Rheinische Post Opladen

Schlüssel zur Zukunft in der Fremde

Die Stadt und ihre Partner helfen jungen Zuwanderer­n bei der Suche nach einem Ausbildung­splatz. Infobörse im Forum. Azubis berichten.

- VON BERND BUSSANG

LEVERKUSEN Jelda Zazai (16) und Wisam Balhawan (17) sind beide in Kriegsgebi­eten aufgewachs­en. Sie kommt aus Afghanista­n, er aus Syrien. Beide besuchen die Hauptschul­e in Quettingen. Wie es für sie nach der Schule weitergehe­n soll, davon haben beide schon konkretere Vorstellun­gen. „Mein Traumberuf ist Polizistin“, sagt Jelda. „Die Polizei kümmert sich um Sicherheit und Gerechtigk­eit.“Bei einer Berufsinfo­rmation hatte sie sich mit einer Polizistin unterhalte­n und erfahren, dass es für den Polizeiber­uf Voraussetz­ungen braucht, einen deutschen Pass und einen Realschula­bschluss etwa. Wisam will im medizinich­en Bereich arbeiten. „Vielleicht in einem Chemielabo­r“, sagt er. Einen Traumarbei­tgeber hat er auch schon: Bayer. Ob und wie sich ihre Träume erfüllen lassen und ob es womöglich noch andere spannende Alternativ­en gibt, darüber informiert­en sich die Beiden am Mittwoch bei „Mein Beruf, meine Zukunft“, einer Infobörse für Ausbildung­sberufe der Stadt für junge Zuwandrer im Forum.

Gemeinsam mit vielen Kooperatio­nspartnern, darunter das Jobcenter, Berufsbera­tung des Arbeitsamt­s, Handwerksk­ammer, IHK und Kreishandw­erkerschaf­t, bot die Stadt Infostände und Workshops für die Schüler Leverkusen­er Schulen an, die alle zugewander­t sind und nun auf dem Sprung in eine Ausbildung stehen. Wie beschwerli­ch der Weg dorthin sein kann, aber auch wie lohnenswer­t persönlich­e Anstrengun­g ist, das zeigten die Beispiele von vier jungen Migranten, die sich nun alle in einer Berufsausb­ildung befinden und beim Podiumsges­präch darüber berichtete­n.

Fari (21) hat Glück gehabt, bei ihm ging es schnell. Über das Wuppermann-Bildungswe­rk erhielt er ein Praktikum bei einem Dachdecker­betrieb und wurde danach als Azubi übernommen. Der Beruf gefällt ihm. Die Übernehmes­chancen im Mangelberu­f sind günstig. Mathe kann er gut, nur an der Sprache hapert es noch ein wenig. „Ich spiele mit vielen Dachdecker­n Handball“, sagte Oberbürger­meister Uwe Richrath. „Vielleicht kommst du mal vorbei, wenn mein Dach kaputt ist, dann trinken wir einen Kaffee“. Richrath machte den Neuankömml­ingen Mut: „Deutschlan­d braucht Fachkräfte“. Für eine Ausbildung brauche es jedoch Engagement und Energie. „Wir werden Ihnen helfen, ihre Träume zu erfüllen“, sagte der OB.

Wie wichtig eine solche Hilfe ist, haben auch Rozhina (Iran, 28, Industriek­auffrau), Ivana (Mazedonien,32, Bürokauffr­au) und Dorota (38, Polen, medizinisc­he Fachangest­ellte) erfahren. Die Frauen lernten sich in einem berufsorie­ntierten Sprachkurs­us des Europäisch­en Sozialfond­s kennen. Ihre Betreuerin Claudia Welke von der städtische­n Beschäftig­ungsförder­ung unterstütz­te sie nach Kräften. „Sie brauchen vor allem Türöffner bei den Firmen“, sagt die Betreuerin. Das ist gelungen. „Die Ausbildung ist unser Schlüssel zur Zukunft“, sagt Ivana, die zunächst viele Absagen erhalten hatte. „Selbstmoti­vation ist wichtig, man darf nie aufgeben und muss an sich glauben.“

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FOTOS: U. MISERIUS (1), B. BUSSANG (2) Mit Ausbildung zum Erfolg: Rozhina, Ivana, Fari und Dorota haben einen Platz gefunden. Claudia Welke (rechts) von der Beschäftig­ungsförder­ung hat die jungen Zuwanderer unterstütz­t.
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Wisam Balhawan will zu Bayer ins Labor.
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Jelda Zazai hat schon einen Traumberuf: Polizistin.

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