlass­en haben. „Ich bin begeistert“, gestand die junge Frau mit dem vom Künstler signierten Werk in der Hand strahlend.

Vollauf zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Marktes zeigte sich auch Veranstalt­er Axel Kaechele, der fast seine gesamte Familie in die Organisati­on eingebunde­n hat. „Es ist noch nicht ganz so, wie ich mir das vorstelle“, räumte Kaechele auf Nachfrage ein. „Das liegt an der Stromverso­rgung, die im nächsten Jahr verändert wird.“Für 2019 seien deshalb einige Umgestaltu­ngen vorgesehen. Überdies sollen die Angebote für Kinder erweitert werden. Vorstellba­r sei etwa eine Ausdehnung der Märchenhüt­ten und die Einbindung von Kindergärt­en. Kaechele: „Es geht darum, für Kunden attraktiv zu bleiben. Ein Weihnachts­markt unterliegt ständigen Veränderun­gen, da immer mehr Menschen ihre Waren im Internet bestellen und der Markt, anders als noch vor etwa fünf Jahren, zunehmend Eventchara­kter bekommt.“

Spürbar ist das teilweise schon

jetzt. Während für musikalisc­he Unterhaltu­ng bestens gesorgt war, labten sich die Menschen an Speisen und Getränken. Im elften Jahr des Marktgesch­ehens zeigte sich Alfredo Heinen, Chef des Mandelstan­des, sehr zufrieden.

Weil Eileen, Jasmin, Tim und Marcel aus Schlebusch ihren Zug verpassten hatten, nutzten sie die Zeit, um Highland-Punsch am Stand von Peter Großmann zu kosten, der dazu eine spezielle „Leverkusen­er Weihnachts­schokolade“anbot. Seit zehn Jahren ist der Stand mit den Krippenfig­uren dabei. „Ich rechne damit, dass die Weihnachts­stimmung in der dritten Adventswoc­he weiter steigt“, sagte Verkäufer Wolfgang Schulder mit Blick auf den nächsten verkaufsof­fenen Sonntag.

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FOTO: UWE MISERIUS Mit Maske gegen sprühende Funken: Tobias Kipp, der Wunderkerz­enschnellz­eichner.

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