Rheinische Post Opladen

May kämpft noch einmal in Brüssel

Die EU dürfte der britischen Regierungs­chefin beim Brexit kaum entgegenko­mmen.

- Politik

BRÜSSEL/LONDON (dpa) Im verzweifel­ten Ringen um einen geordneten EU-Austritt kann die britische Premiermin­isterin Theresa May nur auf wenig Hilfe der Europäisch­en Union hoffen. Bundeskanz­lerin Angela Merkel bekräftigt­e beim EU-Gipfel am Donnerstag, dass der fertige Brexit-Vertrag nicht geändert werden könne. Nur über „zusätzlich­e Versicheru­ngen“könne man reden. May räumte in Brüssel ein, sie erwarte keinen unmittelba­ren Durchbruch. Doch solle man rasch beginnen, an den „nötigen Zusicherun­gen“zu arbeiten.

Ob, wie und wann der Brexit endlich unter Dach und Fach gebracht wird, ist somit offen. Denn für den Vertrag gibt es im britischen Unterhaus derzeit keine Mehrheit. Hauptstrei­tpunkt sind die Regeln für offene Grenzen auf der irischen Insel, die auf Widerstand von strikten Brexit-Befürworte­rn treffen. Im Ergebnis müssen sich Wirtschaft und Bürger auf eine weitere Hängeparti­e einstellen. Auch die Gefahr eines chaotische­n EU-Austritts am 29. März 2019 bleibt.

„Wir haben natürlich auch unsere Grundsätze“, sagte Bundeskanz­lerin Merkel. „Ich sehe nicht, dass wir dieses Austrittsa­bkommen noch einmal verändern.“In diesem Punkt scheinen die 27 bleibenden Staaten völlig einig, auch der Bundestag stellte sich am Donnerstag dahinter. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron sagte: „Wir können eine rechtsgült­ige Vereinbaru­ng nicht noch einmal aufmachen.“Möglich sei bestenfall­s „eine politische Diskussion“, aber keine rechtliche. Ob das für May in ihrer innenpolit­ischen Zwickmühle ausreicht, schien fraglich.

Die britische Regierungs­chefin hatte vor dem Gipfel dramatisch­e Tage hinter sich gebracht. Weil sie mangels Mehrheit ein für Dienstag geplantes Parlaments­votum über den Brexit-Vertrag absagte, probten Abgeordnet­e ihrer konservati­ven Partei am Mittwoch den Aufstand. Ein Misstrauen­svotum gewann May zwar – aber nur mit 200 zu 117 Stimmen. „Ich nehme die Stärke der Bedenken im Unterhaus zur Kenntnis“, sagte sie am Donnerstag in Brüssel. Das wolle sie ihren EU-Kollegen vermitteln.

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