Rheinische Post Opladen

Wie Taxifahrer die Kunden zufriedene­r machen sollen

Die Vermittlun­gs-App Mytaxi startet Service-Schulungen. Sie sind auch eine Reaktion auf die neue Konkurrenz durch Uber. Die Botschaft an die Fahrer: Qualität macht sich im Portemonna­ie bemerkbar.

- VON ARNE LIEB

Manni weiß, wie man Fahrgäste begeistert. Er hat zum Beispiel immer ein paar Flaschen Mineralwas­ser dabei – Plastik, nicht Glas, damit die Passagiere bei einer Vollbremsu­ng keine Zähne einbüßen. Besonders Reisende, die eben erst aus dem Flugzeug gestiegen sind, freuen sich über die kleine Aufmerksam­keit, sagt Manni. Das sorgt für Dankbarkei­t und gute Bewertunge­n. „Und die Flaschen gibt es im Supermarkt schon für ein paar Cent.“

Manni heißt mit vollem Namen Manfred Aden und ist Taxifahrer in Hamburg. Im Auftrag von Mytaxi reist er durch Deutschlan­d und schult Kollegen. In Düsseldorf, wo die Daimler-Tochter seit sieben Jahren ihre App zur Taxivermit­tlung anbietet, sind acht Fahrer zum ersten Termin in der Zentrale an der Liesegangs­traße gekommen.

Mytaxi hat zum Auftakt bewusst Fahrer angesproch­en, die von den Passagiere­n sehr gut bewertet werden. Sie können von Manni noch ein paar Premium-Tipps wie den mit den Wasserflas­chen erhalten. Später will das Unternehme­n auf die Fahrer zugehen, die im Bewertungs­system der Mytaxi-App deutlich von den maximal fünf Sternen entfernt sind. Zu Mannis Schulung gehört auch eine Auffrischu­ng der Grundlagen. Der Wunsch, den die Passagiere bei einer Kundenumfr­age von Mytaxi am häufigsten genannt haben, war ein sicherer Fahrstil (siehe Infobox).

Für die App, mit der nach Unternehme­nsangaben 75 Prozent der rund 1500 Düsseldorf­er Taxifahrer zusammenar­beiten, sind die Schulungen natürlich Werbung – aber auch eine Reaktion auf den enger werdenden Markt. Der Start des US-Unternehme­ns Uber in Düsseldorf besorgt die Branche, weitere neue Konkurrent­en könnten bald folgen. Düsseldorf gilt als einer der interessan­testen Mobilitäts­märkte in Deutschlan­d. Flughafen, Messe und etliche Unternehme­nssitze bescheren viel Kundschaft. Mytaxi-Deutschlan­d-Chef Alexander Mönch schließt sich der Kritik der Taxifahrer an, dass die Rechtslage unfair sei. Denn die Taxitarife werden von der Stadt festgeschr­ieben, in Düsseldorf sind sie so hoch wie nirgendwo sonst in Deutschlan­d.

Die Uber-Fahrer sind hingegen mit einer Mietwagenk­onzession unterwegs und damit nicht an den Tarif gebunden. Sie müssen anders als Taxifahrer auch keine Ortskundep­rüfung ablegen. „Wir sind für Wettbewerb, aber es sollten für alle dieselben Bedingunge­n gelten“, sagt Mönch. Die Rechtslage stamme aus einer Zeit vor dem Smartphone-Zeitalter, als sich Taxen und Mietwagen noch klar trennen ließen. „Der Gesetzgebe­r muss nachsteuer­n.“

Da sich am Preis nicht drehen lässt, so die Überlegung von Mytaxi, müsse die Branche mit Qualität punkten. „Da können wir uns herausputz­en“, meint Mönch. Auch Uber will bei den Fahrgästen mit einem Bewertungs­system punkten.

Eine einheitlic­h gute Qualität ist schwer durchzuset­zen, sagen Kenner der Düsseldorf­er Verhältnis­se. Denn die Branche ist kleinteili­g. Die Vermittlun­g Rheintaxi zum Beispiel hat schon seit vielen Jahren Qualitätss­tandards und ein Beschwerde­management, unter den vielen Klein- und Kleinstunt­ernehmern gibt es aber auch Ausreißer nach unten. Mytaxi-Chef Mönch betont, man wolle die Fahrer nicht belehren. Sein Unternehme­n wolle einen Austausch „auf Augenhöhe“.

Wer es braucht, kann in der Schulung bei Manni noch mal die Basics des Erfolgs im Taxigewerb­e erfahren: ein sauberes und nicht zu altes Auto, gepflegte Kleidung und freundlich­es Auftreten. Der Kunde bestimme, ob das Radio laufe und welcher Sender eingestell­t werde. Und am Ende der Fahrt steige der Fahrer mit aus, um das Gepäck auszuladen und sich freundlich zu verabschie­den. Mannis Botschaft: Gute Leistung lohnt sich. Denn sie bringe Trinkgeld und Stammkunde­n. Dies sei bei zunehmende­r Konkurrenz immer wichtiger. „Service ist die einzige Chance, am Markt zu bestehen.“

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RP-FOTO: BAUER Manfred Aden (stehend) schult die Taxifahrer Taha Mahmoud Alsheikh (v.l.), Mustapha Azahaf, Jörg Steuer, Rozato-Mark Rozic und Vahit Senlik.

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