Mit Nadel und Faden Anschluss finden
LEVERKUSEN Wer lange keiner geregelten Arbeit nachgeht, verliert nicht nur schnell seinen Lebensrhythmus, sondern auch den Sinn. Maßnahmen, um in dieser Situation den Anschluss an den Arbeitsmarkt wiederzufinden, sagt Markus Wundes, in der Diakonie für Projektentwicklung und Betreuung zuständig, helfen nur wenig, vor allem nicht, wenn sie sich auf eine Qualifizierung konzentrieren. „Man muss viel früher ansetzen, denn viele haben einfach den Kopf nicht frei, um wirklich an Arbeit zu denken.“Familiäre Schwierigkeiten, Wohnungsnot, Geldprobleme oder eben eine fehlende Struktur und die damit verbundene soziale Isolation mache es vielen unmöglich, den Anschluss zu finden.
Genau da setzt das neue Angebot der Diakonie an, mit einer Kombination aus Beratung und Beschäftigung. Das Näh-Projekt etwa besteht aus einem 18-wöchigen Kursus, in dem die Teilnehmer (maximal zwölf)TheorieundPraxisderNähund Pflegearbeiten an Kleidungsstücken von Designerinnen erlernen. Dadurch sind sie in der Lage, nicht nur neue Sachen zu nähen, sondern auch ihren Kleiderschrank etwas aufzupeppen oder aus alten Stoffen neue Kreationen zu zaubern.
Das Projekt selbst besteht aus vier Bausteinen. Die ersten drei sind praxisorientiert: Nähen, Bügeln, Typ-, Stil- und Farbberatung. Der vierte rundet das Angebot ab und bietet langfristige Perspektiven, denn durch die neue Aktivität sind die Teilnehmer wieder in der Lage, eigene Werte zu erkennen und sich mit neuem Selbstbewusstsein neue Ziele zu setzen. Denn ganz nebenbei, während die Projektteilnehmer an neuen Taschen, Hosen oder Mäppchen schneidern, bietet die Diakonie den Teilnehmern zusätzliche Einzelberatungen an, helfen beispielsweise dabei, den Papierkram zu durchforsten, vermitteln an die richtigen Stellen. Im Kursus selber knüpfen die Teilnehmer neue soziale Kontakte. Erste Erfolgserlebnisse stellen sich ein und verleihen neuen Mut. „Alle Teilnehmer gehen gestärkt aus dem Projekt heraus“, verspricht Wundes. Die „upSchneiderei“, das eigene Sozialunternehmen der „neuen arbeit Rhein-Wupper“, bietet die fertigen Stücke dann, beispielsweise beim Tag der Möglichkeiten, einem eigenen kleinen Weihnachtsbasar, zum Verkauf an. Der Erlös fließt wieder in das Projekt. Für die Teilnehmer sind die Angebote kostenlos, müssen allerdings beim Jobcenter beantragt werden. „Das kann beim persönlichen Integrationshelfer beantragt werden“, sagt Wundes. Das Jobcenter übernimmt die Kosten.