Junge Maler suchen die Stille
In der Abgeschiedenheit eines Landhauses haben Mitglieder der Jugendkunstgruppen der Ferne nachgespürt.
LEVERKUSEN „Die Ferne ist ein schöner Ort, nur wenn ich da bin ist sie fort. Die Ferne ist wo ich nicht bin. Ich geh’ und geh’ und komm nicht hin.“Mit diesem Vers Werner Karma im Sinn haben sich 15 Jugendliche überlegt, wie man das vorgegebene Thema „Ferne“in einem einzigen Bild ausdrücken kann. Und dabei haben sie ganz unterschiedliche Lösungen gefunden. Die Ergebnisse sind seit Mittwochabend bis zum 17. Januar in der Galerie im Forum zu sehen.
Entstanden sind die Bilder in Klausur, in der Abgeschiedenheit eines Selbstversorgerhauses in Bergneustadt. Dort hatte sich Kursleiter Alfred Prenzlow mit den Teilnehmern zwei seiner Mal-Kurse der Jugendkunstgruppen für vier Tage zu einem Intensiv-Seminar eingemietet. Der Hausmeister des CVJM-Hauses, an Party machende Jugendliche gewöhnt, habe zwischendurch nachgesehen, ob sie noch da seien, erzählte Prenzlow bei der Ausstellungseröffnung amüsiert. Es war eben ungewöhnlich still im Haus, wo sich alle um ihre Staffeleien versammelt hochkonzentriert arbeiteten. Der Leiter ist mit dem Ergebnis ausgesprochen zufrieden, denn alle Teilnehmer, die teils seit Jahren seine Kurse besuchen, haben technisch einen Riesensprung gemacht. Anders als bei wöchentlichen Zusammenkünften von zwei Unterrichtsstunden.
Gemalt wurde mit Acryl auf Leinwand und abgesehen vom weit gefassten Thema waren alle in der Gestaltung frei. Für die meisten ließ sich Ferne am besten durch die unendliche Weite des Meeres oder des Himmels verdeutlichen. Einige wählten nächtliche Stimmung, andere die mystisch-geheimnisvolle. Beispielsweise Lisa Pierunek, die ein einsames, halb offenes Gatter in eine Schneelandschaft mit farblich verfremdeten Bäumen setzte. Elianne Hagen, die mit ihren zwölf Jahren zu den Jüngsten gehört, wollte unbedingt eine Pusteblume malen, deren fragile Pollen an kleinen Fallschirmen in die Ferne getragen werden. An eine hing sie noch ein Zettelchen mit einer Nachricht und ließ sie gen dicht bewölkten Himmel starten. „An diesem Bild stimmt alles“, lobte Prenzlow die Leinwand, die nach den formalen Gesetzmäßigkeiten aufgeteilt ist. Wie Elianne besucht auch Debora Weusthof schon seit der Grundschulzeit einen Malkurs bei den Jugendkunstgruppen. Sie ist inzwischen 18 Jahre alt und beginnt mit der Erstellung einer Bewerbungsmappe, denn sie strebt ein Studium in Produktdesign oder Innenarchitektur an. Eine Vorliebe für Konstruktion und Architektur lässt ihr Bild erkennen, das eine offene Tür zeigt, durch die gleißendes Licht aus der Ferne fällt.
Neben der Ausstellung im Forum zeigen die Jugendkunstgruppen beim „Wintercafé“am Samstag, 15. Dezember, von 14 bis 17.30 Uhr die Ergebnisse anderer Kurse am Standort Kerschensteiner Straße 14. Zur Ausstellung gibt es ein buntes Mitmachprogramm in Werkraum und Malsaal, Aufführungen der Tanzgruppen, dazu Kaffee und Kuchen.