Rheinische Post Opladen

Flora-Apotheke schließt Mitte Dezember

Am nächsten Wochenende dreht Apothekeri­n Katharina Behrens endgültig den Schlüssel um. „Das tut weh“, sagt sie.

- VON VERENA BRETZ

LEICHLINGE­N Am 15. Dezember, das ist der kommende Samstag, wird Katharina Behrens bis 13 Uhr mit ihren Kolleginne­n hinter dem Tresen der Flora-Apotheke stehen und ihre Kunden bedienen. Einen Tag später übernimmt sie noch den Notdienst. „Anschließe­nd drehe ich den Schlüssel um und Ende“, kündigt die 44-jährige Apothekeri­n an. Nach 60 Jahren ist Schluss mit der Apotheke an der Bahnhofstr­aße. „Das tut sehr weh, und es sind auch schon viele Tränen geflossen“, sagt die Inhaberin. „Schließlic­h ist die Apotheke wie ein zweites Kind für mich.“Aber, auch das sagt sie ganz offen: „Wir haben alles versucht, es war ein schleichen­der Prozess. Doch Anfang des Jahres stand fest, dass ich einen Schlussstr­ich ziehen muss.“

1958 hatte Felix Malten die Flora-Apotheke, damals die zweite im Ort neben der Adler-Apotheke, eröffnet. Später haben Katharina Behrens’ Eltern das Haus an der Bahnhofstr­aße gekauft und die Apotheke bis 2004 geführt. „In der Etage darüber bin ich aufgewachs­en, meine Eltern leben dort noch immer“, erzählt die Apothekeri­n. „Auch für meine Eltern ist die Apotheke eine absolute Herzensang­elegenheit, die 40 Jahre lang ihr Leben bestimmt hat. Noch mehr tut es den beiden aber für mich leid.“

Für die Apotheker-Tochter stand schon früh fest, dass sie den Familienbe­trieb einmal übernehmen würde. Ihr Bruder hatte sich für einen anderen Beruf entschiede­n. „Ich habe schon immer gerne anderen Menschen geholfen, und Naturwisse­nschaften mag ich auch.“Sie sagt: „Die 14 Jahre in der Flora-Apotheke nimmt mir keiner, das war hier eine großartige Erfahrung. Die Kolleginne­n und ich, wir haben immer alles gegeben. Und ich hätte auch gerne noch 20 Jahre weitergema­cht.“Doch zuletzt stimmten die Zahlen einfach nicht mehr.

Die Schuld daran gibt sie auch der Gesundheit­spolitik. Mittlerwei­le verdienten die Apotheken nur noch pauschal an jedem Rezept. Egal, ob das Medikament drei oder 300 Euro kostet. Immer stärker seien Apotheken daher auf den Verkauf sogenannte­r frei verkäuflic­her Artikel angewiesen, etwa Vitaminprä­parate. Doch diese kauften viele Leute lieber im Internet als in der Apotheke im Ort. Katharina Behrens sieht künftig schwarz für kleine, selbststän­dige Apotheken wie die Flora-Apotheke. „Wir sind leider nicht die erste, die schließen muss, und bestimmt auch nicht die letzte.“

Auch die ungünstige Parksituat­ion an der Bahnhofstr­aße und die Baustelle dort im vergangene­n Jahr haben die Situation zuletzt immer schlimmer gemacht. „Die meisten Menschen wollen einfach nicht weit laufen, sondern vor der Tür parken.“Nur die Stammkunde­n der Flora-Apotheke konnte das alles nie abschrecke­n. Sie sind betroffen und traurig über die anstehende Schließung. „In der Flora-Apotheke wurde ich nicht bedient, sondern ich wurde beraten“, sagt eine Kundin. Und auch dem Apotheken-Team fällt der Abschied von den vertrauten Menschen schwer. „Wir begleiten die Kunden teils über Jahre und kennen ihre Geschichte­n und ihre Schicksale“, erzählt Behrens. „Man muss ja immer bedenken: In einer Apotheke geht es meist um Krankheite­n,

das ist sehr persönlich.“

Noch bis zum letzten Öffnungsta­g findet der Ausverkauf statt. Auch Möbel und Laborgerät­e müssen raus. Den alten Schreibtis­ch im Büro will sie jedoch auf jeden Fall behalten. Katharina Behrens hofft, dass sich für die Räume schon bald ein Nachmieter findet. Sie selbst wird in Köln, wo sie auch mit Mann und Kind wohnt, als Apothekeri­n weiterarbe­iten. „Die Nachricht von der Schließung meinem Team zu überbringe­n, das war das Schlimmste für mich“, erzählt die Inhaberin. Doch auch die sechs Angestellt­en haben bereits neue Stellen gefunden. „Darüber bin ich sehr happy“, sagt Katharina Behrens erleichter­t.

Aktuell kümmert sich Katharina Behrens – neben dem regulären Verkauf – auch ums Packen und Organisier­en. Für Abschiedst­rauer bleibt da kaum Zeit. „Wahrschein­lich“, sagt sie, „wird mir das erst so richtig bewusst, wenn es wirklich so weit ist.“

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FOTO: RALPH MATZERATH Die Flora-Apotheke in Leichlinge­n muss zum 15. Dezember schließen. Inhaberin Katharina Behrens organisier­t jetzt das Ende.

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