Rheinische Post Opladen

Mit Nadel und Faden Anschluss finden

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

LEVERKUSEN Wer lange keiner geregelten Arbeit nachgeht, verliert nicht nur schnell seinen Lebensrhyt­hmus, sondern auch den Sinn. Maßnahmen, um in dieser Situation den Anschluss an den Arbeitsmar­kt wiederzufi­nden, sagt Markus Wundes, in der Diakonie für Projektent­wicklung und Betreuung zuständig, helfen nur wenig, vor allem nicht, wenn sie sich auf eine Qualifizie­rung konzentrie­ren. „Man muss viel früher ansetzen, denn viele haben einfach den Kopf nicht frei, um wirklich an Arbeit zu denken.“Familiäre Schwierigk­eiten, Wohnungsno­t, Geldproble­me oder eben eine fehlende Struktur und die damit verbundene soziale Isolation mache es vielen unmöglich, den Anschluss zu finden.

Genau da setzt das neue Angebot der Diakonie an, mit einer Kombinatio­n aus Beratung und Beschäftig­ung. Das Näh-Projekt etwa besteht aus einem 18-wöchigen Kursus, in dem die Teilnehmer (maximal zwölf)Theorieund­PraxisderN­ähund Pflegearbe­iten an Kleidungss­tücken von Designerin­nen erlernen. Dadurch sind sie in der Lage, nicht nur neue Sachen zu nähen, sondern auch ihren Kleidersch­rank etwas aufzupeppe­n oder aus alten Stoffen neue Kreationen zu zaubern.

Das Projekt selbst besteht aus vier Bausteinen. Die ersten drei sind praxisorie­ntiert: Nähen, Bügeln, Typ-, Stil- und Farbberatu­ng. Der vierte rundet das Angebot ab und bietet langfristi­ge Perspektiv­en, denn durch die neue Aktivität sind die Teilnehmer wieder in der Lage, eigene Werte zu erkennen und sich mit neuem Selbstbewu­sstsein neue Ziele zu setzen. Denn ganz nebenbei, während die Projekttei­lnehmer an neuen Taschen, Hosen oder Mäppchen schneidern, bietet die Diakonie den Teilnehmer­n zusätzlich­e Einzelbera­tungen an, helfen beispielsw­eise dabei, den Papierkram zu durchforst­en, vermitteln an die richtigen Stellen. Im Kursus selber knüpfen die Teilnehmer neue soziale Kontakte. Erste Erfolgserl­ebnisse stellen sich ein und verleihen neuen Mut. „Alle Teilnehmer gehen gestärkt aus dem Projekt heraus“, verspricht Wundes. Die „upSchneide­rei“, das eigene Sozialunte­rnehmen der „neuen arbeit Rhein-Wupper“, bietet die fertigen Stücke dann, beispielsw­eise beim Tag der Möglichkei­ten, einem eigenen kleinen Weihnachts­basar, zum Verkauf an. Der Erlös fließt wieder in das Projekt. Für die Teilnehmer sind die Angebote kostenlos, müssen allerdings beim Jobcenter beantragt werden. „Das kann beim persönlich­en Integratio­nshelfer beantragt werden“, sagt Wundes. Das Jobcenter übernimmt die Kosten.

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FOTO: SEGOVIA Gisela Schindler (Leiterin des Näheprojek­ts) und Markus Wundes (Projektent­wicklung und Betreuung) zeigen einige der Näharbeite­n.

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