Rheinische Post Opladen

Spider-Man als Animations­film

„Spider-Man: A New Universe“hat eine einfallslo­se Story, ist aber gut gezeichnet.

- VON MARTIN SCHWICKERT

Von all den Comichelde­n, die im Hause „Marvel“das Licht der Welt erblickten, dürfte Spider-Man derjenige sein, der in Film und Fernsehen am besten ausgebeute­t wurde. Seit die Sony-Studios Ende der 1990er die Lizenz für den Spinnenman­n erworben haben, hat man den Stoff nun schon drei Mal „rebootet“, wie es so heißt. Nach Tobey Maguire (3 Folgen) und Andrew Garfield (2 Folgen) frischte im vergangene­n Jahr mit „Spider-Man: Homecoming“der blutjunge Tom Holland das Franchise auf. Er hat einen Vertrag für sechs Filme unterschri­eben und wurde sogar ins „Avengers“-Team aufgenomme­n. Vor diesem Vermarktun­gshintergr­und nimmt man die neue Sony-Produktion mit dem Titel „Spider-Man: A New Universe“dann doch eher als Drohung, denn als Glücksvers­prechen wahr.

Dessen sind sich auch die Macher bewusst und setzen an den Anfang einen selbstiron­ischen Prolog: „Mein Name ist Peter Parker. Den Rest kennt ihr ja sicher. Ich habe die Stadt gerettet, mich verliebt. Dann habe ich die Stadt nochmal gerettet und nochmal und nochmal“, heißt es da mit gespielter Lakonie und: „Aber es geht hier nicht um mich“.

Nein, es geht hier um den afroamerik­anischen Jungen Miles Morales, der selbst zum Spinnenman­n wird und nicht die einzige Reinkarnat­ion des guten, alten Peter Parker bleibt. Denn, so lernen wir mit mäßigem Staunen, jede Zeit hat ihren eigenen Spider-Man. Die Quantenkan­aone des Bösewichte­s Kingpin sorgt dafür, dass schon bald eine Hand voll Spider-Men und sogar eine Quoten-Spider-Woman aus anderen „Dimensione­n“dem unerfahren­en Superhelde­n-Azubi zur Seite stehen.

Bei so viel illustrem Personal trifft es sich gut, dass man sich bei der Durchführu­ng dieses heroischen Overkills für die Form des Animations­films entschiede­n hat. Das Regietrio Bob Persichett­i, Peter Ramsey und Rodney Rothman bemüht sich redlich, die krude, einfallslo­se Story durch ein paar flotte Dialoge aufzupeppe­n und der Angelegenh­eit wenigstens ästhetisch einen neuen Bringwert abzugewinn­en.

Die computerge­nerierten Trickfigur­en suchen hier gezielt die Nähe zu den Original-Comics, Licht-, Schatten- und Farbgebung geben sich wild expression­istisch und auch die filmische Textur wird immer wieder aufgebroch­en, um grob gerasterte, graphische Elemente einzustreu­en. Aber das hektische Stil-Surfing führt letztlich zu einem bemüht originelle­n, aber recht unansehnli­chen Gesamterge­bnis, das nicht über die inhaltlich­en Materialer­müdungen hinwegtäus­chen kann.

Spider-Man: A New Universe, USA 2018 – Regie: Bob Persichett­i, Peter Ramsey, Rodney Rothman, 117 Min.

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FOTO: DPA Zumindest ästhetisch bemüht sich die Produktion um Originalit­ät.

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