Eine Künstlerin schlägt neue Wege ein
Ellen Blank-Hasselwander (79) ist seit Jahren ihrem Stil treu. Nun ließ sie sich von einem jüngeren Kollegen inspirieren
LEICHLINGEN Im nächsten Jahr feiert Ellen Blank-Hasselwander ihren 80. Geburtstag. Da sollte man meinen, dass sich eine Künstlerin zufrieden gibt mit dem charakteristischen malerischen Stil, den sie seit vielen Jahren gefunden und gepflegt hat. Eindeutig ist ihre Handschrift zu erkennen, die mit detailreichen Bildern in zumeist düsteren Farben den wesentlichen Gedanken des menschlichen Daseins nachgeht. Erzählerisch möchte man diese Bilder nennen, weil sie prall gefüllt sind mit Informationen, und dennoch geben sie nicht bestimmte Geschichten vor. Vielmehr sprechen sie verschiedene Aspekte eines Themas an, werfen Fragen auf und setzen ein Nachdenken in Gang, während die Augen spazieren, um möglichst viele Einzelheiten zu erfassen.
Seit mehr als 50 Jahren ist die pensionierte Lehrerin künstlerisch tätig. Nun hat sie einen ganz neuen Weg eingeschlagen. Der führt sie in Richtung Abstraktion – ohne die Absicht, eine konsequent abstrakte Malerin zu werden – und in eine hellere Farbigkeit. Für beides ist ein 15 Jahre jüngerer Kollege verantwortlich, der wie die Leichlingerin Mitglied der Bergischen Kunstgenossenschaft ist. Krzysztof Juretko ist Zeichner und eine quirlige Frohnatur, so beschreibt ihn Ellen Blank-Hasselwander, die sich selber ganz anders empfindet. Beide verbindet der christliche Glaube, der sich auch in den Bildern ausdrückt, und die Liebe zur Musik. Und beide sind offen für ein Experiment mit ungewissem Ausgang, das sich aber nach den ersten Monaten schon recht erfolgreich anlässt. Sie haben sich gegenseitig bei der Arbeit beobachtet und porträtiert, was in einem Fotobuch festgehalten wurde. Und sie haben begonnen, gemeinsame Bilder zu malen, im Wechsel auf dasselbe Papier. Bildaufteilung, Hintergrund und Farbigkeit waren in der Regel die Aufgabe der Malerin, anschließend durfte der Zeichner wegnehmen, was ihm zu viel erschien und seine Zeichnungen hineinsetzen. Verblüffend waren die Ergebnisse, beide waren ausgesprochen zufrieden, und jeder hat vom anderen profitiert. „Ich habe etwas von seiner Leichtigkeit und den helleren Farben übernommen, Krzysztof Juretko etwas von meiner Schwere und Ruhe“, sagt Blank-Hasselwander. Beweis sind die neuen Arbeiten mit Ölkreide in ihrem Atelier, die sie mit den Fingern statt mit dem Pinsel bearbeitet. Die Konturen sind grober, die Flächen weicher geworden, und sie hat eines ihrer typischen Erzählbilder hinter einem nebligen Vorhang verborgen, der nur teilweise Durchblicke erlaubt. Ein Weg, den sie unbedingt weiter verfolgen will.
Überrascht war Ellen Blank-Hasselwander, als dieses Jahr das Kloster der Heiligen Dienstmägde Jesu Christi auf sie zukam, auf der Suche nach geeigneten Bildern für den vierten Band über die Ordensgründerin Maria Katharina Kasper, die am 14. Oktober heilig gesprochen wurde. Die Seligsprechung hatte
die Künstlerin noch in Erinnerung, damals war ihre halbe Schule nach Rom gereist. Von 1969 bis 1999 war Blank-Hasselwander Kunstlehrerin an der Opladener Marienschule, deren Leiterin damals Schwester Gottfriedis Amend war, die Autorin der Bücher über das Leben der Heiligen Katharina. Schwester Gottfriedis hatte sich an die ehemalige Kollegin und Künstlerin erinnert, die in ihren Bildern auch Überzeugungen der Ordensgründerin angesprochen hat. „Ich fühlte mich geehrt“, sagt Ellen Blank-Hasselwander bescheiden. Gerne stellte sie 13 ihrer Gemälde zur Verfügung.
Mit gleicher Akribie, aber mit kindlicher Heiterkeit geplant und gemalt sind dagegen die Blätter, die Blank-Hasselwander zu Kinderbüchern gebündelt hat. Ein ABC-Buch zeigt Einzelbuchstaben, in denen es wimmelt von Wesen, Pflanzen und Gegenständen mit entsprechendem Anfangsbuchstaben. Das zweite ist eine wundervoll illustrierte Bärengeschichte. Geschichte Nummer drei hat die Künstlerin längst im Kopf, rund ein Dutzend Bilder von ausgesprochen sympathischen Geistern, Hexen und Zauberern sind bereits fertig. Dieses Projekt muss nun allerdings pausieren, bis die große Ausstellung im Mai geschafft ist.